Irgendwo in Berlin: Das alte Rewatex Gelände

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In keiner deutschen Stadt gibt es wohl so viele Industrieruinen wie in Berlin. Man weiß manchmal gar nicht, bei welchem Gelände man anfangen soll mit den Fototouren. An einem sonnigen Sonntagnachmittag entschlossen wir uns für das alte Rewatex Gelände in Berlin Spindlersfeld.

Spindlersfeld liegt wirklich JWD – janz weit draußen. Wer es genau wissen will: Es ist die Endhaltestelle der S47! Ungefähr 20 km vom Wedding entfernt. Aber was tut man nicht alles, um ein wenig in die Vergangenheit abzutauchen.

Spindlersfeld wurde nach der dort ansässigen Wäscherei- und Färberei von W. Spindler benannt. Die Industriegebäude stammen aus den 1870er Jahren und sind typische rote Backsteinbauten. Die Wäscherei war eine zeitlang die größte in Deutschland und der Vorreiter der chemischen Reinigung.
In den 1920er Jahren wurde die Wäscherei dann von der Schering AG übernommen und später betrieb der VEB Rewatex die Industriewäscherei.

Das Gelände konnten wir ganz einfach betreten: Das Tor stand offen, da derzeit das alte Kutscherhaus zu Wohneinheiten umgebaut wird. Es gibt außerdem ein kleineres Verwaltungsgebäude mit dem ehemaligen Eingang und einen großen, quaderförmigen Komplex mit Innenhof. Jedoch war es nicht einfach, in das Innere des großen Gebäudes zu gelangen. Alle Fenster waren mit Sperrholz verrammelt. Doch irgendein voriger Besucher hatte eine Platte herausgetreten, so dass wir durch ein großes Fenster ins Abenteuerland eindringen konnten.

Es gibt wirklich viel zu sehen in solchen alten Industriekomplexen. Zerstörte Fenster, Putz und Farbe, die von den Wänden blättert, halb herausgerissene Toiletten, zahlreiche Graffiti und ab und zu auch mal ein toter Igel. Ich hatte die Pentacon Six, eine LC-A und eine Canon AV-1 dabei. Außerdem eine Mischung unterschiedlichster Rollfilme. Sowohl ein Ilford Delta 3200 als auch einen Fuji Astia 100. Je nach Lust und Laune.

Am meisten fasziniert hat mich die abblätternde Farbe und die zerstörten Scheiben. Außerdem war der Lichteinfall in den Gebäuden an einigen Stellen einfach wunderschön.

Man muss auf jeden Fall viel Zeit mitnehmen, wenn man sich das Gelände ansehen will. Wir haben vier Stunden dort verbracht und haben definitiv vergessen, einen Grill mitzunehmen! Außerdem sei vor einem der Dächer gewarnt, das in den Innenhof hineinragt: Löcher in der Dachpappe und ein recht maroder, hölzerner Dachstuhl!!

Auf das Gelände sollte man – wegen der Bauarbeiten – wohl besser nur am Sonntag gehen. Einfach die S47 bis Spindlersfeld fahren. Von dort noch ca. 5 Minuten kurzer Fußweg.

geschrieben von graefin am 2011-04-21 in #Orte #berlin #location #fabrik #reiseziel #sehenswuerdigkeit #lost-places #rewatex

5 Kommentare

  1. emmasknopf
    emmasknopf ·

    War ein absolut toller Ausflug - und nicht der letzte! Das Marc & Seppl Touristik Duo ist schon am Planen für die nächste Sause. Es ist natürlich jeder dazu herzlich eingeladen, ob Berliner oder nicht :)

  2. zonderbar
    zonderbar ·

    wunderschöne Bilder!

  3. zonderbar
    zonderbar ·

    @emmasknopf beim nächsten Mal bin ich hoffentlich auch endlich mal dabei :)

  4. emmasknopf
    emmasknopf ·

    Na an uns hat's ja nicht gelegen, Madame ;)

  5. caroni
    caroni ·

    schöner artikel und astreine bilder.

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