Seattle’s Women’s March 2.0

Die argentinische Schriftstellerin und Fotografin Lorraine Healy ist ein langjähriger Fan von Plastikkameras und Autorin von "Tricks With A Plastic Wonder", einem Handbuch für bessere Aufnahmen mit Holga-Kameras. In diesem Artikel teilt Healy ihre Bilder des Seattle Women's March of 2018 und ihre Gedanken darüber, wie man große Gruppen von Menschen fotografiert.

Olympus OM-2, Svema 400 B&W film.

Ich habe kürzlich an meinem dritten Women's March in diesem Jahr teilgenommen. Das sind (vergleichsweise!) kleine Zusammenkünfte von etwa tausend Menschen, die seit letztem Jahr die Demonstrationen (mit weit über einhunderttausend Menschen) zum Internationalen Frauentag vom 8. März 2017 in Buenos Aires fortsetzen. Vor ein paar Wochen ging ich mit einer Gruppe von Leuten aus Whidbey nach Seattle, um am "Seattle's Women's March 2.0" teilzunehmen. Dieser hatte etwas weniger als hunderttausend Teilnehmer!

Lasst mich mit etwas Offensichtlichem anfangen: Dies ist ein Artikel über Fotografie; Um genauer zu sein, ein Artikel, der über die Unterschiede zwischen Straßenfotografie, journalistischer Fotografie und allem dazwischen sinniert, insbesondere geht es darum, eine riesige Gruppe von Menschen zu fotografieren. Dieser Artikel interessiert sich nicht für die Politik, die in diesen Frauenmärschen involviert ist - sie konzentriert sich eher darauf, wie man gute Fotos macht, wenn es um große Mengen von Menschen, Hunden, Schildern und deren Umgebungen geht.

Meine erste Entscheidung beim Fotografieren des Seattle-Marsches war, dass ich bei Schwarz-/Weiß-Film bleiben würde, so wie ich es letztes Jahr in Buenos Aires gemacht habe. Ich wollte diesen Bildern einen altmodischen "Zeitungs-Look" geben und ich dachte, es wäre auch eine gute Gelegenheit, um einige 35mm Schwarz-/Weiß-Filme zu testen, die ich ausprobieren wollte. Die Entscheidung, welche Kamera ich mitnehmen wollte, war schon schwieriger: Ich habe die Wettervorhersage immer im Blick gehabt, um zu sehen, welches Wetter wir bekommen würden (es regnet seit langem fast ununterbrochen im Nordwesten der Pazifikküste). Ich wollte zwei 35mm-Kameras mitnehmen, die keine besondere Last sein sollten und die das Wetter verkraften könnten. So hätte ich zwei verschiedene Objektive zum spielen. Ich nahm aber auch zwei Holgas mit Ultrafine Extreme S/W-Film mit, aber sonst keinen 120er Film - ich plante diese beiden Rollen für Portraits zu nutzen und die Holgas in meinen Rucksack zu packen, wenn beiden Rollen voll wären. Ich kann ziemlich besessen von Holgas sein und wertvolle Zeit damit verbringen, im laufenden Betrieb die Filmrollen zu wechseln. Ich wollte versuchen, diese beiden Rollen bewusst und langsam zu verschießen und dann die Kameras weg zu legen und zu vergessen, dass ich sie hatte. In diesem Artikel werde ich diese Bilder aber nicht besprechen - ich habe den Film noch nicht zurückbekommen!

Die Wettervorhersage war schlechter, als sich der fragliche Tag schließlich herausstellte, aber am Samstag, dem 20. Januar, hatte ich mich (dank dem vernünftigem Rat von Lomofriend @lomodesbro - Danke, Des !!) schon für meine zwei Kameras entschieden. Ich nahm eine kleine, sehr leichten Olympus Stylus Epic mit dem 35mm f2.8 Zuiko-Objektiv wegen ihrem schnellen Autofokus. Meine andere Kamera war die vor kurzem generalüberholte Olympus OM-2 mit einem 50mm f/1.8 Zuiko-Objektiv mit manuellem Fokus, für die Bilder, bei denen ich etwas näher heran gehen wollte.

Aus Mangel an Licht und der Tatsache, dass es eigentlich ein regnerischer Tag sein sollte, benutzte ich hauptsächlich schnellen Film. Der Tag war dann doch nicht so dunkel, aber ich bin trotzdem froh, dass ich mit fast ausschließlich 400 ISO-Filme benutzt habe, was mir erlaubt, schnellere Verschlusszeiten zu nutzen und dabei etwas abzublenden: f/4, gelegentlich f/5 6, aber meist blieb ich in diesem Spektrum. Ich wollte fotografieren, wie ich diese Ereignisse erlebe: In einem Meer von fast verschwommenen Gesichtern (aber nicht ganz, also f/4 oder f/2.8), eine Szenerie, die vor meine Augen scharf wird. Ich habe mit beiden Kameras je 3 Rollen verschiedener S/W-Filme verschossen und ich werde meine Ergebnisse und Gedanken zu allen teilen.

