"Was geworden" ist Definitionssache

Bis vor Kurzem zählte ich mich noch zu den “digitalen Couchpotatoes”. Knipsen bis der Arzt kommt, aber dann auch keinen Film einlegen und diesen auch nicht weiterspulen, geschweige denn zum Entwickeln schleppen müssen. Das ging gut, bis sich mein Vater, ein tapferer Verfechter der analogen Fotografie, sich seine erste Lomo kaufte. Ich wollte auch, und es dauerte nicht lange, bis ich meine Diana Mini über die Türschwelle trug. Aber wie es nun mal mit der verwöhnten digitalen Generation ist, glaubt man natürlich zunächst einmal, man könnte alles auf Anhieb. Ich legte los und erlitt erst einmal einen ordentlichen Filmriss. Also buchstäblich, nicht im übertragenen Sinne.
Als der zweite Film dann auch mit Ach und Krach eingelegt war, war nichts mehr vor mir und meiner Diana sicher. Und dann hielt ich das Ergebnis meines ersten, heil gebliebenen Films in Händen. Mein erster Gedanke war: “Ab in die Tonne!”, aber dann schrie der Individualist in mir, ob ich denn noch alle Tassen im Schrank hätte.

Nun ja, es ist zwar so, dass ich hier das erste Bild hochladen soll, was wirklich was geworden ist. Man kann jetzt sagen, dass dieses etwas ungewöhnliche Porträt, was am Abend eines Abigags in einer Bar entstanden ist, tatsächlich ein Fall für die Tonne ist. Andererseits dürfte mein lieber Freund, der Modell stehen musste, ziemlich geschmeichelt sein, wenn er seine Visage so oft auf einem einzigen Bild bewundern darf. Das war natürlich Absicht.

geschrieben von raven am 2011-04-20