Die Philosophie der Petzval Fotografie

Für Michael Fiukowski ist das Fotografieren mit dem Neuen Petzval 85 Objektiv zu einer Art Philosophie geworden. Der manuelle Fokus weckt seine Experimentierfreudigkeit und bei jedem Portraitshooting macht er sich Gedanken, wo er das Objektiv gezielt einsetzen kann, um den Bokeh-Effekt gekonnt in Szene zu setzen. Im Interview verrät uns der Fotograf, was ihm desweiteren am Neuen Petzval 85 fasziniert.

(c) Michael Fiukowski

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Als allererstes will ich mich dafür bedanken, dass ich meine Arbeiten hier bei Euch zeigen darf. Auch einen großen Dank an all die Models und die Leute, die mich unterstützen, die diese Fotos erst möglich machen. Ich bin Michael Fiukowski und seit 2013 selbstständiger Fotograf. Wenn man das Ganze noch spezialisieren will, bin ich fast jedes Wochenende auf einer anderen Hochzeit unterwegs. Ich hatte mir 2007 meine erste DSRL geholt. Eine Canon EOS 400D. Ich fing an Partyfotos zu machen, machte dann weiter mit Portraitfotos und kam letztendlich auf die Reportage-Fotografie im Bereich Hochzeiten. Ich bin ein detailverliebter Fotograf und lasse mich immer von der Atmosphäre leiten, die gerade z.B. an einer Location vorherrscht. Sei es bei einem Shooting oder auf einer Hochzeit. Die vorherrschende Stimmung in ein Bild zu transportieren ist glaube ich der Größte Akt für einen Fotografen, um den Betrachter damit hinein zu ziehen und der Geschichte teilhaben zu lassen.

Du bist stolzer Besitzer eines Neuen Petzval 85 Objektivs. Was waren deine Beweggründe sich das Objektiv zu kaufen?

Eine wirklich sehr gute Frage. Auf das Neue Petzval wurde ich eigentlich erst aufmerksam, als ich es bei Jonas Hafner an der Kamera gesehen hatte. Man fragt dann doch schon einmal nach, wenn dir sowas goldenes in die Augen leuchtet. Danach war ich auch extrem von dem Bokeh fasziniert.

Ich bin mit den Jahren auch immer mehr zum Bokeh-Fan geworden. War es anfangs noch das Model, welches für mich im Mittelpunkt des Ganzen stand, wurde es auch immer mehr die Einarbeitung bzw. Symbiose mit dem Hintergrund. Letztendlich dem Bokeh, was für mich persönlich genauso wichtig ist, wie das Subjekt im Bild. Gerade bei dem Petzval 85mm mache ich jedes Mal Freudensprünge, wenn sich dahinter ein mit Blättern befüllter Baum verbirgt und die Sonne darauf scheint, so dass sich harte Kontraste auf den Blättern entwickeln und ein einzigartiges Bokeh erzeugt wird, was ich so sehr liebe an dem Objektiv. Desweiteren wollte ich sowieso ein Portraitobjektiv haben und 85mm sind prädestiniert dafür. Da ich auch ein einzigartiges Bokeh wollte, schloss ich somit die Konkurrenzprodukte um Canon, Sigma und Co. aus. Hinzu kommt natürlich, dass man mit dem Petzval manuell fokussieren muss. Also zum einen die Experimentierfreudigkeit die man bekommt und die bewusste Fotografie. Wo kann ich es gezielt einsetzen, zu welchem Licht, welchem Hintergrund. Es ist eine Art Philosophie geworden mit dem neuen Petzval. Ich liebe es einfach! Es macht die Fotografie erst zu dem was sie ist. Ein wunderbare Kunst, die erst durch das richtige Handwerk seine volle Kraft entfachen kann.

(c) Michael Fiukowski

Was hast du bisher mit dem Petzval fotografiert?

Da ich generell mit der Zeit zum Portraitfotografen geworden bin, natürlich Portraits. Dabei habe ich aber als erstes nur TfP-Shootings gemacht, weil ich für mich selber noch nicht entschieden hatte, ob sich das Petzval für die kommerzielle Fotografie nutzen lässt. Ich konnte es zum ersten Mal an verschiedenen Models bei dem Oben2015 –Meetup testen, welches wir dieses Jahr im Mai im Harz hatten. Ich konnte Fine aus Magdeburg fotografieren, Theresa Franke (auf dem Stein am blauen See in Blankenburg) oder Emmeline an den Sandsteinhöhlen, aber auch Anne Krämer (an sich auch Fotografin, aber auch mit immenser Ausstrahlung). Auf einem kleinen und feinen Meetup in Brandenburg a.d. Havel durfte Ich dann auch Lisa Meyer fotografieren, die ja für mich nicht nur eine tolle Fotografin als solches darstellt, sondern auch als Model unglaublich in ihrer Aussagekräftigkeit besticht. Marilla aus Berlin, die eine immens positive Aura besitzt und mit ihren Sommersprossen noch so viel einzigartiger, charakteristischer, sowohl auf den Fotografen/ die Fotografin, als auch auf Betrachter/in wirkt. Ich versuche mit dem Petzval natürliche Models zu fotografieren. Ich konnte darüber hinaus sogar schon einige Fotografen dazu animieren, sich das Neue Petzval zu kaufen, da sie auch von dem swirligen Bokeh überzeugt waren bzw. fasziniert, wie einst Mr. Spock.

Was macht deiner Meinung nach ein perfektes Portrait aus?

