Die Natur des Menschlichen Körpers: Filmfotografie von Astrid Schulz
1 Share TweetDie Filmfotografin Astrid Schulz (@asschulz) erforscht in ihren Porträts und Aktaufnahmen die Tiefen der menschlichen Erfahrung. Der Hauch des Geheimnisvollen und Verwegenen, der ihre verzerrten und anonymen Körper sowie ihre ausdrucksstarken Porträts durchzieht, dient dazu, verborgene Realitäten zwischen ihren Subjekten und uns als Betrachter zu offenbaren.
In diesem Interview sprechen wir mit ihr über ihre Erfahrungen mit Film, die Themen und Inspirationen hinter ihren Fotos und mehr.
Hi, Astrid! Willkommen im Magazin. Kannst du dich zunächst einmal vorstellen? Wie und wann hast du deine Liebe zur Fotografie, insbesondere zum Film, entdeckt?
Mein Name ist Astrid, ich bin 52 Jahre alt und lebe in Bremen. Seit 2013 beschäftige ich mich mit Fotografie, die ich mir komplett selbst beigebracht habe. Nachdem ich 2013 selbst als Model vor der Kamera stand, wuchs mein Interesse an der Arbeit „hinter der Kamera“ immer mehr, sodass ich schließlich die Seiten wechselte.
Seit 2020 benutze ich (fast) nur noch analoge Kameras, weil ich mir dabei im Voraus mehr Gedanken über das Bild mache. Sie fordern mich viel mehr heraus als die digitale Fotografie, und genau das gefällt mir. Klingt es seltsam, wenn ich sage, dass die digitale Fotografie für mich mittlerweile langweilig geworden ist?
Nicht zuletzt ist auch das Aussehen des physischen Filmmaterials einfach anders.
Seit letztem Jahr faszinieren mich besonders Doppelbelichtungen. Diese erstelle ich, indem ich den Film zweimal einlege. Dabei skizziere ich jede Aufnahme im Voraus. In meinem Kopf habe ich bereits eine vage Vorstellung davon, welches Bild ich mit der Doppelbelichtung erschaffen möchte.
Wie würdest du deine Fotografie beschreiben?
Ich fotografiere Menschen, hauptsächlich Porträts und Aktaufnahmen, vorzugsweise in Schwarz-Weiß.
Wie schafft man es bei der Porträtfotografie, dass sich die Leute wohlfühlen und deine Vorstellungen in den Bildern widerspiegeln?
Ich bin davon überzeugt, dass Kommunikation und echtes Interesse an Menschen der Schlüssel sind. Ich unterhalte mich gerne mit der Person vor der Kamera, um mehr über sie zu erfahren und auch um etwas über mich zu erzählen. Es dauert also oft eine Weile, bevor wir mit dem Fotografieren beginnen.
Wenn es dann so weit ist, habe ich meist eine klare Vorstellung von den Porträts, die ich umsetzen möchte. Ich gebe präzise Anweisungen, wie etwa: „Hebe dein Kinn ein wenig“ oder „Dreh deinen Kopf 3 cm nach links, aber halte die Augen auf mich gerichtet.“
Unter deinen LomoHome-Alben sticht besonders Nudes hervor, bei dem die Körper der Models verformt und ihre Gesichter verborgen sind. Was war deine Inspiration hinter diesen Bildern?
Die Natürlichkeit des menschlichen Körpers ist, neben Porträts, eines meiner Hauptthemen in der Fotografie. Ich möchte eine breite Vielfalt verschiedener Körper zeigen und dabei eine neutrale Bildsprache beibehalten. Objektivierung liegt mir fern – es ist mir wichtig, den Körper, insbesondere den weiblichen, zu desexualisieren.
Meine Models sind keine professionellen Models, sondern ganz normale Menschen. Einige von ihnen haben sich noch nie vor einer fremden Person, in diesem Fall mir, nackt gezeigt, geschweige denn fotografieren lassen. Ihre Anonymität zu wahren, ist für mich von großer Bedeutung. Gleichzeitig kann ich meine eigene Kreativität ausleben. Ich genieße die Herausforderung, ästhetische und anonyme Aktfotografien zu schaffen.
Welche Kameras und Filme befinden sich in deinem Besitz, und welche verwendest du am liebsten?
Für Porträtaufnahmen und Doppelbelichtungen nutze ich meistens die Minolta XE-1 mit einem 50mm f/1.4-Objektiv oder einem 85mm f/2-Objektiv. Für die Aktfotografie bevorzuge ich die Hasselblad 500c.
In meinem Kühlschrank lagern viele verschiedene Farb- und Schwarzweißfilme, von denen einige bereits abgelaufen sind. Momentan ist der Schwarzweißfilm Kentmere 400 mein Favorit, da ich ihn selbst zu Hause entwickle.
Du hast auch ein Album mit Fotos, die mit der Diana F+ aufgenommen wurden und einen Hauch von Dystopie versprühen. Wie sind deine Erfahrungen mit dieser Kamera?
Ich habe die Diana F+ im November 2023 gekauft und wollte sie sofort ausprobieren. Also machte ich an einem Nachmittag einen Spaziergang in meiner Nachbarschaft und schoss einige Fotos. Viele der dystopisch anmutenden Bilder entstanden an diesem bewölkten Nachmittag. Für mich sind die Fotos perfekt unperfekt und haben genau den Look, den ich mir von der Diana F+ erhofft habe!
Wie waren deine Erfahrungen mit unseren LomoChrome Purple und LomoChrome Metropolis Filmen? Welche Konzepte hattest du für deine Fotoshootings, und was waren deine Eindrücke von diese Filme?
Besonders für Doppelbelichtungen (die ich absolut liebe, wie bereits erwähnt) sind der LomoChrome Purple und der LomoChrome Metropolis großartig. Ich liebe die Farben und die surrealistischen Porträts, die sie ermöglichen. Bisher habe ich sie nur mit einer 35 mm Kamera verwendet, aber der LomoChrome Purple 120 wartet schon auf meine Hasselblad 500c Kamera.
Wir möchten Astrid dafür danken, dass sie ihre Bilder und Ideen mit uns geteilt hat! Mehr von ihrer Arbeit seht ihr auf ihrem LomoHome und Instagram-Account.
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