Cyanotypien: ein Tutorial von murks

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In diesem Artikel zeigt Dir Communitymitglied @murks wie er seine Cyanotypien kreiert. Das ist gar nicht so schwer und die Ergebnisse sprechen für sich. Also lehn Dich zurück und lass Dich inspirieren!

Was Du brauchst

⦁ Ammoniumeisen (III) citrat
⦁ Kaliumhexacyanoferrat (III)
⦁ Wasserstoffperoxid 3%ig
⦁ 2 braune Apothekerflaschen (z.B. 50ml)
⦁ 2 Einwegspritzen (besser 3 Stck.)
⦁ Waage
⦁ breiter flacher Pinsel oder Schwamm
⦁ Einweghandschuhe (bzw. Spülhandschuhe wären nachhaltiger)
⦁ optional destilliertes Wasser (Chemikalien lösen sich besser auf)
⦁ Behältnis zum ansetzen der Mischung
⦁ Bildhalter oder Glasplatte
⦁ 4 Klammern, Krawattenhalter, Fotoklammern o.ä.
⦁ Papier
→ Wer auf Qualität wert legt, sollte keinesfalls am Papier sparen. Ich verwende ausschließlich Aquarellpapier von Hahnemühle. Die Sorten Cornwall 450g/m² und Britannia 300g/m² sind meine Favoriten, oder Burgund 250g/m² gelegentlich. Je dünner das Papier, umso welliger wird es beim trocknen. Das günstige Discounter Papier ist eine Katastrophe. Erstens kommt das blau nicht gut zur Geltung und zweitens ist es extrem verworfen nach der Trocknung. Bereits nach dem auftragen der lichtempfindlichen Flüssigkeit ist es mühselig das Negativ gescheit auszurichten.
⦁ Overhead Folie
→ An der Overhead Folie sollte man ebenfalls nicht sparen. Billige ist meist dünner und der Drucker hat es schwer sie sauber einzuziehen. Die auf dem Foto abgebildete Marke liefert gute Ergebnisse. Wichtig, es ist darauf zu achten, dass die richtige Seite bedruckt wird. Wer unsicher ist, einfach mit der Zunge an einer Ecke lecken. Bleibt die Zunge kleben, ist es die bedruckbare Seite.
⦁ Drucker
⦁ Bildbearbeitungsprogramm (z.B. Gimp)

Die Lösungen ansetzen

Als erstes werden 2 Lösungen angesetzt. Hierfür gibt es etliche Rezepte im Netz. Ich verwende ein klassisches Rezept und bin bisher damit zufrieden:
Auf je 100ml Wasser kommen 25g Ammoniumeisen (III) citrat und 12g Kaliumhexacyanoferrat (III). Rechnet euch die benötigte Menge runter, da ihr mit ca. 2ml fertiger Mischung eine Fotografie von 17x24cm bestreichen könnt. Setzt nicht zuviel an, je nach Temperatur, fängt das Ammoniumeisen (III) citrat nach 1-2 Wochen zu schimmeln an.

Das Negativ vorbereiten

Wenn Ihr Eure Filme selbst scannt, könnt Ihr natürlich auch direkt das gescannte Negativ benutzen und diesen Schritt überspringen. Ansonsten öffnet euer Bildbearbeitungsprogramm und öffnet ein Bild euerer Wahl. Mit Gimp geht ihr zu FARBEN → INVERTIEREN. Das Foto wird so zum Negativ. Anschließend passt man die Größe für den Ausdruck an und druckt das Negativ auf die Overhead Folie.

Optional könnt ihr bei Fotos die kleiner als DIN A4 sind, die Ränder abschneiden. Mir vereinfacht dies das ausrichten der Negative auf dem Papier und das fixieren im Bildhalter.

Papierpräparationen

Während die Folie trocknet, können wir unsere Mischung ansetzen und das Papier präparieren. Ihr könnt euch auch einen Vorrat an präparierten Papier anlegen. Dieser sollte nur dunkel und trocken lagern. Hier kommen auch die Handschuhe zum Einsatz. Mischt vorsichtig beide Lösungen zu je gleichen Teilen in einem Behälter. Ab jetzt jeden Kontakt mit UV-Licht vermeiden. Spritzer und Kleckse umgehend entfernen, denn haben sie erstmal mit Licht reagiert, lassen sie sich nur sehr schwer entfernen.

