Isa Zappe: Analoge Bilder treffen auf Künstliche Intelligenz
Share TweetNachdem ihre Point and Shoot Kamera den Geist aufgegeben hatte, hat Isa Zappe unsere kompakte La Sardina mit einer Rolle LomoChrome Metropolis getestet. Entstanden ist eine Serie an spannenden Fotos, von denen sie manche mittels Künstlicher Intelligenz miteinander verschmolzen hat. Warum laut ihr gerade das analoge Bild davon profitiert und welche Möglichkeiten die K.I. für die Fotografie eröffnet, erzählt sie uns in diesem Interview.
Liebe Isa! Schön, dass wir dich in unserem Online-Magazin begrüßen dürfen! Bitte erzähle uns erstmal ein bisschen von dir.
Hallo, mein Name ist Isa Zappe. Ich bin 30 Jahre alt und komme aus Berlin. Ich habe Bildende Kunst und Visuelle Kommunikation an der Universität der Künste in Berlin studiert und arbeite als Fotografin, Künstlerin und Kuratorin.
Wie und wann bist du zur Fotografie gekommen?
Das war ungefähr in meiner Teenagerzeit. Ich hatte die alte analoge Nikon-Spiegelreflexkamera meiner Mutter gemopst und habe dann regelmäßig die Schule geschwänzt, um stundenlang durch Berlin zu ziehen und alles einzufangen, was ich sehe. Ich habe auch regelmäßig meine FreundInnen, Parties, erste Lieben, den ersten Herzschmerz und auch immer wieder mich
selbst fotografiert. So wurde Fotografie schnell zu einem kreativen Ventil für mich. Ich habe eigentlich immer eine Kamera dabei, um jederzeit Erinnerungen einfangen zu können.
Du fotografierst hauptsächlich analog. Warum?
Ich liebe das Haptische an der analogen Fotografie. Das sorgfältige Aus wählen eines würdigen Moments, das Klicken des Auslösers und dann das Vergessen über diesen Moment, den man fotografiert hat. Plötzlich hält man ein paar Tage später die Erinnerung wieder auf Papier in den Händen. Dank der analogen Fotografie habe ich Kisten voller schöner Erinnerungen. Dazu kommt auch, dass ich es liebe, mit dem Medium Fotografie zu spielen. Bei der analogen Fotografie gibt es so viele Möglichkeiten. Ich experimentiere gerne mit abgelaufenen Filmen, Blitzen, Doppelbelichtungen, Bemalen, Anzünden... die Liste ist lang.
Warum wolltest du genau unsere La Sardina testen?
Leider ist meine geliebte Point-and-Shoot-Kamera kaputtgegangen, da her war ich auf der Suche nach einer leichten und kleinen 35-mm-Kamera mit einem kräftigen Blitz. Da bin ich auf die La Sardina gestoßen. Das einzigartige Design hat mich sofort angesprochen, und beim Testen war sie immer schnell einsatzbereit! Die Möglichkeit, Doppelbelichtungen zu machen, hat mich überzeugt :)
Hattest du einen konkreten Plan dafür, was du mit ihr umsetzen wolltest?
Ja, eigentlich wollte ich viel, viel, viel mit ihr herumziehen. Leider hat mich dann eine lange Erkältung erwischt, und es kam nur zu ein paar wenigen Bildern von einem Kurztrip in den Harz und ein paar Momenten aus dem Alltag.
Wie gefallen dir die Ergebnisse? Hast du ein Lieblingsbild?
Mich überzeugen die Bilder, die auch ohne Blitz bei wenig Licht trotzdem nicht verwackelt sind. Am liebsten mag ich die Bilder des aus dem Supermarkt, die ich spontan beim Einkaufen gemacht habe.
Einige deiner La Sardina-Fotos hast du mittels KI miteinander verschmolzen. Was war die Idee dahinter?
KI ist gerade in der Kunstwelt ein umstrittenes Thema. KünstlerInnen haben zunehmend Angst davor, dass KI sie in Zukunft ersetzen könnte. Während meines Bachelorabschlusses im März 2023 in Visueller Kommunikation an der Universität der Künste habe ich KI als ein konzeptuelles Instrument verwendet. Bei meinem Bachelor ging es um „Finding Bigfoot“ und die vielen Hoaxes, die sich um den Mythos Bigfoot drehen. Hier bin ich einen Schritt weiter gegangen und habe mit Hilfe von Bildern und Recherche, die ich zuvor gemacht habe, diese in der KI verschmolzen, um angebliche Beweise für eine Bigfootexpedition zu fälschen. Dabei wird die Ebene des Mediums selbst zu einer Fälschung - das Bild selbst ist eigentlich kein Bild mehr, sondern nur ein computersimuliertes Rendering.
