Cameras in Depth: Der richtige Umgang mit einer Mittelformatkamera

In diesem Artikel geht es um die Handhabung von Mittelformakameras. Ich bin stolzer Besitzer einer Reihe von LOMO-Mittelformat-Kamera, angefangen bei einfachen Toy-Cameras (Diana & Holga) bis hin zur vollautomatischen LOMO LC-A 120. Handhabung und Bildkomposition mit einer Mittelformat-Kamera unterscheiden sich stark von dem, was man vom Kleinbildformat gewohnt ist.

So einfache und intuitiv zu nutzende (aber auch stark eingeschränkte) Kameras wie die Holga oder Diana mal außen vor gelassen, möchte ich euch die Handhabung, die Bildkomposition und die Einstellung von Verschlusszeit und Blende der etwas komplexeren Kameras erklären und beginne dafür mit der zeitlosen russischen Lubitel. Ich habe drei unterschiedliche Modelle dieser Kamera: Die Lubitel 2, die 166 Universal und die neue 166+.

Von: jennay_jean & cruesi

Trotz ihres minimalistischen Konstruktion (sie haben nicht einmal einen Belichtungsmesser), sind sie extrem zuverlässig (auch wegen dem Fehlen einer anfälligen Elektronik) und arbeiten vollständig mechanisch. Die drei Modelle sind sich sehr ähnlich, obwohl die Lubitel 166+ einige wichtige Vorteile bietet. Die 166+ ermöglicht es, mit eines Schnittbildindikators zu fokussieren, was auch bei schlechten Lichtverhältnissen gut funktioniert; zu dem sind die Zeiten und Blenden mit den größten Buchstaben markiert, so dass sie leichter lesbar sind als die der Vorgängermodelle.

Bei allen Lubitel-Modellen wird der Verschluss unabhängig vom Filmtransport scharf gemacht: Um versehentliche Doppelbelichtungen zu vermeiden, schlage ich vor, dass du den Film immer direkt nach dem Fotografieren weiter transportierst. Die Filmbildnummer erscheint auf einem roten Fenster auf der Rückseite der Kamera, wo man das entsprechende Fenster wählen muss, das dem Wunsch-Format entspricht. Dafür setzt man einfach intern eine Maske ein (mit Ausnahme der Lubitel 2, die nur das 6x6 Format nutzen kann).

Beachte aber, dass das Fehlen eines Prismensuchers bedeutet, dass das angezeigte Bild horizontal reflektiert wird. Ein auf der rechten Seite des Suchers angezeigtes Objekt befindet sich also auf der linken Seite des realen Bildes. Diese Eigenart hindert einen aber nur die ersten paar Male daran, spontane Schnappschüsse zu machen, auch wenn man erwähnen sollte, dass in den 30'ern und 40'ern viele Fotografen solche Kameras ohne Schwierigkeiten benutzt haben; Man braucht nur etwas Zeit, um sich an diesen ungewohnte Sicht zu gewöhnen.

Es muss auch angemerkt werden, dass die Wahl von Zeit und Blende, die mit Hilfe von zwei Hebeln in der Nähe der unteren Linse vorgenommen wird, nicht so unmittelbar ist wie bei den meisten Kleinbildkameras; Es ist also eine gute Idee, die Werte entsprechend der Lichtverhältnissen "voreinzustellen" und dann erst kurz vor der Aufnahme mit kleinen Anpassungen zu reagieren (z. B. an einem Sommertag mit 100 ISO Film kann man eine Verschlusszeit von 1/125s und einer Blende von f/11 einstellen und dann bei Bedarf mit kleinen Bewegungen am Hebel spontan Änderungen vornehmen. Genauso kann man an einem wolkigen Tag die Blende bei gleicher Verschlusszeit die Blende weit öffnen. Denk immer daran, dass bei Negativfilm eine Überbelichtung, auch ein oder zwei Stopps, immer besser ist als eine Unterbelichtung.)

