Linn Heidi Stokkedal: Eine fotografische Reise

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Umgeben von sieben Bergen, im Südwesten von Norwegen finden wir eine hingebungsvolle Geschichtenerzählerin. Linn Heidi Stokkedal verrät uns im Interview, wie sie zur Analogfotografie kam und nimmt uns mit auf eine magische Reise.

Fotos von Linn Heidi Stokkedal

Hallo Linn Heidi und willkommen beim Magazin! Wie schön, dich hier zu haben! Stell dich doch erstmal unseren Lesern kurz vor.

Hallo auch. Ich bin eine Fotografin, die in der kleinen Hafenstadt Bergen an der Westküste Norwegens lebt und, wenn ihr das Licht hier sehen würdet, wärt ihr auch schon hier.

Das kann ich mir gut vorstellen, vor allem wenn ich die magische Lichtstimmung deiner Bilder sehe. Es klingt und sieht wunderschön und inspirierend aus! Erzähl mal, wie du zur Fotografie gelangt bist.

Das schulde ich alles meinem Vater, der verrückt nach neuen Gadgets war und schon immer mit Kameras experimentiert hat. Als er mir, als ich noch sehr jung war, dann eine einfache Kompaktkamera in die Hand drückte, nahm alles seinen Lauf. Obwohl niemand von den Fotos, die ich auf der Farm machte, begeistert war, hat mein Vater die Filme immer zur Entwicklung geschickt und mir einen frischen Film gegeben. Ich fand es toll, dass er Fotos machte und das wollte ich auch machen.

Fotos von Linn Heidi Stokkedal

Wie kam es dazu, dass du weiterhin mit Film schießt? Wo lässt du ihn entwickeln?

Ich besuchte eine kommerzielle Fotoschule, was gut für mich war, weil der Fokus sehr auf der Technik lag und mich eben das interessierte. Ich habe auch mehr über weitere Prozesse und die Dunkelkammer erfahren. Bei jeder Aufgabe konnten wir zwischen analog und digital wählen und jedes Mal, wenn ich analog verwendete, kamen viel bessere Ergebnisse heraus als bei digital. Ich denke, dass der Prozess hinter der Analogfotografie mit dabei hilft, eine bessere Fotografin zu sein. Ich konzentriere mich weniger auf die Kamera und bin voll und ganz im Moment da.

Nachdem ich mich dazu entschieden hatte, nur noch mit Farbfilm zu fotografieren und kein Geld für die Entwicklung hatte, musste ich es selber lernen (obwohl mir gesagt wurde, dass es gefährlich sei, alles daheim zu tun). Jetzt kann ich am selben Tag die Fotos machen, den Film in der Küche entwickeln, Einscannen und alles herausschicken.

Ich habe in deinem Instagram, deiner Website und deinem Blog etwas gestöbert und mir ist aufgefallen, dass Literatur ein zentraler Bestandteil deiner Arbeit ist. Manchmal postest du Fotos aus Büchern auf deinen Instagram Storys und persönliche Texte neben deinen Bildern. Ist dir Literatur wichtig?

Ich war schon immer sehr neugierig und das kann ich in Büchern am besten ausleben. Ich arbeite in Teilzeit in einem Buchladen, wo ich immer wieder auf neue Bücher stoße, die ich dort lesen will. Sie beeinflussen mich sehr, sie bieten so Vieles, wie visuelle Konzepte, emotionale Unterstützung und eine Perspektive auf alles Mögliche. Als Lesender sieht man seine Umwelt durch andere Augen.

Was das Schreiben angeht, würde ich gerne mehr Texte zu meinen Bildern schrieben, aber das braucht Zeit. Daran arbeite ich dennoch weiterhin.

Foto von Linn Heidi Stokkedal

Woher beziehst du die Inspiration für deine Projekte?

Ich bin sehr praktisch veranlagt und deshalb habe ich mich selber seit jeher als Fotografin mit viel Ausrüstung vorgestellt, was aber nicht der Wahrheit entspricht. In meiner Fotografie erlaube ich es mir, verträumt und spontan zu sein, weshalb wohl meine Fotos so aussehen, wie sie es tun. Für mich ist es ein abstrakter Prozess, denn meine Fotoshootings sind eher Abenteuer als Shooting.

Ich finde, dass die Fotos nur das Resultat dessen ist, was passiert ist. Wenn ich mir einen Ort aussuche, der mich fasziniert (ich arbeite fast nie im Studio), gehe ich mit jemandem hin und lass den Dingen ihren Lauf. Ab und zu haben wir einen Plan, meistens aber ergeben sich andere Sachen. Das bedeutet für denjenigen, der mich anstellt, dass er meine offene Arbeitsweise mögen sollte. Also ja, ich gehe eher von Ideen und Anregungen aus und probiere, diese in einem Fotoshooting festzuhalten.

