Sonnige Tage: Wie man einen Solargraphen baut

Ich habe zuvor noch nie eine konventionelle Pinhole-Kamera verwendet, aber letzten Herbst habe ich mich an Solargraphie versucht. Ein Solargraph unterscheidet sich nicht so elementar von einer üblichen Pinhole-Kamera, aber die Idee dahinter ist, die Bewegung der Sonne festzuhalten.

Anders als sonst braucht man für eine Solargraphie eine Belichtungszeit von einigen Monaten, um das Bildmotiv festzuhalten: die Bewegung der Sonne am Himmel. Da diese Kamera so lange draußen ist, muss sie sehr stabil gebaut sein. Ich habe gerade meine erste Solargraphie eingesammelt und dieses Tutorial zeigt den Prozess, wie ich einige mehr für den Sommer vorbereite.

Du brauchst:

  • Einen Behälter für das Gehäuse deiner Kamera. Ich habe eine Getränkedose mit 0,6l genommen, aber jede Größe kann verwendet werden, solange dein Fotopapier hineinpasst.
  • Schwarz-Weiß RC Fotopapier. Ich habe Ilford 8×10 genommen. (Das endgültige Bild ist farbig. Ich habe keine Ahnung , wie das geht.)
  • Schwarzes Klebeband – Isolierband oder Abdeckband
  • ein wenig Karton
  • Schere oder Cuttermesser
  • eine Reißzwecke
  • eine Dunkelkammer (höchstens mit dunklem Rotlicht, wenn überhaupt!)
  • einen Scanner
  • einen Ort für deinen Solargraphen: ein offenes Blickfeld zur Sonne hin gerichtet

Anleitung:

  1. Schneide deinen Behälter oben ab. Da ich eine Aluminiumdose verwendet habe, habe ich die scharfen Kanten mit Klebeband abgeklebt, um meine Hände und das Fotopapier zu schützen.
  1. Steche mit der Reißzwecke etwa in der Mitte deines Behälters ein Loch. Es sollte etwa 3 mm Durchmesser haben, aber keine Sorge, dass muss nicht exakt sein.
  1. Bedecke das Pinhole mit Klebeband. Dieses Stück Klebeband wird als Verschluss benutzt, deshalb ist es wichtig, dass es einigermaßen lichtundurchlässig ist (Ich habe auch die ganze Dose mit Isolierband beklebt. Aus ästhetischen Gründen; wenn dein Behälter lichtundurchlässig ist, ist das ohnehin nicht notwendig). Mir ging dann etwa bei der Hälfte das Isolierband aus, weshalb ich dann eines in blaugrün benutzt habe – es sieht sehr verziert aus, aber ist dennoch effektiv. Ich würde aber kein weißes oder gelbes benutzen.
  1. Mache einen „Deckel“ für deine Kamera. Ich habe einfach den oberen Rand der Dose auf Karton nachgezogen und ausgeschnitten. Wenn du an wasserdichtes Material kommen kannst (wie Plastik?), ist das besser, vor allem wenn du die Kamera im Winter rausstellst. Ich habe ein paar Klebestreifen oben an die Dose geklebt, damit der Karton nachher leichter angebracht werden kann.
  1. Ich habe 8×10″ Fotopapier verwendet, deshalb musste ich es zuschneiden, bevor es in den Solargraphen passen würde. Ich empfehle, erst mit einem normalen Papier zu testen, bevor du in die Dunkelkammer gehst. Das Papier sollte etwa so hoch sein wie der Behälter und die Breite sollte etwas geringer sein als der Umfang des Behälters, so dass das Papier das Pinhole nicht bedeckt. Meine Dose war etwa 20 cm hoch und hatte einen Umfang von 18 cm. Mein Papier war 17×16 cm groß.
  1. Zeit, in einen lichtdichten Raum zu gehen! Wenn dein Fotopapier zugeschnitten werden muss, dann mach es jetzt. Da du jetzt mit einer Schere oder einem anderen scharfen Gegenstand hantieren und genaue Messungen vornehmen musst, wäre es empfehlenswert, in eine Dunkelkammerlampe zu investieren. Dennoch ist es nicht unmöglich, das Fotopapier in vollständiger Dunkelheit zuzuschneiden.

Wenn dein Papier fertig ist, dann rolle es so ein, dass die EMULSION NACH INNEN zeigt. Wenn du in einer Dunkelkammer mit roter Glühbirne arbeitest, kannst du nachsehen, ob das Papier das Pinhole bedeckt. Wenn du im Dunklen arbeitest, kannst du in der Dose abtasten, wo das Pinhole ist. Es sollte sich rau anfühlen, wo das Pinhole ist. Wenn die Seite mit der Emulsion nicht nach innen zeigt oder das Pinhole bedeckt ist, bekommst du nach einem Monat kein Bild!