Tragt die Flüssigkeit gleichmäßig auf das Papier auf. Überschüssige Flüssigkeit z.B. mit einem Küchenkrepp gleichmäßig entfernen. Dies ist wichtig um später fleckige Partien zu vermeiden. Das Papier sollte für optimale Ergebnisse gut durchtrocknen.

Das getrocknete Negativ auf dem Papier ausrichten und mit einer Glasplatte (besser ist ein Bildhalter) fixieren.

Die Belichtung

Nun ab in die Sonne, oder alternativ unter eine Höhensonne. In beiden Fällen müsst ihr eure eigenen Erfahrungen sammeln. Für die Belichtung in der Sonne gibt es gravierende Unterschiede zu welcher Jahres- und Tageszeit ihr belichtet. In der Mittagssonne reichen 5 min aus, wobei am frühen Morgen und Schleierwolken 15-20 min drin sein können. Genauso verhält es sich mit der Höhensonne. Ich stellte fest, dass die Belichtung bei Tageslicht schneller geht (ca. 10-15min), als Abends wenn es dunkel ist (20-30min) auf der Fensterbank.
ACHTUNG: Wenn ihr eine Höhensonne verwendet, dann solltet ihr einige Sicherheitshinweise beherzigen. Während die Höhensonne brennt entsteht Ozon. Normalerweise ist die Konzentration draußen so gering, dass man Ozon nicht riechen kann. In geschlossenen Räumen allerdings ist das anders. Es entsteht ein chlorartig-metallischer Geruch, der schnell zu brennenden Augen und Hustenreiz führt. Außerdem beginnt weißer Kunststoff binnen einiger Minuten sich zu verfärben. Haltet also Abstand zu empfindlichen Dingen. Und zu guter letzt, das extreme Licht blendet sehr. Benutzt eine Sonnenbrille um eure Augen zu schützen.

Hier könnt ihr sehen wie die Reaktion innerhalb 2 Minuten in der Mittagssonne aussieht:

Das Wasserbad

Während das Foto belichtet wird können wir die Wässerung bzw. das Wasserstoffperoxid-Bad vorbereiten. Gebt hierzu 5-10 ml H2O2 in 2 Liter Wasser.

Nach 10 min Mittagssonne können wir unser Bild aus der Sonne nehmen. Entfernt das Negativ erst wenn ihr sicher seid, daß kein Sonnenlicht auf das Papier treffen kann.
Nun das Papier so lange Wässern (vorsichtig abspülen), bis sich das Wasser nicht mehr gelb verfärbt, im Anschluss gleichmäßig in der Wasserstoffperoxid-Lösung hin und her bewegen und nochmal abspülen. (Ohne Wasserstoffperoxid würde das Bild auch nachdunkeln. Nur so geht es wesentlich schneller und das Ergebnis lässt sich besser beurteilen.)

Die Trocknung

Legt die Cyanotypie auf saugfähigem Papier oder Küchenkrepp aus und deckt es auch vorsichtig damit ab. Damit das Papier nicht wellig wird, beschwere ich es dann mit Büchern. Es dauert einige Stunden, bis das Papier trocken ist. Dann halten wir unsere fertige Cyanotypie in der Hand!

Ich hoffe euch konnte diese kleine Anleitung weiterhelfen. Ich wünsche euch viel Spaß beim selber machen. Hier noch einige Besipiele, meiner Cyanotypien:

Von: murks

Vielen Dank an @murks dass er sein Rezept mit uns geteilt hat! Hast Du Dich selbst auch schon mal an Cyanotypien versucht? Teile Deine Erfahrungen in den Kommentaren mit uns!

geschrieben von alinaxeniatroniarsky am 2021-04-07 in #Anleitungen

2 Kommentare

  1. rik041
    rik041 ·

    sehr interessant, danke

  2. dominik_unbehagen
    dominik_unbehagen ·

    Bin seit diesem Frühling auch dabei mich an Cyanotypien zu versuchen. Vielen Dank für das gute Tutorial! :)

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