Die zeitlose Magie der Analogfotografie: Gedanken der philippinischen Fotoreporterin Nana Buxani

Die philippinische Fotoreporterin, Filmemacherin und Künstlerin Nana Buxani nimmt sich viel Zeit. Durch ihren Beruf hat sie gelernt, beharrlich zu sein. Es geht ihr nicht darum, das perfekte Bild zu machen, sondern die beste Art und Weise zu finden, den Kontext zu präsentieren.

Wir hatten kürzlich die Gelegenheit, mit Nana über ihre Arbeit zu sprechen. Sie präsentierte uns ihre Sammlung an Filmkameras, zeigte uns diejenigen, die sie im Laufe der Jahre benutzt und geliebt hat (darunter eine Nikon F2, eine Leica M6 und eine Rolleiflex TLR), und sprach über berufliche und persönliche Geschichten, darunter ihre Meinung zur Filmfotografie für jüngere Menschen, einen aktuellen Dokumentarfilm über die Ureinwohner des Mt. Apo auf den Philippinen und die Zeitlosigkeit des Films.

© Nana Buxani

Geboren 1966 in Mindanao war Nanas Kindheit geprägt von Fotos und Filmen – ein Einfluss ihres Vaters, der seine Fotos am Schreibtisch lagerte und das Kino liebte. In den späten 80er Jahren startete sie ihre Karriere als Fotografin für philippinische Zeitungen und Magazine und entdeckte mit einem Fotoessay über die Notlage der Bauern in Maguindanao schließlich ihre Lebensaufgabe – die Reportage.

Sie beschritt den Weg als unabhängige Fotografin und bekam schlussendlich wichtige Aufgaben, die sie als Fotografin formten; wie das Treffen und Assistieren von Magnum Fotograf Philip Jones Griffiths während seinen Aufnahmen in Diwalwal, Mindanao auf den Philippinen. Außerdem unterstützte sie 1999 auch die Fotolegende Sebastiaio Salgado während einer 21 tätigen Reportage im Land. Die Freundschaft mit Griffiths blieb bestehen und sie tauschten sich per E-Mail bis wenige Monate vor seinem Tod im Jahr 2008 über Ratschläge und Storys aus.

© Nana Buxani II Sebastiao Salgado während einer Reportage auf den Philippinen 1999

Während ihrer Karriere hat sie auch Aufträge für unterschiedliche Organisationen wie die International Labor Organization, Al Jazeera-English, OXFAM-UK, Amnesty International UK und auch für ausländische Medienagenturen wie Time Magazine Asia Edition über Journalistenmorde, den Guardian UK, die New York Times und Bloomberg News berichtet. Viele ihrer Reportagen und Kollaborationen wurden auf der ganzen Welt ausgestellt, einige davon wurden sogar ausgezeichnet.

© Nana Buxani

Sie gehört zu den wenigen Frauen, die sich damals durchsetzten konnten und setzt sich für mehr Frauen im Fotojournalismus ein. Für Nana sind Frauen dem Job durchaus gewachsen.

Für Nana ist es wichtig, dass eine Person etwas dokumentiert, für das sie eine Leidenschaft hegt. Als Fotojournalistin berichtet sie über humanitäre Probleme wie Kinderarbeit, Kinder in Haft, die Notlage der indigenen Bevölkerung und von Kriegen heimgesuchte Gemeinden. Das gilt insbesondere für ihr Heimatland, den Philippinen, wo diese Probleme nach wie vor weit verbreitet sind.

„Es sind stumme Stories und viele von ihnen sind noch nicht entdeckt worden. Das ist nicht immer besonders schön in Magazinen, aber du musst sie finden. Später stelllt man fest, dass man diese Probleme, mit den wir konfrontiert sind, nur findet, wann man danach sucht,“ erzählt sie uns.

© Nana Buxani

Auf Nanas Fotos ist ein Dorfbewohner nicht einfach nur ein Dorfbewohner, sondern einer, der durch den Konflikt zwischen Rebellengruppen und Streitkräften vertrieben wurde und dem Geschichtenerzähler hinter der Linse vertraut. Ihre Geschichten enthalten nicht nur die Realität des Konflikts, sondern auch die Kultur und Geschichte sowie die Hoffnung auf ein besseres Umfeld für ihre Protagonisten. Dies gilt vor allem für arbeitende Kinder, die sie im Laufe der Jahre einige Male dokumentiert hat, einige von ihnen arbeiten in Minen, Häfen, als Bauern oder Müllarbeiter.

Laut ihr fühlen sich Menschen zu unterschiedlichen Dingen hingezogen, wobei ihr besonderes Interesse dem menschlichen Dasein gilt. Ihr gefällt das Eintauchen in Gemeinschaften: Das Kennenlernen ihrer individuellen Geschichten in ihrer Beziehung zum Ganzen, auch wenn sie dafür in weit entfernte Gemeinschaften reisen und Gefahren in Kauf nehmen musste. In einem so flexiblen und unerwarteten Beruf wie dem des Journalisten muss sich die Fotografin anpassen und ständig dazulernen, die Ausrüstung beherrschen und neugierig bleiben, sagt sie.

„Dokumentarisches Arbeiten erfordert Beharrlichkeit, es braucht viel Zeit und es fordert einen heraus, manchmal stellt man sich selbst in Frage... dazu kommen noch die finanziellen Mittel, oder wenn es niemand veröffentlichen will.“

© Nana Buxani

Dennoch ist Nana jemand, der alle Facetten der Fotografie zu schätzen weiß. Ihrer Meinung nach haben alle Aufgaben ihre eigenen Schwierigkeiten und helfen dabei, den Charakter des Künstlers zu formen, indem sie seine Instinkte schärfen und seine künstlerischen Fähigkeiten herausfordern. Entscheidend sei die Absicht, die hinter den Arbeiten stehe, sagt sie.