Mit Blick auf die resultierenden Bilder, besinne ich mich wieder auf meine Gedanken und Entscheidungen des Tages: War das Street-Fotografie oder journalistische Fotografie oder etwa Fotografie für dokumentarische und historische Zwecke? Ich glaube, es war alles davon, möglicherweise irgendwie zusammengefasst. Ich würde sagen, dass diese Bilder die Eindrücke einer Person von einem Ereignis sind und die Haltung dieser Person zeigen (unglaublich, wie viele Bilder Hunde zeigen!), quasi den Platz des Fotografen im Kontinuum des Marsches. All diese Faktoren spielen eine Rolle, wenn man Teil einer Menschenmenge ist, die sich zu einem bestimmten Zweck versammelt hat, oder sie von der Seite fotografiert - sei es die St. Patrick's Day-Parade in Boston, New York oder Dublin; eine Parade zum 4. Juli im amerikanischen mittleren Westen, das Stiertreiben in Pamplona oder jede andere Art von Marsch oder Menschenmenge.

Verschiedene Gesten drei Freunde posieren fröhlich; eine Hand, die zwischen den Gebäuden von Seattle ein Schild hält; ein Mann mit einem Bein im Gipsverband, der treu seiner Frau folgt und ihren kleinen Hund in den Korb trägt und Star Wars-Fans tragen einen Capes an jenem Tag.

Wonach ich bewusst gesucht habe waren Gesten, der "Dialog" zwischen Menschen und Zeichen, Worten und Gesichtern. Außerdem beginnen diese Ereignisse irgendwo, dort wo sich die Leute für eine gewisse Zeit sammeln (ein Park in der Gegend des Capitol Hill, wo es viel zu viele Reden gab und wir viel zu lange warten mussten) und sie enden an einem ähnlich großen Ort, wo sich Menschenmenge schließlich zerstreut, man sich verabschiedet oder noch rumhängt. Es gibt also eine sehr unterschiedliche Energien an diesen Anfangs- und Endpunkten im Vergleich zur Fotografie während des Marschs oder der Parade. An den Anfangs- und Endplätzen kannst du dir Zeit nehmen, die Leute bitten, zu posieren, wenn sie dazu bereit sind (alle hatten Spaß dabei!). Während des Marsches ist es notwendig, schneller zu schießen, mehr zu knipsen und zu wissen, dass die Ausbeute an Bildern geringer ist oder man wird langsamer, so dass man die "menschliche Umgebung" variieren kann, um es interessant zu halten.

Filme, die ich benutzt habe:

Olympus OM-2 + 50mm f/1.8 + Svema 400 B&W = Genau, was ich haben wollte!

Olympus OM-2 + 50mm f/1.8 + Holga 400 B&W = Perfekt! Was ich an den Bildern mit diesem Film von Foma liebe, ist, wie er den bewölkten bewölkten Himmel einfing.

Olympus OM-2 + 50mm f/1.8 + GAF 320 ISO = Hat dafür nicht gut funktioniert; kaum Kontrast, sehr grau. Ich glaube, ich würde diesen Film wahrscheinlich eher mit einem gelben oder orangefarbenen Filter nutzen und ihn mit 100 ISO bewerten.

Olympus Stylus 35mm f/2.8 + Kodak Tri X 400 = Ziemlich nett!

Olympus Stylus 35mm f/2.8 + Ultrafine Extreme 400 = Hätte etwas kontrastreicher sein können, aber nichts, was ich nicht durch Anpassung der Kurven vom Scan korrigieren könnte.

Olympus Stylus 35mm f/2.8 + Cinestill 200 B&W = Ziemlich nett. Das war das erste Mal, dass ich diesen Film benutzt habe, ich verschoss ihn gegen 14 Uhr, als das Licht am stärksten war (was nicht viel heißt, aber es war heller als morgens um 10)

Meine zwei Lieblingsfotos des Tages sind ein gestelltes (der hübsche junge Mann hielt an und erlaubte mir das Foto zu machen) und ein spontanes: Ich sah diese Mutter und ihre Tochter, als ich mich umdrehte, um zurückzuschauen (ein wichtiger Tipp: Schau überall hin, auch hinter dich, um die besten Gelegenheiten nicht zu verpassen!). Was soll ich sagen? Die Tatsache, dass sie ihre kleine Puppe in ihrem Rucksack trug, hat mich fasziniert.

Und der "Dialog" zwischen dem süßen Gesicht des Jungen und dem wütenden Foto auf dem Schild, das er trug und Menschen ringsum erzeugen einen "visuell Wert", der die leichte Unschärfe ausgleicht.

Olympus OM-2 mit Svema 400 (l) und Olympus Stylus mit Ultrafine Extreme 400 (r).

Lorraine Healy (@lorrainealy) ist eine argentinische Schriftstellerin und Fotografin, die im pazifischen Nordwesten lebt. Sie ist ein langjähriger Fan von Plastikkameras und Autorin von "Tricks With A Plastic Wonder", einem Handbuch für bessere Ergebnisse mit einer Holga-Kamera, das als eBook auf Amazon.com erhältlich ist.

geschrieben von Lorraine Healy am 2018-02-13 in #Orte
übersetzt von dopa

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