Ferdinand und das Großformat - ein Interview

Ferdinand zog zum studieren nach Wiesbaden, wo er erst kürzlich seinen Master in Innenarchitektur abschloss. Nachdem er sein musikalisches Hobby und seine Band aufgegeben hatte, sucht er nach neuem, kreativem Nervenkitzel und stieß auf analoge Fotografie. Inspiriert von 'Stranger Things' begab er sich mit einer Pentax ME super auf seine ersten analogen Abenteuer.
Social Media war es, was Ferdinand letztendlich zur Großformatfotografie und seiner ersten Großformatkamera, einer Toyo View 45C, brachte.

© Ferdinand Hieronymi

Hallo Ferdinand und willkommen im LomoMagazin! Was gefällt Dir am besten an der Aufnahmeerfahrung mit einer Grossformatkamera? Wie unterscheidet es sich vom Fotografieren mit 35mm oder Mittelformat und was sind die Herausforderungen?

Wenn man durch die Mattscheibe schaut ist das besser als jedes Fernsehprogramm und jede Netflixserie zusammen.

Man muss sich vorstellen, dass man alles was man mit einer Kleinbildkamera zu tun hat, bei einer 4x5 Kamera mindestens mal 10 multiplizieren muss. Das Gewicht, die Größe, ein geplantes Foto dauert 10-fach so lange, das Bestücken einer Filmkassette, aber das Ergebnis ist ein 10-fach so großes Negative und das ist die Mühe wert.

© Ferdinand Hieronymi

Könntest Du uns ein wenig darüber erzählen, was Dir am Fotografieren mit einer Grossformatkamera gefällt?

Mir gefällt es, sich mal länger mit einem Ort zu beschäftigen. Da kann dann bis das richtige Bild entsteht auch ruhig mal eine Stunde verstreichen. Es kommt der Malerei sehr nahe. Man schaut sich die Bewegungen an, die Verläufe, die Linien von Gebäuden die in einem Punkt fluchten. Und am Schluss hält man ein große Negativ in der Hand, richtige Bilder die schon aus dem Entwicklertank kommen. Mit denen man durch Kontaktprinting brauchbare Ergebnisse erzielen kann.

© Ferdinand Hieronymi

Hast Du ein Lieblingsmotiv?

Nachdem ich einige Dokus über FE5 Tornados gesehen habe, die wie Ungeheuer aus den Wolken kommen um für Chaos und Angst zu sorgen, bin ich sehr interessiert an Wolkenformationen. Kräfte, die über uns hinwegschweben, gegen die wir nichts machen können, doch mit den verschiedenen Kontrasten sehr schön aussehen. Durch die teilweise schnelle Veränderung der Wolkenbilder stellen sie außerdem jedesmal eine neue Herausforderung dar.

Ich lasse ein Negativ auf dem ich sehe, das es von der Belichtung überhaupt nicht hinhaut auch gerne mal auf den Kellerboden fallen und steige mit dem Schuh drauf. Der Sohlenabdruck ist bei den großen Negativen gut zu erkennen. Oder wenn ich merke, dass ich vergessen habe die Linse zu schließen, bevor ich den Dark-Slider gezogen habe und das Negative überbelichtet ist, versuche ich im Dunkeln die Emulsion mit Fixierer zu bearbeiten, ich nehme einen Linolschnitt, benetze diesen mit Fixierer und lasse alles ein wenig im Dunkeln liegen, danach wird das ganze entwickelt.

© Ferdinand Hieronymi

Welchen Rat würdest Du Fotografen geben, die das Grossformat zum ersten Mal ausprobieren möchten?

Der einfachste und schnellste Weg zu einem großen Negativ zu kommen ist die Camera Obscura. So habe ich auch angefangen. Eine Pralinenschachtel mit Loch und ein passendes Stück Fotopapier.

© Ferdinand Hieronymi

Zuguter letzt: Hast Du Tipps zur Großformatfotografie für unsere Leser?

Tipp: Eine große Kamera braucht ein großes Stativ. Besorgt Euch ein gescheites, das wird die ganze Sache viel einfacher und sorgenfreier machen.


Vielen Dank an Ferdinand für die wundervollen Fotografien und seine Gedanken zur Großformatfotografie. Schau auf seinem Instagram vorbei und lass Dich inspirieren!

geschrieben von alinaxeniatroniarsky am 2020-08-27 in

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