Die Welt des Herrn Willie: Kumgangsan und die Heiligen Berge Nordkoreas

Die koreanische Halbinsel ist von Bergen durchzogen, besonders in Nordkorea. Die Landschaft hat die Mentalität und Wirtschaft dieses Staates stark beeinflusst. Die Schönheit von des Mount Kumgang und vieler weiterer Berge ist der Ursprung vieler Mythen und Märchen dieser Nation.

Von: wil6ka

Die Berge Nordkoreas sind für dieses kleine Land sehr wichtig. Während dem Krieg gegen die Chinesen und später, während der Revolution gaben die Berge ihnen Schutz. Die kommunistischen Revolutionäre kannten die Wege durch die Berge wie ihre eigene Westentasche, was ihnen auch zum Sieg verhalf. Die Berge repräsentieren auch die Rauheit des Landes. 80% des Landes sind von Felsen bedeckt, was sich in der Landwirtschaft sowie im Straßen- und Tunnelbau als besonders schwierig erweist. Wenn also die Nordkoreaner die Berge feiern, feiern sie ihr Überleben.

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In Nordkorea gibt es sechs heilige Berge. Einer der beliebtesten ist der Mount Kumgang — auch Diamantenberg genannt. Für uns war dieser Schatz auf der Ostküste zwei mal einen Tagesausflug wert (ungefähr 7 Stunden von Pjöngjang entfernt). Dabei hatten wir Glück, denn bis 2010 war dieses Gebiet für Ausländer nicht zugänglich. Der Berg ist 1638 Meter hoch und befindet sich in der Nähe von Wosan, nicht allzu weit weg von der entmilitarisierten Zone. Diese Nähe war der eigentliche Grund für die Sperre des Gebiets. Es gab Zeiten, in denen Kumgang ein spezieller Treffpunkt für Bewohner des Südens und des Nordens waren. Zurzeit ist dies jedoch nicht möglich. Dieser Berg ist einer der am meisten zelebrierten Denkmäler der Natur - bestehend aus tausenden robusten Granit und Dioritfelsen, Klippen und Wasserfällen. Kumgang-San ist auch der Berg der 12.000 Gipfel.

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Eine der Perlen von Kumgangsan (Spitzname des Mt. Kumgang) ist der Kuryong Wasserfall. Ein beeindruckender, 74m hoher und 4m breiter Wasserfall, der besonders interessant wegen der Mythen um seinen Ursprung ist. Kuryong bedeutet ‘neun Drachen’. Diese waren die Beschützer des Wasserfalls. Aber das ist noch nicht alles: es gibt auch noch ein Märchen über Feen. Oberhalb der Kuryong-Fälle gibt es 8 große Teiche, die nebeneinander aufgereiht und mit kristallklarem Wasser gefüllt sind. Sie sehen aus wie eine wunderschöne Kette aus blauen Perlen.

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Diese Teiche zogen acht unsterbliche Feen an, die kamen, um auf dem Gipfel zu spielen. Bevor sie zurück in den Himmel kehrten wusch sich jede in einem der Teiche. Es beobachtete sie jedoch ein junger Mann. Er verliebte sich in eine der Feen und stahl ihr Flug-Kleid. Da gab die Fee nach, heiratete den Mann und schenkte ihm drei Kinder. Aber der Mann liebte sie und gab ihr das Flug-Kleid zurück damit sie in den Himmel zurückkehren konnte. Sie verließ ihn und vermisste ihn und die Kinder so sehr, dass sie die Unsterblichkeit aufgab um mit ihrer Familie auf dem Mount Kumgang zu leben.

Von: wil6ka
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Ich war beeindruckt von den Schnitzereien in den Felsen mit chinesischen (koreanische Buchstaben wurden erst im 20. Jahrhundert einheitlich verwendet) und koreanischen Buchstaben. Es handelte sich um historische Schriftzeichen, die kleine Geschichten erzählten. Es gab jedoch auch zeitgemäße politische Sprüche. Ich finde, dass diese kleinen Eingriffe wunderschön gemacht waren. Das Zusammenspiel aus Natur und Politik ist mächtig darum möchte ich es in den folgenden Absätzen erklären:

Von: wil6ka

Der Schlüssel dazu ist, etwas mehr über Nordkorea zu wissen. Die DPRK sieht sich selbst als die Weiterführung des großen Koryo-Imperiums. Als nationalistischer Staat übernimmt dieser auch die Geschichtserzählung Nordkoreas. Das steht im großen Kontrast zu anderen sozialistischen Ländern des 20. Jahrhunderts wie etwa die Sowjetunion, Kuba oder die DDR. Diese Länder wurden mehr oder weniger auf Basis eines Kriegs oder einer Revolution gebildet. Alles wurde — zum Beispiel bei der UDSSR — neu erfunden: es gab sogar ein Ideal des sowjetischen Menschen.