Dank ihres fast geräuschlosen Zentralverschlusses sind diese Kameras auch ideal, um einige ungestellte Momente in den Straßen einzufangen, manchmal sogar ganz ohne bemerkt zu werden, da die Nutzung der Kameras beinhaltet, von oben in die Kamera hinein zu blicken anstatt "normal" zu zielen und da der Auslöser sehr nah an der Blenden- und Zeiten-Einstellung ist, kann man einfach so tun, als würde man irgendwelche Einstellungen vornehmen.

Hier ist eine Reihe von Fotos, die ich mit der Lubitel 2 gemacht habe:

Von: sirio174

Eine weitere, für die ich die 166 Universal benutzt habe:

Von: sirio174

Und eine mit der 166+:

Von: sirio174

Die LOMO LC-A 120 ist eine Mittelformatkamera, die auf eine ganz andere Art und Weise konzipiert wurde. Sie ist besser geeignet, um spontane Fotos zu machen und um zu fotografieren, ohne über technische Aspekte (Verschlusszeit, Blende und präzise Fokussierung) nachdenken zu müssen. Man kann sie mit der selben Einfachheit nutzen, wie die LC-A oder einer LC-Wide, bei denen man sich nur um zwei Dinge kümmern muss: Zonenfokus und Filmtransport. Ausgestattet mit einem Superweitwinkelobjektiv erinnert sie eher an die LC-Wide als an die LC-A und dank der großen Tiefenschärfe des Objektivs ist der Zonenfokus vollkommen ausreichend, um scharfe Bilder zu erhalten.

Die Kamera ermöglicht ebenfalls Mehrfachbelichtungen, indem man einen kleinen Hebel neben dem Filmtransportrad umlegt (bei Nichtaktivierung werden ungewollte Doppelbelichtungen verhindert). Die Mechanik des LC-A 120 ist wie bei den 35mm-Modellen so konzipiert, dass das Filmtransportrad nach dem Filmtransport automatisch einrastet (man muss den Transport also nicht durch ein Fenster überprüfen und kann sie auch bei schwachem Licht benutzen).

Einen Film zu laden ist ziemlich einfach: Nimm die volle Filmrolle und die leere Spule aus der Kamera, die durch einen Hebel auf der Rückseite der Kamera entriegelt wird. Setze eine neue Rolle Film ein und spule vor, bis die Startlinie an der Markierung in der Mitte ist und schließe dann die Rückseite der Kamera. Von da an reicht es, das Filmtransportrad weiter zu drehen, bis es einrastet; Dies geschieht automatisch, wenn sich der Film im ersten Bild befindet. Nach dem 12. Bild kann das Rad frei drehen, ohne zu blockieren, so dass man die gesamte Rolle aufwickeln kann. Die extreme Leichtigkeit der Kamera ermöglicht es, sie den ganzen Tag um den Hals zu haben, ohne zu ermüden, und der quadratische Sucher ist sehr hell und frei von unnötigen Informationen (es gibt nur zwei rote LEDs, die die gleichen Funktionen wie bei der 35mm-LC-A haben). So ist es ganz leicht, das Bild ohne Ablenkungen zu komponieren.

Von: pearlgirl77 & faaabii

Hier ist eine Reihe von Bildern, die ich mit dieser Kamera gemacht habe:

Von: sirio174

Wenn dir eine Kamera mit Wechselobjektiv lieber ist, empfehle ich die leichte und kompakte Lomo Belair mit ihrem attraktiven Design. Dies ist eine Faltkamera, die trotz ihrer Größe bequem in einer Jacken- oder Handtasche verstaut werden kann. Ausgestattet mit zwei Objektiven (normalem Fokus und Weitwinkel), die dank eines praktischem Bajonetts schnell austauschbar sind, funktioniert sie mit einem Paar kleiner Batterien, die den Belichtungsmesser versorgen, der mit dem Zentralverschluss gekoppelten ist (Die Kamera arbeitet im Blendenprioritätsmodus).

