School in Ukraine - ein Erlebnisbericht von Adamrsms

Vor ungefähr 3 Jahren wurde Adam, aka Adamrsms, aufgrund seines Jobs in den Medien, die alte Fototechnik seines verstobenen Opas vermacht. Da war die volle Ausstattung dabei, aber das letzte mal analog fotografiert hatte Adam als kleines Kind und mit einer ganz einfachen point-and-shoot Kamera. Trotzdem packte Ihn die Neugier und mittlerweile entwickelt er seine Schwarz-Weiß Filme selbst. Hier erzählt er von seiner Reise mit der analogen Fotografie und einem Fotoprojekt, das in einer Schule für behinderte Kinder in der Ukraine entstanden ist.

Von: adamrsms

Die analoge Fotografie bedeutet für mich mittlerweile vieles. Einerseits ist sie eine gewisse Verbindung zu meiner Familie. Mehrere Kameras in meinem Besitz wurden mir von meiner Familie weitergereicht, was ich gerne als eine Art familiäre Staffelstabübergabe sehe. Außerdem bietet meine Fotografie öfter Gesprächsstoff mit meinen Onkels, Tanten und meiner Mutter, weil die sich damals teilweise auch viel damit beschäftigt haben und ich diese Fähigkeit nun in die nächste Generation trage.

Von: adamrsms

Ein anderer Aspekt an der analogen Fotografie ist für mich die Möglichkeit zu experimentieren und sich in kleine Bereiche „hineinzunerden“. Natürlich lässt sich auch sehr viel mit einer digitalen Kamera anstellen, aber damit fühle ich mich deutlich eingeschränkter als mit einer analogen. Ich finde, Film ist einfach ein so wunderbares Medium. Alleine, dass man mit ein bisschen Bastelei ein Filmformat in eine Kamera stecken kann, die dafür gar nicht gedacht war oder dass man sich von Grund auf recht einfach selbst eine analoge Kamera bauen kann, sind Spielereien, die digital nicht denkbar sind.

Von: adamrsms

Über die Zeit habe ich gelernt, worin meine fotografischen Stärken und Schwächen liegen. Ich bewundere Fotograf*innen, die sich mit einem Model treffen können und ein wunderschönes Lichtsetting oder eine total interessante Szene aufbauen und dann darin kreative Fotos machen. Natürlich versuche ich mich auch darin, aber muss oft leider feststellen, dass mir dabei der Ideenreichtum fehlt. Es gibt einfach Fotosituationen, in denen ich mich wohler fühle und das sind die, welche sich in die Richtung der Reportage bewegen. Das lässt sich auch ganz gut in meinen Bildern erkennen - 90% davon entstehen einfach im Moment. Deshalb versuche ich auch so gut es geht, immer eine Kamera bei mir zu haben. Wenn sich dann vor mir eine tolle Szene ergibt, gebe ich höchstens noch eine kleine Anweisung oder mache einen Laut, damit die Person zur Kamera schaut und dann schieße ich das Foto.

Von: adamrsms

Dass ich in der Film- und Fernsehbranche arbeite, ist ein weiterer Grund, warum diese Art der Fotografie so gut für mich klappt. Das Set ist einer der besten Orte zum Fotografieren. Man ist meist an tollen Orten, die zusätzlich auch noch gut ausgeleuchtet sind, was jeden analogen Film freut. Außerdem praktisch: Schauspieler*innen und Crew sind Kameras gewöhnt, weshalb eine mehr kaum auffällt und man damit in den Drehpausen entspannt Bilder schießen kann.

Von: adamrsms

Die Bilderserie, welche ich zeigen möchte, ist aber in einem deutlich anderen Kontext entstanden.
Vor fast zwei Jahren war ich in der Ukraine und habe dort eine Schule für behinderte Kinder besucht. Menschen mit Behinderung haben in der Ukraine noch einen sehr schlechten Stand. Behinderte Kinder werden kaum speziell gefördert und im schlimmsten Fall werden ihre Eltern dazu aufgefordert, ihre Kinder in eine Art Internat zu stecken. Dort bekommen sie keine Bildung, sondern sollen nur absichtlich von den Augen der Gesellschaft fern gehalten werden. Aus diesem Grund gibt es sehr wenige Bildungseinrichtungen für diese Kinder, welche eigentlich besonderer Förderung bedürfen und die wenigen existierenden Schulen haben große Probleme sich zu finanzieren, da sie meist ein Dorn im Auge der Behörden sind.

Von: adamrsms

Dennoch hatte ich das Glück, für zwei Tage mit in der Schule sein zu dürfen und habe bei der Gelegenheit ein paar Bilder gemacht. Nach einer Weile haben mich die meisten Kinder kaum noch beachtet und die Lehrer*innen haben einfach ihren Stoff weiter durchgezogen. Die Erinnerung an dieses Erlebnis erfüllt mich noch immer mit Demut. Am ersten Tag war einer der Jungen ein wenig krank und fieberte, woraufhin ihn eine Lehrerin muttergleich auf den Schoß nahm und tröstete. Das Bild davon ist unscharf, für mich hat es dennoch ziemlich viel Kraft. Weil sie trotz all der Widrigkeiten mit sehr viel Stärke und Liebe ihre Arbeit durchziehen, flößen mir die dort arbeitenden Menschen - hauptsächlich Frauen - ungeheuren Respekt ein.

Von: adamrsms

Um die Fotos zu machen, hatte ich die alte Minolta X700 meiner Mutter bei mir. Sie ist mit ihr schon durch die halbe Welt gereist und hat auf den meisten Kontinenten damit Bilder geschossen. Nicht so lang vor meinem Trip in die Ukraine gab sie mir die Kamera weiter, ich nahm sie direkt mit auf die nächste Reise und habe sie wirklich lieben gelernt. Mittlerweile nenne ich rund 20 Kameras mein Eigen, aber wenn ich mich auf eine verlassen müsste oder nur eine wählen könnte, dann wäre es definitiv die X700 meiner Mutter.

Von: adamrsms

Vielen Dank an Adam, dass er seine Fotografien und Erlebnisse mit uns teilt. Schau in Seinerm LomoHome vorbei, schau Dir auch die anderen Fotos an, die er in der Ukraine geschossen hat und folge ihm auf Instagram um keine seiner Arbeiten zu verpassen!

geschrieben von alinaxeniatroniarsky am 2021-02-01 in #Menschen #Orte

Mehr interessante Artikel