"Die Menschen sind unterschiedlich. Dokumentiere das, was dir am meisten am Herzen liegt, denn ob du die Mittel hast oder nicht, du wirst es wirklich machen, weil es dir am meisten am Herzen liegt", sagte sie. "All das ist wichtig. Es gibt viele Möglichkeiten, der Fotografie nachzugehen, man muss es nur tun. "

Mit dem Internet, so glaubt sie, können Kunstschaffende und Journalisten ihre eigene Arbeit besser vermarkten und ein größeres Publikum erreichen als früher.

© Nana Buxani

Sie glaubt auch an die Kraft des Films. Auch wenn sie sich im Laufe ihrer Karriere auf Digitalkameras umgestiegen ist, kann für sie nichts das Gefühl von Film übertreffen.

„Die Fotografie ist in gewisser Weise befreiend. Sie hat etwas Magisches, vor allem auf Film. So fühlte ich mich, als ich zum ersten Mal fotografierte und die Dunkelkammer betrat. Dieses Gefühl hat sich bis heute nicht geändert“, sagte sie.

Ihr Glaube an den Film spiegelt sich auch in ihren Vorstellungen an seine Zukunft wider. "Ich denke, es gibt so viel Raum für alle Arten von Experimenten und eine Art von Freiheit beim Fotografieren, besonders für junge Leute. Ich möchte nichts vorhersagen, denn es heißt, dass der Film tot sein wird, aber es gibt [noch] viele Filmhersteller. Film fühlt sich anders an als digitales Material, aber man darf auch nicht vergessen, dass digitales Material sich dem Film annähert. Es gibt Kameras, die versuchen, das Filmkorn und die Bewegungen zu imitieren", sagte sie.

Beharrlichkeit und Zeit beim Erzählen von Geschichten spielen für sie ebenfalls eine wichtige Rolle. Dabei hilft ihr, dass sie viele Interessen und Hobbys hat, wodurch sie von einem Medium zum anderen wechseln und zweifellos die verschiedenen Disziplinen einbeziehen kann. So entsteht ein Werk, das ebenso dynamisch wie eindringlich in seiner Botschaft ist.

„Die einzige Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln findet sich im Arbeiten mit verschiedenen Medien. In der Malerei möchte ich, nachdem ich mit Feder und Tinte gearbeitet habe, andere Dinge erforschen, auf anderen Oberflächen malen. Es ist Teil meiner Vorgehensweise, [verschiedene] Ausdrucksweisen zu erforschen. Es ist Teil meiner Entwicklung, vielleicht auch als Fotografin.“

© Nana Buxani

Angesprochen auf Projekte, die sie noch verfolgen möchte, bleibt sie ihren Interessen treu und möchte gerne mehr über soziale Themen berichten. Auf ihrer Liste stehen Themen zur Gesundheit und natürlich die Kultur und die Kämpfe der indigenen Völker.

Zum Zeitpunkt unseres Gesprächs arbeitete sie gerade an einem Dokumentarfilm über die Ureinwohner des Apo-Gebirges auf den Philippinen und wartete auf die Rückkehr ihres Kollegen von einem Stipendium, damit die Dreharbeiten fortgesetzt werden konnten. Der Dokumentarfilm wurde schließlich in Davao, Philippinen, gezeigt und erzählt von den Geschichten der Ureinwohner. Sie wurden von der örtlichen Regierung beauftragt , den Berg Apo gegen illegale Holzfäller und Wilderer zu bewachen.

© Nana Buxani | Selbstporträts, 2018 & 2002

Sie macht weiterhin Kunst, erzählt Geschichten und teilt diese auch oft auf Instagram, einer Plattform, die sie besonders für kleine Künstler mit leidenschaftlichen Projekten als ermutigend empfindet.

In einem Beitrag erzählt sie, wie sie Reportagen und die analoge Fotografie angeht:

Bei einem Gespräch letzte Woche mit jungen, energiegeladenen und ziemlich inspirierenden Schülern einer Privatschule in der Nähe von Manila wurde ich gefragt, ob es beim Dokumentarfilmen viele Herausforderungen gäbe. Ja, natürlich - die ganze Zeit. Alles ist eine Überraschung, unvorhersehbar, was es noch schwieriger macht. Man ist ständig auf der Hut und denkt darüber nach, selbst wenn man sich ausruht.
Es ist ein Gleichgewicht zwischen Ungewissheit und einem Bauchgefühl, das einem sagt, dass alles gut werden wird. Das Gleiche gilt für die analoge Fotografie: Man weiß nicht wirklich, was dabei herauskommt, erst wenn man die Negative sieht, beginnt man zu printen und sieht, wie das Bild langsam Gestalt annimmt. Aber ich bin nicht an einem perfekten Bild interessiert. Ich interessiere mich für den Kontext; für den Inhalt, den es darstellt.

Wir danken Nana Buxani für das Teilen ihrer Geschichten und Bilder! Um mehr zu erfahren und über ihre Arbeit auf dem Laufenden zu bleiben, kannst du ihre Website besuchen oder ihr auf Instagram folgen.

geschrieben von sylvann am 2024-01-31 in #Kultur #Menschen

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