Kodak Retina 1a – Eine Art Scheunenfund

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Okay, kein richtiger Scheunenfund, aber immerhin vom Bauernhof. Mein Stiefvater ist nämlich Landwirt und hat mir diese Kamera, die er als Jugendlicher bekam, geschenkt. Im Jahr 1951 kam diese Kamera auf den Markt, mit einem Neupreis von damals 218 DM, was eine Menge Geld war. Aber der Gegenwert ist spürbar, denn dieser Fotoapparat strahlt eine wunderbare Wertigkeit aus und zeugt von guter, alter Handwerkskunst.

Von: marcel2cv

Vor einiger Zeit unterhielt ich mich mit meiner Mutter und meinem Stiefvater über alte Kameras, und ihm fiel dabei ein, dass er noch eine im Schrank liegen hat. Er hatte sie als Jugendlicher geschenkt bekommen, aber nicht viel benutzt, da er durch den Bauernhof schon damals nicht wirklich an Reisen denken konnte und auch ohne Fotografie genug zu tun war. Mehr als ein paar Filme hatte diese Kamera nicht gesehen. Begeistert nahm ich sie in Augenschein und lieh sie mir aus, um damit einen Testfilm zu verschießen.

Die Bedienung erschloss sich mir schnell, man öffnet die vordere Klappe, wodurch sich ein kurzer Balg ausfährt. Dann stellt man Blende, Belichtungszeit und Entfernung ein (letztere Einstellung muss übrigens auf unendlich stehen, wenn man die Klappe wieder schließen möchte). Den richtigen Bildausschnitt zu finden, ist leider nicht ganz so einfach, da der Sucher wirklich sehr klein geraten ist und auch keinen Parallaxeausgleich hat. Ein seltsamer Mangel an einer so mechanisch hochwertigen Kamera, aber nach kurzer Recherche wird der Grund dafür klar: Der eingebaute Sucher ist nur ein Notbehelf, normalerweise hat man wohl eher einen auf den Blitzschuh gesteckten Zusatzsucher benutzt. Okay, wieder versöhnt, auch wenn ich den Aufstecksucher leider nicht besitze. Dafür einen kleinen Belichtungsmesser, der zwar nicht mehr funktioniert (kein Wunder nach so vielen Jahren), aber immerhin schön aussieht.

Der erste Film war noch etwas dunkel…

Der erste Film lieferte schon ziemlich gute Resultate, allerdings waren alle Bilder etwas dunkel geworden. (Am Belichtungsmesser lag es nicht, mit anderen Kameras gab es kein Problem). Nachdem mein Stiefvater sah, wie viel Freude ich an der Kamera hatte, schenkte er sie mir. Ich war so froh!
Also folgte kurz darauf der zweite Film, diesmal ein ISO 400er. Der passte deutlich besser. Die Gelegenheit für den zweiten Film ergab sich, als ich mit meiner Mutter eine kleine Nostalgietour in das Dorf in der Eifel unternahm, wo meine Großeltern früher ein Ferienhaus hatten, und in dem wir alle öfters mal de Urlaub verbrachten. Da passte die Retina sogar altersmäßig perfekt rein! Und die Bilder sehen tatsächlich aus wie aus den 60er Jahren…

Von: marcel2cv

Hier noch ein paar technische Daten zur Kamera:

Lichtstärke: 3,5
Verschlusszeiten: Bis 1/500 und B
Filtergewinde: 29mm

Wenn Ihr die Kamera bei Ebay sucht, wird sie vermutlich nicht so billig weggehen, da sind die Chancen auf Flohmärkten wahrscheinlich besser, da nicht jeder die Preise so gut einschätzen kann. Ich kann euch nur empfehlen, sie euch einmal anzuschauen. Es ist zwar definitiv keine Point-and-Shoot-Kamera, etwas Zeit braucht man schon, aber dafür ist sie sehr handlich, zusammengeklappt gefühlt nicht viel größer als die LC-A+ (auch wenn die Messwerte etwas anders aussehen). Viel Spaß damit!

geschrieben von marcel2cv am 2012-08-12 in #Ausrüstung #review #kodak-retina-erbstueck-35mm-kleinbild-balgen

4 Kommentare

  1. dirtyharry
    dirtyharry ·

    Zum Erbstück Kodak Retina - Ich finde Du hast die kleine Nostalgiecamera sehr gut beschrieben.
    Ich selbst habe mir heute auch eine Kodak Retina I a zugelegt - m. E. zu einem günstigen Preis bei einem namhaften Fotohändler in München (29,00 EUR) mit einem Jahr Garantie auf alle Funktionen.
    Sie ist in einem ausgesprochen guten Zustand und ich erwarte das Ergebnis meines Testfilms.
    Viel Spaß weiterhin mit deiner Kamera.

  2. marcel2cv
    marcel2cv ·

    @dirtyharry: Vielen Dank! Dann gutes Gelingen mit Deinem Schnäppchen, der Preis ist echt klasse! Bin auf Deine Ergebnisse gespannt!

  3. nanyjji
    nanyjji ·

    Hallo.

    Ich hab auf nem Flohmarkt für 10 Euro ne funktionsfähige Kodak Retina 1a gefunden. Ich hab Film gekauft, und liebe es, sie zu nutzen. Nur stellen sich mir Fragen. Wie finde ich die Belichtungszeit raus, wenn ich keinen Belichtungsmesser habe? Und wozu ist der kleine grüne Schalter am Objektiv? Selbst im Fotofachgeschäft wusste das keiner. Ich hoffe, jemand kann mir helfen. Falls hier noch jemand aktiv ist. Wäre echt toll. Grad der grüne Knopf hält mich Nachts wach...

  4. marcel2cv
    marcel2cv ·

    Hallo @nanyjji und herzlichen Glückwunsch! Die Belichtungszeit kannst Du, wenn Du keinen Belichtungsmesser hast, entweder schätzen (google mal nach Sunny16) oder mittels Handy-App herausfinden (da benutze ich Lightmeter). Funktioniert beides ganz gut, wenn nicht extreme Lichtsituationen sind. Meinst Du den kleinen grünen geriffelten Schalter oben links am Objektiv (von vorne gesehen)? Der ist dazu da, um von M auf X umzustellen, und Du brauchst ihn *nur* beim Blitzen. Schau mal, hier gibt es eine Anleitung zur Kamera: www.cameramanuals.org/kodak_pdf/kodak_retina_ia.pdf

    Wenn Du noch Fragen hast, immer gern her damit. :)

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