Es gab neue Helden, neue Lieder und neue Märchen, um die Gemeinschaft zusammenzuhalten. Wieso ist das also von Bedeutung? Die DPRK schaffte es ihre Berge und ihre Mythen als nationale Schätze zu bewahren und sie dazu verwenden das derzeitige Regime zu verherrlichen. Alle diese Berge in Nordkorea sind heilig, aber der Mount Baekdu (an der chinesischen Grenze) ist der wichtigste, da er besonders wichtig im Guerillakrieg war und daher als der heilige Berg der Revolution verherrlicht wird. Dieser ist so heilig, dass sogar Kim Jong Il auf dem Gipfel des Berges geboren wurde (die Gerüchte meinen aber, dass dies eher in Russland geschah als sein Vater sich auf die Revolution vorbereitete). Jedes Kind kennt die Lieder über Baektdu, dessen Silhouette im Emblem der Nordkoreaner enthalten ist. Sogar Raketen oder Computer werden Paektusan genannt. Man sieht, dass die Folklore und die Ideologie eins werden. Erst letztes Jahr bestieg Kim Jong Un den von Schnee bedeckten Gipfel des Baekdu bei 2744m mit Lederschuhen.

Von: wil6ka

Vielleicht gibt es ähnliche Geschichten und Mythen auf jedem Flecken der Erde. Diese sind vielleicht über die Zeit verloren gegangen neben der sich ständig verändernden Popkultur. Mann muss verstehen, dass es keine Popkultur aus dem Westen gibt, die die DPRK erreicht. Die ganze Unterhaltung findet durch Theaterstücke, Filme, Folklore-Lieder und Märchen statt. Neben den Geschichten der Revolution einigt sich jeder auf die Lieder über die tollen Berge und jeder fängt an sie zu singen. Es ist wie wenn man die Melodie von Brittney Spears-Liedern summt.

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Ich komme aus einem Land in dem Folklore auch mal für Propagander verwendet wurde. Daher verstehe ich diese Mechanismen. Es ist jedoch auch schön etwas über die Erzählungen in deinem Land zu wissen. Ich liebe es also, dass die Nordkoreaner ihre Besonderheiten in der Natur schätzen und ihre Lieder singen.

Eine der beeindruckendsten Geschichten des Nordens gibt es über den Wasserfall Ulim. Kim Jong Il entdeckte im Jahr 2001 einen versteckten Wasserfall von alleine. Er war in der Gegend von Mount Kumgang und hörte den Wasserstrahl. Er führte dann sein Gefolge in die richtige Richtung und da war er: Ulim. Ich war ziemlich beeindruckt, dass in einem so kleinen Land Wasserfälle so lange unentdeckt bleiben können — bis natürlich ein großer Führer kommt.

Jetzt wo er entdeckt wurde ist er ziemlich einfach zu erreichen. Man geht auf Mount Kumgang vom Norden aus zu durch das Okryu-Tal und geht dann noch eine Stunde. Aber es ist es wert! Für uns war es eine gute Gelegenheit mit unseren Guides privat zu reden. Es war die Zeit für mutige Fragen und überraschende Antworten. Vor dem Wasserfall befindet sich ein kleines Steinplateau mit dem exakten Datum, an dem Kim Jong Il Ulim entdeckt hatte.

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Eine weitere von Bergen durchzogene Landschaft, die ich gesehen habe war die Kaesong Industrie- und Touristenzone. Sie ist nah der entmilitarisieren Zone im Süden des Nordens und sollte beide Parteien zusammenbringen. Billige Arbeit aus dem Norden produzierten Produkte für den Süden. Und die Bewohner des Südens hatten die seltene Gelegenheit den Norden zu beuchen. Sie konnten sogar Verwandte sehen. Vor einigen Jahren gab es jedoch einen Vorfall, der zur Erschießung einer südkoreanischen Frau führte. Daraufhin wurde diese Zone gesperrt. Sie befindet sich inmitten der Berge Pongmyong und Songak. Sie erscheinen etwas spitzer — es gibt jedoch wunderschöne Bäume und tolle Sonnenuntergänge dort.

Von: wil6ka
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In acht Tagen habe ich bestimmt nicht alles von den nordkoreanischen Bergen gesehen. Ich denke jedoch, dass ich ein Gefühl dafür bekommen habe, wie sehr sie den Menschen im Norden bedeuten. Die Berge sind verbunden mit der Politik, Geschichte und der Liebe zur Natur. Diese Worte sind zwar nur meine eigenen Wiedererzählungen und Gedanken — ich behaupte nicht, dass ich das zu 100% recherchiert habe. Es handelt sich nur wieder um ein Märchen aus meiner Sicht.

Von: wil6ka

Manche meinen, dass die Liebe zu Koreas Bergen den Zeichen der Zeit widerstehen wird. Der chinesische Dichter Su Shi sagte mal: Wenn ich sterbe nachdem ich Kumgang gesehen habe hätte ich nichts zu bereuen! Da gibt es nichts mehr hinzuzufügen. Fun Fact: er lebte von 1037 bis 1101

For some the love for Korea’s mountains will withstand the turns of time. The Chinese poet Su Shi said once: "If I were to die the day after seeing Kumgang, I would have no regrets!“ Nothing to add. By the way, he lived from 1037 until 1101 vor Christus.

geschrieben von wil6ka am 2016-06-11 in #Orte

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