Alternative Verfahren: Lith Printing mit @Marek_

Das Album mit Lithografien von Community-Mitglied Marek (@marek_) sieht auf den ersten Blick aus wie aus einem anderen Jahrhundert. Der Pariser Fotograf hat eine tiefe Liebe zu allem, was handgefertigt ist und ein Weg das auszuleben sind alte alternative Drucktechniken wie der Lithprint und die Cyanotypie.

In diesem Interview erfahren wir mehr über Marek und seinen Lith Printing Prozess, vom Arbeiten in der Dunkelkammer bis hin zur Digitalisierung seiner fertigen Prints. Außerdem hat er für alle, die sich auch diesem alternativen Verfahren widmen wollen, einige hilfreiche Tipps und Tricks auf Lager.

Von: marek_

Kannst du uns ein wenig über dich erzählen? Wie bist du zur Fotografie gekommen und was fasziniert dich am Analogen?

Mein Name ist Marek und ich lebe in Paris. Ernsthaft zu fotografieren habe ich vor rund neun Jahren begonnen, zuerst digital und später mit der Analogkamera eines Freundes. Meine erste Rolle Film war ein Kodak TMAX 400, den ich bei einem lokalen Fotolabor entwickeln und scannen ließ. Von da an gab es für mich kein Zurück mehr - ich war absolut gefesselt. Kurz darauf habe ich mir auch schon meine erste eigene Analogkamera gekauft, eine Canon AE-1, die auch heute noch zu meinen Favoriten zählt.

Was mir am analogen Film am meisten imponiert, sind die Einschränkungen und Unperfektheiten. Ich denke, dass Limitierung im Prozess dir hilft, kreativ zu werden und das Unvollendete eine Form von Schönheit mit sich bringt.

Von: marek_

Was hat dich dazu bewegt, alternative Printverfahren zu probieren?

Nachdem ich gelernt habe meine eigenen Filme zu entwickeln, war das Anfertigen eigener Abzüge in der Dunkelkammer die logische Konsequenz. Ich liebe den gesamten fotografischen Prozess - angefangen vom Filmeinlegen in die Kamera bis zur Möglichkeit, einen fertigen Abzug in meinen Händen zu halten.

Mit meiner Arbeit versuche ich verstärkt grafisch zu arbeiten. Die Bilder sollen etwas Surreales beinhalten und mehr einem Gemälde oder einer Zeichnung gleichen. Vielleicht ist es meine mangelnde Begabung fürs Zeichnen, die mich zum Printen in der Dunkelkammer und Schritt für Schritt zum Lith-Verfahren brachte.

Als ich zum ersten Mal einen Lith Print sah, war ich erstaunt und fragte mich, wie dieser Effekt wohl zustande gekommen ist. Da begann ich Informationen zu sammeln und dachte anfangs noch, es ist eine komplizierte Technik, aber glaub mir, das ist es nicht. Du brauchst kein verrückter Chemiker sein, um tolle Abzüge zu schaffen.

Von: marek_

Kannst du uns ein wenig durch deinen Prozess führen?

Lithprinting gehört zu den Silbergelatinverfahren. Die Schritte - Negative in der Dunkelkammer auf Papier belichten, Stoppbad, Fixieren und die Schlusswässerung, sind identisch zum 'herkömmlichen Abzug'.

Der große Unterschied besteht darin, dass du das Papier deutlich überbelichten musst und anschließend in einem stark verdünnten Lithentwickler badest. Abhängig vom Papier (nicht jedes eignet sich wohlgemerkt), können die Ergebnisse sehr unterschiedlich ausfallen. Von weichen und farbenfrohen bis groben und kühlen Abzügen ist alles dabei. Grundlegend ist aber zu beachten, dass du beim Belichten auf korrekte Lichter achtest und beim Entwickeln den Kontrast entsprechend steuerst.

Von: marek_

Was gefällt dir an dieser Technik am meisten? Und wo siehst du die Herausforderungen?

Am meisten liebe ich an diesem Verfahren, dass es dir erlaubt, ein Negativ komplett neu zu interpretieren. Du kannst deine Negative total vermasselt haben und trotzdem wunderschöne Ergebnisse als Lithprints bekommen.