Durch diese Arbeit habe ich natürlich auch viel mit meinen eigenen Bildern in der KI experimentiert. Es ist erstaunlich, was die künstlerische Intelligenz immer wieder generiert. Beim Betrachten dieser Bilder fühlt es sich an wie in meiner eigenen Traumwelt, wo Personen, Orte und Geschehnisse aus meinen Erinnerungen neu kombiniert, verbunden und verschmolzen werden. Besonders spannend ist es, analoge Bilder in der KI zu verwenden. Ich finde es sehr interessant, ein altes Medium in einem jungen Medium zu vermischen und so einen starken Kontrast zu erzeugen. Außerdem finde ich es faszinierend, „reale“ Bilder mit „nicht realen“ Bildern zu mischen, um die eigenen Sehgewohnheiten infrage zu stellen. Gerade im Zeitalter von Social Media, Filtern und Photoshop, wo bereits jedes dritte Bild keine „reale“ Abbildung mehr ist, ist es wichtig, Bildern immer kritisch gegenüberzustehen.
Was sagst du zur Kritik, dass künstliche Intelligenz eine Gefahr für die Fotografie darstellt?
Natürlich birgt künstliche Intelligenz auch das Potenzial für Gefahren in Bezug auf gefälschte Fotografien, die dann als Fake News verkauft werden. Solche Fälschungen gab es jedoch auch schon vorher dank Photoshop oder analoger Bildretusche. Durch KI wird dies jedoch zu einem einfacheren und schnelleren Verfahren, das nun allen zur Verfügung steht. Ich finde es aber auch wichtig, sich neuen Medien nicht zu verschließen, sondern als KünstlerIn offen dafür zu sein und sie für sich zu nutzen. Bereits jetzt gibt es deutliche Qualitätsunterschiede zwischen KI-generierten Bildern. Fluffige Alienmenschen haben wir schon genug gesehen, und langsam kristallisieren sich gute konzeptuelle KI-Arbeiten heraus. Ich glaube, dass KI-Bilder früher oder später als neues künstlerisches Medium neben Malerei, Fotografie usw. etabliert werden. Fotografie wurde am Anfang auch verschrien und wurde erst spät durch den Piktorialismus als Kunstform anerkannt. Kritisch ist natürlich das Generieren von Text zu Bildern, bei dem aus einer Datenbank auf bereits bestehende Bilder von KünstlerInnen zurückgegriffen wird und diese imitiert werden. Des halb arbeite ich ausschließlich mit meinen eigenen Bildern.
Kannst du uns ein wenig über deine nächsten Projekte erzählen?
Da ich gerade mein Studium abgeschlossen habe, befinde ich mich im Moment in einer Phase der Unsicherheit, die einerseits beängstigend ist, mir aber andererseits auch viel Inspiration gibt. Ich möchte mich mehr auf den Bereich der Fashion-Fotografie konzentrieren und versuchen, sie mit meinen künstlerischen Ansprüchen zu verbinden. Mal sehen, wie gut mir das gelingt :)
Zum Abschluss: Hast du einen Rat für unsere Community?
Experimentiert! Experimentiert! Experimentiert!
Es ist so wichtig, sich einfach zu trauen, etwas auszuprobieren, zu scheitern und dann neue Wege zu finden. Dieses Motto spiegelt sich auch in der analogen Fotografie wider. Wenn ein Film einmal ruiniert ist, setzt man einfach einen neuen ein und versucht es noch einmal, aber auf eine andere Art und Weise :)
Vielen Dank für das schöne Interview, Isa!
Vielen Dank für die Einladung! Es war mir eine sehr große Ehre! Wenn du mehr von Isa sehen möchtest, dann folge ihr auf Instagram.
Was ist deine Meinung zur Künstlichen Intelligenz in der Fotografie? Erzähl es uns unten in den Kommentaren.
geschrieben von ckolter am 2023-05-24 in #Ausrüstung #Menschen #lomochrome-lomography-films-cameras
Keine Kommentare