  1. Wenn das Papier richtig in der Dose ist, kannst du den Deckel aus Karton anbringen und festkleben. Benutze mehr als nur zwei Streifen, um den Deckel festzukleben. Ganz im Ernst, verwende Unmengen an Klebeband. Dein Solargraph sollte nun wasser- und lichtdicht sein.
  1. Dein Solargraph ist nun fertig! Glückwunsch! Als nächstes musst du einen Ort finden, an dem du die Kamera aufstellen kannst. Du brauchst ein offenes Blickfeld, das der Sonne zugewendet ist. Wenn du auf der nördlichen Halbkugel lebst, dann ist das Süden und auf der südlichen ist es entsprechend Norden. Ich habe die Kamera an ein Geländer auf dem Dach meines Studentenwohnheims geklebt. Achte darauf, dass sie sicher befestigt ist und sich nicht bewegt. Nimm den Verschluss aus Klebeband ab.
  1. Warte. Markiere dem Tag im Kalender, an dem du den Solargraphen wieder einsammeln willst.
  1. Hole den Solargraphen zurück. Bedecke den Verschluss wieder mit Klebeband, bevor du ihn bewegst.
  1. Das Entwickeln der Solargraphie ist sehr einfach. Schneide den Kartondeckel deiner Dose in einem schwach beleuchteten Raum ab. Nimm das Papier heraus, trockne es, wenn nötig, mit einem Föhn und scanne es dann. Mit einem Bildbearbeitungsprogramm musst du die Farben umkehren.
Lass das Papier nicht das Pinhole abdecken!

Anmerkungen:

Ich habe meinen ganzen Behälter mit Klebeband abgeklebt, obwohl das nicht für die Funktionsweise der Kamera nötig ist. Ich wollte es so unscheinbar wie nur möglich aussehen lassen, statt dass es einer alten, weggeworfenen Getränkedose gleicht. Das ist nicht unbedingt notwendig, aber wenn deine Kamera an einem Ort sein wird, an den auch andere Leute kommen, ist es vielleicht eine gute Idee. Ich habe außerdem auf der Seite der Dose eine Notiz verfasst, die das Experiment erklärt, mit der Bitte, dass sie nicht entfernt werden sollte. Ich hinterließ auch eine Kontaktmöglichkeit, falls es ein Problem darstellen oder verursachen sollte oder falls jemand anderes wissen wollte, wie man einen Solargraphen baut!

Landschaft! Bei dem Foto dreht sich nicht alles einzig und allein um die Sonne. Mein Solargraph lag über dem Teil des Dachs, der regelmäßig Regen ausgesetzt ist und man sieht auch eine große Pfütze, in der sich die Sonne reflektiert. Eine Aussicht mit einem See, Pool oder eine oft regennasse Straße wäre cool! Eine schöne Stadtlandschaft, Baumgipfel, eine besondere Attraktion wäre schön.

Die Künstlerin Tarja Trygg sammelt Solargraphien aus aller Welt. Wenn du fertig bist, warum reichst du deine nicht bei ihrer Website ein?

Denke an die Sonne! Jeden Tag steht sie höher oder tiefer am Himmel. Das gipfelt in der Sommersonnwende auf der Nordhalbkugel und der Wintersonnwende auf der Südhalbkugel. Also wenn du deine Kamera von einer Sonnwende zur anderen draußen lässt, also 6 Monate lang, dann hältst du den höchsten und tiefsten Punkt fest und natürlich alles dazwischen. Von da an gibt es keine anderen Wege und deshalb ist es sinnlos, den Solargraphen noch länger draußen zu lassen.

Da man zum “Entwickeln” eine digitale Komponente braucht, kannst du mit der Detailgenauigkeit herumspielen, die du erzielen kannst. Ich muss jetzt noch die richtig Balance zwischen Farbigkeit und Detailgenauigkeit finden. Hier sind verschiedene Versionen von meiner Solargraphie von letztem Herbst: das frisch gescannte Negativ und zwei Versionen des Positivs. Ich zeige sie meistens miteinander.

Als Quelle für diesen Artikel dienten Solargraphy und Pinhole Photography by Justin Quinnell.

geschrieben von petrichorify am 2012-09-10 in #Ausrüstung #Anleitungen #diy #pinhole #tutorial #light-painting #tipster #lomography #selbstgemacht #langzeitbelichtung #kamera #basteln #solargraph #pinhole-tipster

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