Die größte Herausforderung für das Lithverfahren heutzutage, ist es, geeignetes Papier zu finden. Nicht mit jedem Papier lassen sich Lithabzüge herstellen, mit vielen der heute produzierten klappt es nicht. Du kannst das Foma Papier probieren, aber ich habe gehört, dass es auch hier mit den letzten Chargen nicht mehr so gut geklappt hat. Die gute Nachricht ist aber, dass du dir jederzeit altes Fotopapier besorgen kannst, mit dem der Prozess super funktioniert. (Brovia Fotopapiere sind gut und ein leichter Einstieg). Sogar wenn das Papier alt und schon leicht nebelig ist, lassen sich noch immer schöne Resultate damit erzielen.

Hast du einen Liebling unter deinen Lithprints?

Von: marek_

Einer meiner Favoriten ist dieser hier. Meine Hand auf einem orange Untergrund. Genutzt habe ich ein sehr altes Crumière Fotopapier, das wahrscheinlich schon über 70 Jahre alt war. Kaum vorstellbar, oder? Natürlich war das Papier stark verschleiert, weswegen es über 30 Minuten brauchte, bis ein Bild zu sehen war. Das Ergebnis überraschte dann aber umso mehr.

Von: marek_

Welchen Scanprozess verfolgst du, um deine Abzüge zu digitalisieren?

Für Prints bis zur Größe 9.5x12 Zoll, greife ich auf einen Flachbettscanner zurück. Für größere Arbeiten verwandle ich meinen Vergrößerer zum Reprostativ. Ich neige aber immer stärker zu kleineren, handlichen Prints.

Was machst du mit deinen Abzügen? Wie bewahrst du sie auf?

Nach dem Printen ist für mich der nächste Schritt das Tonen der Abzüge. Das Tonen ist eine andere, eigene Welt für sich. Es kann die Stimmung eines Abzugs maßgeblich verändern und zudem haben einige Toner auch archivierende Qualitäten. Der bekannteste archivtaugliche Toner ist der Selentoner. Nach dem Printen kann es schon mal passieren, dass ich die Abzüge für mehrere Monate in einem Buch glätte. Einige Fotopapiere, speziell Baryt, neigen sonst zu starker Wellenbildung, wenn sie trocken sind. Sobald sie schön plan und trocken sind, kommen sie in Archivboxen oder werden von mir gerahmt.

Von: marek_

Hast du Pläne, deine Arbeiten auszustellen?

Ich hätte große Lust, mehr Ausstellungen zu veranstalten. Ich war bereits Teil mehrerer Gruppenausstellungen in Japan und Kanada und würde mich freuen, wenn in Zukunft mehr zustande kommen. Außerdem plane ich eine kleine Auflage an handgefertigten Büchern - ich liebe manuell gefertigte Dinge. Bereits dieses Jahr möchte ich die ersten Exemplare veröffentlichen - also bleibt gespannt!

Wenn du mehr von meinen Werken sehen möchtest, kannst auch einen Blick auf die Website von Tourdogs werfen. E ist unabhängiger Zine Verlag, der Fotograf:innen wirklich eine große Hilfe ist bezüglich der Promotion ihrer Arbeiten. Sie haben noch immer ein paar meiner Auflage aus dem letzten Jahr übrig sowie viele weitere Zines anderer Fotokünstler.

Von: marek_

Welchen Rat würdest du jemanden geben, der sich auch am Lith Printen versuchen möchte?

Bevor du mit dem Lithverfahren startest, würde ich dir empfehlen, dass du dich zuerst mit dem klassischen Silvergelatinverfahren in der Dunkelkammer vertraut machst. Es ist kein zwingend notwendiger Schritt, aber es vereinfacht dein Leben ungemein, wenn du weißt, wie du mit deinem Vergrößerer und den Chemikalien richtig spielen kannst.

Lithprinting kostet Zeit, es ist eine Frage der Geduld. Oft dauert es lange, bis ein Bild in der Entwicklerflüssigkeit zu sehen ist (manchmal über eine halbe Stunde, abhängig von der Verdünnung und dem Zustand des Entwicklers), also bring gute Musik mit und genieße diese kostbare Zeit.

Welchen anderen Printverfahren möchtest du dich in Zukunft noch widmen?

Neben den alternativen Verfahren, die ich größtenteils benütze (Lith und Cyanotype), bin ich auch am Bromöl- und Gummidruck interessiert.


Wir möchten Marek dafür danken, dass er seine Bilder und seinen Arbeitsprozess mit uns geteilt hat. Um mehr seiner Werke zu sehen, besuche sein LomoHome und seine Instagramseite.

geschrieben von sylvann am 2023-04-27 in #Kultur #Menschen #Anleitungen

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