Du hast mir einige Porträts, die du in der Natur gemacht hast, geschickt. Welche Idee steckt hinter diesen Aufnahmen?

Dieser Tag war sehr lustig! Ich habe vor Kurzem erst mein eigenes Auto gekauft, was für mich bedeutet, dass die Möglichkeiten nun endlos sind. In der Gegend herumzufahren, ist für mich sehr romantisch. Also habe ich meine Nachbarin und sehr talentierte Fotografin Synne gefragt, ob sie mein Model sein will und sie hat zugesagt! Wir fuhren einen ganzen Sonntag auf dieser Insel umher, die keiner von uns kannte. Ausgangspunkt waren einige ihrer persönlichen Gegenstände, um eine interessante Stimmung zu erzeugen. Es hat uns beiden sehr viel Spaß bereitet!

Fotos von Linn Heidi Stokkedal

Fotografierst du auch was anderes außer Porträts?

Ich mache sehr gerne Bandfotos. Für mich spielt Musik in meinem Leben eine sehr wichtige Rolle und deshalb genieße ich es, einer Band ihren Look zu verpassen. Mit Musikern und Bands zusammenzuarbeiten, macht immer so Spaß! Es lässt mir viele Freiheiten, in dem was ich tue. Außerdem habe ich beobachtet, dass Leute um mich herum entspannen und sie selbst sein können, was natürlich auch sehr hilfreich ist und deren wahres Ich hervorbringt.

Beschäftigst du dich auch außerhalb der Fotografie mit etwas anderem?

Ich schaue zu, dass ich immer etwas zu tun habe, die Fotografie ist dabei eine Teilzeitbeschäftigung für mich. Ich kann es mir nicht vorstellen, in Vollzeit zu arbeiten. Für andere ist es vielleicht gut, aber während meiner Fotoassistenz habe ich es nicht genossen. Ich bin sehr selektiv bei meinen Aufträgen und manchmal nehme ich welche nicht an, weil ich keinen Nutzen darin für mich sehe. Ich schrecke auch vor zu “kommerzieller”, geradliniger Arbeit zurück, nicht weil ich es nicht kann, sondern weil ich Angst davor habe, meine Verträumtheit dort zu verlieren. Deshalb bin ich zufrieden mit der Tatsache, dass ich eine Stelle als Forschungsassistentin an der Universität Bergen habe, wo ich spannende Forschung zu New Media Art durchführe. Außerdem betreue ich momentan eine Fotografie-Ausstellung in einem Gemeindezentrum der Stadt und habe weiterhin meine Teilzeiteinstellung im Buchladen.

Arbeitest du momentan an neuen Projekten?

Ich versuche mich gerade an einer Porträtstudie über meinen Onkel, der abgeschottet in den Bergen lebt. Ich habe ihn nur zweimal getroffen und es ist schwierig, Kontakt zu ihm aufzunehmen, weil er kein Telefon nutzt – es ist aber eine schöne Herausforderung. Letztens bin ich auch einem Künstlerverein beigetreten, der eine riesige Dunkelkammer besitzt. Also werde ich nach langer Zeit wieder, Filme selber drucken können, und das auch noch in Farbe, was für mich ganz neu ist. Ich bin gespannt, wie ich mit der Situation umgehen werde.

Fotos von Linn Heidi Stokkedal

Für diese Serie hast du den Lomography Color Negative 400 ISO 120 verwendet. Wie ist deine Erfahrung damit gewesen?

Er war richtig gut! Ich hatte schon immer eine sehr spielerische Herangehensweise und für mich stellt Lomo die Spitze dessen dar. Ich war gespannt, wie es nach der Entwicklung aussehen würde und ich fand die Tönung sehr kräftig, perfekt also für die Verträumtheit, die ich erreichen wollte.

Hast du schließlich noch eine Empfehlung an junge Fotografen da draußen?

Meine beste Empfehlung wäre, einfach aus Spaß zu fotografieren und nicht auf andere zu achten, weil das nur verwirrend ist. Wenn du versuchst, ein bestimmter “Typ” Fotograf zu sein oder einem Stil zu folgen, wirst du als solcher nicht wachsen. Es gibt keine Regeln, mach einfach nur Fotos!

Dank dir!


Um mehr über Linn Heidis Arbeit zu erfahren, besuche ihren Instagram oder ihre Webseite.

geschrieben von Ida Tangeraas am 2019-02-12 in #Ausrüstung #Menschen

Lomography Color Negative 400 (120)

Mache scharfe Fotos die vor Farben nur so übergehen mit dem Lomography Color Negative 400. Dieser 120 Film funktioniert sogar mit wenig Licht super!

Ein Kommentar

  1. minoltagrafie
    minoltagrafie ·

    Inspiring interview! Thank you for sharing your thoughts an pictures.

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