Warum man als Lomograph einen Filmscanner braucht
27 50 Share TweetEin Scanner mit Durchlichteinheit gehört heute zur lomografischen Grundausstattung wie ein Entwicklungslabor oder ein Kühlschrank voller Filme. Gerade von Einsteigern hört man aber oft: Brauche ich doch nicht, ich scanne einfach die Abzüge! Das stimmt zum Teil, aber dabei gehen viele Möglichkeiten der Lomografie verloren.
Hier eine kleine Liste, warum ihr euch einen Filmscanner anschaffen solltet, wenn ihr mehr oder weniger regelmäßig Filme entwickeln lasst:
1. „Nur Entwickeln!“
Man benötigt nur noch den entwickelten Film, keine Abzüge mehr. Das spart Geld.
Abzüge kann man heute sehr leicht über das Internet bestellen – und davor genau auswählen, welche man nun wirklich will. Somit bleibt etwas mehr Geld im Portemonnaie und man erspart sich diverse Schwierigkeiten mit unfähigem Drogerie-Personal…
2. Volle Kontrolle!
Abzüge sind IMMER vom Labor nachbearbeitet. Das „echte“ oder „originale“ Bild werdet ihr darauf nie sehen, weil die Laboranten immer an den Farben und Kontrasten spielen, bis ein konsumerfreundliches Bild dabei herauskommt. Gerade meine X-Pro Bilder werden von CEWE immer übermäßig kontrastreich abgezogen, so dass viele Details verloren gehen. Wenn ihr direkt vom Negativ scannt, habt ihr die volle Kontrolle über eure Fotos! Auch Farbstiche, wie z.B. der Grünstich des Fuji Sensia 200, werden vom Labor entfernt – mit Durchlichtscanner bekommt ihr sie wieder!
3. Alle bzw. überhaupt Fotos:
Oft sind unsere geliebten Lomografien dem Labor zu „schlecht“ um Abzüge davon zu machen.
Verwackelt, unscharf, viel zu seltsame Farben durch X-Pro, … Gerade bei Großlabors bekommt man oft nur den entwickelten Film in der Entwicklungstüte zurück (wenn man auf einen Vermerk wie: „Farbstich erwünscht, bitte Abzüge machen!“ vergessen hat). Ich erhielt oft ein Kuverts mit über 30 Abzügen zurück, doch von den allerbesten Bildern des Filmes waren keine Abzüge gemacht worden.
Zum Beispiel von diesen beiden hier:
4. Das ganze Bild:
Die LC-A nimmt im Format 2×3 auf.
Da wir Lomografen viele Filme verschießen, wählen wir meistens das kleinste Abzug-Format aus. In den meisten Fällen ist das 9×13, was dem 2×3-Format der LC-A zwar ähnelt, aber doch anders ist.
Sogar bei 10×15-Abzügen (was eigentlich genau dem 2×3-Format der LC-A entspräche) werden die Ränder beschnitten. Bei vielen meiner Fotos waren dadurch nur halbe Gesichter und abgeschnittene Gliedmaßen zu sehen. Mit einem eigenen Scanner bekommt man das ganze Bild – ohne fehlende Ränder.
5. Keine zerschnittenen Filme mehr:
Hat man erst einmal ein Labor gefunden, dass den Film nur entwickelt und nicht gleich Abzüge von den Fotos macht (die Großlabore bieten diese Option nicht mehr an), kann man auch den Sonderwunsch „bitte nicht schneiden!“ angeben. Man bekommt dann den ganzen 1,5m langen Film in einer Dose zurück und kann die Streifen selbst schneiden. Bei Sonderformaten wie der
Diana Mini, Fisheye, Horizon, Spinner 360… würdet ihr immer ein paar zerschnittene Bilder dabei haben, wenn ihr die Bilder auch maschinell schneiden lasst.
6. Mehr Kameras!
Ohne Filmscanner muss man auf Kameras wie die Spinner 360, Horizons und Sprocket Rocket verzichten. Das (Groß-)Labor macht ja doch keine Abzüge von den seltsamen Filmformaten. Mit einem Filmscanner bekommt ihr diese speziellen Fotos ohne Probleme und könnt sie in ein Format bringen, das für Online-Fotoabzüge verwendet werden kann.
7. Endlos-Panoramen, Doubles, Halfframes, Ränder…
…überfordern das Labor fast immer. Mit einem Durchlicht-Scanner könnt ihr nicht nur die einzelnen Fotos scannen, sondern den ganzen Negativstreifen auf einmal. So bekommt ihr bei langen, sich überlappenden Double-Bildern schöne Resultate. Auch Half-Frames wie von der Diana Mini kann man so scannen, wie sie geplant waren, ebenso Diana(Mini) Endlos-Panoramen
8. Digitanaloge Fotos!
Manche Leute bestellen sich vom Großlabor gleich eine Foto-CD mit. Leider befinden sich aber auch darauf nur die Abzüge, diesmal halt in digitaler Form. Viele Bilder bleiben unentdeckt und für diesen Service wird auch noch ein enormer Geldbetrag verlangt (hier in Österreich 5€ für 1 CD!).
Ihr könnt euch ausrechnen, wie schnell sich ein Scanner auszahlt, wenn man diese CDs nicht mehr bestellen muss…
Ich glaube, das sind einige vernünftige Gründe, sich einen Scanner mit Durchlichteinheit zu kaufen.
Wer jetzt überzeugt wurde, sollte aber nicht schnell zum nächsten Elektro-Großhändler laufen und irgendeinen Scanner kaufen.
Besonders hier gilt: Wer billig kauft, kauft zwei Mal!
Billige Scanner schaffen oft nur ein oder zwei Bilder pro Scanvorgang, tun dies in einer erschreckend langsamen Geschwindigkeit mit noch erschreckender Auflösung. Glaubt mir, mit meinem alten Billig-Scanner benötigte ich für einen Film mehrere Stunden! Er konnte nur zwei Bilder auf einmal scannen, und damit diese Verlangsamung kompensiert wurde, scannte ich nur mit 600 dpi.
Danach musste ich noch manuell Staub und Kratzer entfernen und das viel zu blasse Foto in Photoshop nachbearbeiten.
Mit einem etwas teureren Scanner erspart man sich all diese Ärgernisse.
12 Bilder auf einmal, automatische Infrarot-Staub- und Kratzer-Entfernung, 1200 bis 4800 dpi und perfekt aussehende Fotos. Dazu müssen aber schon einmal 150 bis 200€ investiert werden!
Ich hoffe, ich konnte euch hiermit ein bisschen weiterhelfen und vom Kauf eines Discount-Scanners abbringen!
geschrieben von t0m7 am 2011-01-28 in #Ausrüstung #Anleitungen #tipster #scanner #scannen #durchlichteinheit #negativscanner #filmscanner
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