Im oberen Teil der Kamera befindet sich eine kleine Aussparung, in die man den Sucher für die gewählte Brennweite einsetzen kann. Die ISO-Einstellung erfolgt über ein kleines Rad, das sich unmittelbar hinter der Vorderseite der Kamera befindet. Die Fokussierung erfolgt über einen Ring, der sich vorne am Objektiv befindet (wobei die Abstände 1, 1,5 und 3 Meter, sowie unendlich angegeben sind, damit man den "Zonen"-Wert einstellen kann.) Ebenfalls am Objektiv befindet sich die Blendeneinstellung (es gibt zwei Positionen: f/8 für bewölkte Tage und f/16 für sonnige).

Von: sobetion, kikuzumi & ccwu

Wenn du nach einer einfachen und intuitiven Kamera suchst, die in der Lage ist, wunderschöne Panoramaaufnahmen im 120er Format zu machen und keine präzise Fokussierung benötigt oder nicht mit offenen Blenden arbeiten muss, ist diese Kamera sehr geeignet für deine Zwecke. Denk daran, auch bei dieser Kamera den Film sofort nach der Aufnahme weiter zu spulen, um eine ungewollte Doppelbelichtung zu vermeiden und überprüfen den Fortschritt des Films durch die Fenster auf der Rückseite. Ergonomisch ist sie ein "Mittelweg" zwischen den komplett manuellen TRLs und der LOMO LC-A 120, die vollautomatisch Verschlusszeit und Blende wählt.

Hier ist eine Reihe von Fotos, die ich mit der Belair gemacht habe:

Von: sirio174

Die letzte Mittelformatkamera in diesem Artikel ist die legendäre Kodak Brownie, die es verdient, erwähnt zu werden (ich habe das Modell "No. 2", eines der beliebtesten). Diese Kamera gehört einfach zur Geschichte der Fotografie, da sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Verbreitung dieses schönen Hobbys beigetragen hat. Komplett mechanisch, ausgestattet mit einem rotierenden Verschluss (ähnlich wie bei der Holga und Diana), mit einer Auswahl von 3 Blendenwerten und mit einer einzigen Verschlusszeit (ca. 1/50 Sekunde), ist sie sehr einfach zu bedienen. Der Auslöser funktioniert dadurch, dass man ihn entweder nach unten drückt oder nach oben zieht (um so Doppelbelichtung zu vermeiden, sie hat nämlich kein Rückstellfeder wie die Diana oder Holga) und der Film wird durch ein Rad an der rechten Seite der Kamera weitergespult. Mit ihrer einfachen Dublettlinse aus optischem Glas, war sie ein echtes Arbeitspferd und die erste Kamera vieler Leute. Aufgrund ihrer Einfachheit warb Kodak nach Markteinführung der Kamera mit dem Slogan: „Sie drücken den Knopf, wir machen den Rest“, quasi einem Vorläufer der Regeln der Lomography.

Im letzten Foto (und oben im ersten) kann man das Modell sehen, das ich habe, während das andere Bilde auf neuere Versionen derselben Kamera verweisen.

Von: utterlee, ademainbenjamin & janicuprun

Der größte Nachteil dieser Kamera ist die Schwierigkeit, die Bilder zu komponieren. Man nutzt zwei extrem kleinen Fenstern (eines für vertikale und eines für horizontale Aufnahmen - die Kamera verwendet das Format 6x9 cm) auf der rechten Seite und auf der Oberseite des Kameragehäuses. Dennoch bleibt ein schönes Sammlerstück, mit dem ich viel Spaß beim Fotografieren hatte:

Von: sirio174

Cameras-in-Depth ist eine Serie, die dem Vergleich zwischen Filmkameras gewidmet ist und einige versteckte Details zeigt, um euch zu helfen, die richtige Kamera auszuwählen!
Die vorherigen Artikel befassten sich mit einfachen Suchern, Spiegelreflexkamera-Suchern, die Handhabung von Pocket-Kameras, Messucherkameras und Spiegelreflexkamera.

geschrieben von sirio174 am 2018-01-19 in #Ausrüstung
übersetzt von dopa

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