Korrekterweise kann ich die Frage nur aus reinem subjektivem Empfinden heraus beantworten. Für mich fällt als allererstes die Charakteristik des Gesichtes schwer ins Gewicht. Kann ich mit dem Foto den Charakter, die Art und Wesen der Persönlichkeit mit einem Foto einfangen und übertragen? Sie müssen eine tiefe Wirkung hinterlassen. Ein Portrait auf was ich länger als 5 Sekunden schauen kann, scheint schon gut an einer Perfektion dran zu sein. Für mich sind es die Augen, die einen in den Bann ziehen müssen. Der Blick der mich geradezu durchdringt, mir etwas sagen, etwas mitteilen will. Oder eine jahrelange Geschichte, ein tiefgreifendes Erlebnis sichtbar zu machen. Ein ganzes Leben mit nur einem Portrait erzählen zu können. Sowas wäre mich für mich die Perfektion.

Welche Person (tot oder lebendig) würdest du mit dem Neuen Petzval 58 Objektiv gerne einmal portraitieren?

Wahrscheinlich Ché Guevara, Albert Einstein oder Mutter Theresa oder gar Herrn Petzval persönlich. Aber im hier und jetzt will ich einfach nur eine Person fotografieren und das wäre Theresa Buchen.

Hast du Ratschläge für Neulinge im Umgang mit dem Petzval?

Da ich sozusagen selber noch ein Neuling bin, kann ich ja schon mal ein paar Tipps weitergeben, die mir geholfen haben. Es ist natürlich schwer durch den kleinen Sucher der Spiegelreflexkamera ein Portrait aus größerer Entfernung zu machen. Gerade bei einer maximalen Offenblende von 2.2 kann dies zu Problemen kommen. Ich persönlich habe durchweg alle Bilder, die ihr da seht mit Blende 2.8 fotografiert. Erlaubt für mich noch etwas mehr Schärfe in der Mitte und dennoch einen sehr, sehr tollen Bokeh-Effekt.

Desweiteren versucht euer Auge zu schulen. Ich war letztens erst bei einem Optiker und hatte einen Sehtest machen lassen, der mir eine 100% Sehstärke bescheinigte. Dadurch hatte ich geringer Probleme mit der manuellen Fokussierung. Obwohl es dennoch eine Herausforderung ist. Aber man gewöhnt sich doch relativ schnell daran. Wer absolut gar nicht damit kann, kommt nicht drum das Foto mit dem Live View zu machen. Bei mir ist die Schärfe nicht immer das Non-Plus-Ultra bei einem Foto. Wenn die Stimmung es hergibt, sind Unschärfen verzeihlich. Sollte man sie doch brauchen, greift auf den Live View zurück. Ihr seid dann auf der sicheren Seite. Wählt ungefähr den Bildschnitt aus, zoomt heran und stellt scharf. Obwohl ich meistens doch wieder auf den Sucher umgestiegen bin.

Kümmert euch auch unbedingt um den Hintergrund. Im beiliegenden Heft zum Objektiv ist das auch schon gut beschrieben und bebildert. Achtet z.B. auf viel Grünes, welches durch Lichteinstrahlung beschienen wird. Dadurch ergeben sich die besten Ergebnisse. Und natürlich das Model nicht direkt vor einem Busch stellen, sondern den Abstand waren, für einen besseren Tiefenunschärfeeffekt, damit es dann richtig schön swirlen kann.

Ansonsten gilt die beste Lernmethode: Trial & Error

(c) Michael Fiukowski

Zu guter Letzt, die Frage aller Fragen. Was hältst du von unserem Neuen Petzval 58 Bokeh Control Art Objektiv?

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich damit schon mit geliebäugelt habe und es auch sehr gerne mal testen würde. Da ich am 1. Oktober für eine Woche nach Island fliege wäre es dafür wunderbar geeignet auch eine Art Reportage auf kunstvollem Niveau zu betreiben (Zaunpfahlwink). Ich hatte damals auch oft mit 50mm fotografiert und für Portraits, von Kopf bis Hosenansatz finde ich die Brennweite optimal. Umso geringer die Brennweite wird, desto mehr zieht es den Beobachter in den Bann, also von der ganzen Kulisse her. Wenn man dann auch noch speziell das Bokeh verändern und definieren kann, dann sind der Kreativität kaum noch Grenzen gesetzt. Ich freue mich auf das Objektiv!

Vielen Dank für das Interview, Michael!


Erfahre mehr über Michael Fiukowski auf seiner Webseite und schaue dir weitere Arbeiten auf seiner Facebook Seite oder bei Instagram an.

Das Neue Petzval 85 Objektiv ist eine Neuinterpretation des berühmten Petzval Objektivs aus dem 19. Jhd., das vor vielen Jahren Fotografie-Geschichte schrieb. Es ist im typischen Messing bzw. eleganten Schwarz gehalten und kann sowohl auf einer (analogen oder digitalen) Canon als auch einer (analogen oder digitalen) Nikon genutzt werden. Genieße den tollen Wirbel-Effekt wo auch immer und wann auch immer du willst. Das Neue Petzval 85 Objektiv im Lomography Online-Shop verfügbar!

geschrieben von zonderbar am 2015-06-12 in #Menschen #interview #lomoamigo #petzval #petzval-amigo #new-petzval-85 #michael-fiukowski

Erwähntes Produkt

New Petzval 85 Art Lens

New Petzval 85 Art Lens

Die Petzval 85 Art Lens liefert Bilder, die den Betrachter mit ihrem scharfen Fokus im Zentrum des Bildes, und mit einem wirbelnden Bokeh an den Bildrändern schnell in ihren Bann ziehen.

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