Sofie Strasser und die La Sardina: Die Geburt von Bubblegum-Guy
8 Share TweetHallo Sofie! Wir freuen uns, dich für unser Magazin interviewen zu dürfen. Vielleicht kannst du dich unseren Lesern ja erstmal kurz vorstellen.
Hi! Ich bin Illustratorin, Designerin und freie Künstlerin, derzeit hauptsächlich in Wien, aber manchmal auch in New Orleans.
Dein Fokus liegt vor allem auf Illustrationen und Linolschnitten. Wir lieben deine verspielten Illustrationen sehr! Erzähl uns etwas über deine Inspirationen.
Ich hab mit den Linolschnitten erst vor zirka einem Jahr begonnen, aber es war Liebe auf den ersten Schnitt. Der Linolschnitt ist ein sehr technisches Medium und hat eine starke handwerkliche Komponente. Zusätzlich erfordert die Technik beim Entwurf anstatt in Linien und Farben, in Flächen und Kontrasten zu denken. Und es gibt auch kein Zurück wenn man einmal etwas weggeschnitten hat. Das mag für manche nach Limitierung klingen, aber für mich ist das richtig inspirierend, weil man jedes Detail von Anfang an sehr genau, vorsichtig und liebevoll angehen muss. Dadurch arbeite ich im Linolschnitt viel genauer und überlegter als in der Zeichnung. Ich überlege mir Motiv, Komposition, Pose und Ausdruck sehr genau. In der Ausführung passieren dann auch immer noch Überraschungen, die dann oft den Charakter des Druckes ausmachen. Es ist immer wieder spannend, wie der fertige Druck dann tatsächlich rauskommt. Das finde ich total schön.
Deine Kunst verrät bestimmt einiges über deine Person. Wie würdest du dich beschreiben?
Ich bin sicher eine sehr kreative und auch fantasievolle Person. Das kreieren von Dingen gehört für mich fix zu jedem Tagesablauf dazu, sei es beim Arbeiten / Entwerfen, beim Kochen oder auch nur beim Aussuchen von meinem Outfit in der Früh. Die Arbeit als Künstlerin und Illustratorin erlaubt mir auch, viel Zeit alleine mit mir selbst zu verbringen und das genieße ich auch sehr.
Wir durften beim Entstehungsprozess deiner Illustration für die La Sardina quasi live dabei sein. Kannst du uns nochmal kurz durch die Phasen führen, die du durchschritten hast?
Gerne! Ich fand das wirklich schön, dass ich an dieses kleine Projekt so frei und verspielt, wie ich wollte, herangehen konnte. Es gab ja wirklich keine Vorgaben, außer die Form der Kamera. Das war dann auch, was mich beim Entwurf inspiriert hat. Ich wollte nicht einfach die Kamera außen irgendwie gestalten, sondern das ganze ein bisschen 3-dimensionaler angehen und sehen, was in der Form der “La Sardina” so an Möglichkeiten steckt. Ich habe dann meiner Fantasie freien Lauf gelassen und dann gab es, weil das soviel Spaß gemacht hat, relativ schnell einen ganzen Pool an Ideen. Das Objektiv wurde dann zu einem Auge, zu eine Telefon-Wählscheibe oder auch zu einem Bullauge von einem U-Boot. Der Blitz war einmal eine Luftblase, einmal eine Kaugummi-Bubble.
Was hat dich schließlich zu diesem Motiv motiviert?
Ich fand es am Schluss eben gar nicht einfach, mich zu entscheiden welche Idee ich realisiere. Ich habe mich dann, nach langem hin und her, aber für den Bubblegum-Guy entschieden, weil ich den doch am lustigsten fand. Der spiegelt auch, finde ich, den Charakter der Kamera am besten wider, weil das Design die Kamera in eine kleine, schräge Person verwandelt: jemand, mit dem man gut zusammen bunte Fotos machen kann!
Durch deine Illustrationen bekommt man ja auch den ein oder anderen Einblick in deine Gedanken und Gefühle. Hat es dich anfangs Überwindung gekostet, deine Gefühle so mit der Welt zu teilen, oder tut es das vielleicht auch noch?
Ja, absolut. Wenn man aus sich schöpft, etwas kreiert und das dann öffentlich macht, dann lehnt man sich immer ein bisschen hinaus emotional. Es gibt Arbeiten in denen mehr von mir drinnen steckt als in anderen, aber alle sind von mir und deswegen persönlich. Über die Jahre gewöhnt man sich aber dran, sich hinauszulehnen, und es wird normal. Man bekommt auch Viel zurück wenn man etwas von sich hinaus schickt. Es gibt immer Leute, denen nicht gefällt was man macht, aber es gibt auch immer welche, die es total gut finden. Ich freu mich jedes Mal wieder richtig wenn jemand ein Bild von mir kauft, nicht nur wegen dem Geld, sondern weil ich es auch eine Ehre finde, dass sich jemand einen von meinen Drucken in die Wohnung hängen will und dann jeden Tag ansieht.
Du hast auch noch zusätzlich Fotos mit der La Sardina geschossen. Wie fandest du ihre Benutzung?
Die Kamera ist voll retro. Mich hat das an die Einweg-Kameras erinnert, die es vor den Digi-Cams in den 90ern gab. Das Fotografieren mit so einer Kamera verändert die Herangehensweise, weil man nicht gleich sehen kann was man macht. Das ist ein bisschen wie beim Drucken - man plant und macht, aber was herauskommt sieht man dann erst später. Das bringt eine ganz eigene Spannung mit sich.
Möchtest du unseren Lesern etwas mit auf den Weg geben?
The future is analogue! Not.
Aber: Ich glaube dass die starke Digitalisierung über die letzten Jahrzehnte als eine Art Nebenwirkung mit sich bringt, dass analoge Dinge wieder an Wertigkeit gewinnen, weil sie jetzt eben speziell sind. Das gilt für Fotos genauso wie für den Linoldruck. Etwas analog hergestelltes, handgemachtes, wo Zeit und Material drinnen stecken wiegt irgendwie wieder mehr, ist langlebiger. Das wird jetzt auch so bleiben.
Vielen Dank für dieses Interview und die tollen Fotos, Sofie! Wie können dich die Leute erreichen und sich deine Arbeit anschauen?
Ich hab einen richtig guten Instagram Feed - das sag ich jetzt nicht nur so. Schau rein und folge mir. Da kann man nicht nur die Drucke sehen, sondern auch mitverfolgen, wie die Entwürfe und Druckplatten entstehen. Außerdem habe ich eine Webseite für meine Prints und einen Etsy-Shop.
geschrieben von apots am 2019-08-02 in
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