Let me introduce you: monopurple

Hallo Julia, willkommen im Lomography Online Magazin, stell dich doch bitte kurz vor.

Hey, wie man es schon in der Frage mitbekommen hat – heiße ich mit dem echten Namen Julia, komme ursprünglich aus Russland, bin jedoch vor fast fünf Jahren nach Deutschland, Erfurt, gezogen. Mein Leben kann man in groben Zügen als eine Konstellation aus Literaturwissenschaft, Musik, Kunst und einem ziemlich bodenständigem Job beim Fernsehen vorstellen.

Von: monopurple

Wie hast du die Fotografie für dich entdeckt?

Mit dem spontanen Kauf meiner ersten Zenit. Das war vor ca. zehn Jahren. Dann ging es los, wie bei wahrscheinlich vielen Lomographen: einen alten Film ausprobieren und mal schauen, was es wird. Und es ist was geworden :-) Die experimentellen Ergebnisse werden größtenteils hier in meinen Alben präsentiert.

Wie bist du zur Lomography Community gekommen?

Wenn man schon mit der Filmfotografie zu tun hat, ist es irgendwie unvermeidlich, dass man auf Lomography stößt und da habe ich für mich erstmals den Online-Shop mit vielen Effekt-Filmen entdeckt, später habe ich mein LomoHome erstellt, die ich allerdings erst Jahre später mit meinen Inhalten gefüllt habe.

Von: monopurple

Nicht nur dein Username, auch dein LomoHome selbst lässt uns vermuten, dass Lila deine Lieblingsfarbe ist? Was gefällt dir an dieser fotografischen Ästhetik so gut und wie bist du darauf gekommen?

Von klein auf hatte ich eine besondere Vorliebe zu kalten Tönen des Farbspektrums, insbesondere... Lila! Seitdem identifiziere ich mich und meine Weltwahrnehmung mit dieser Farbe. Sie verfügt über viele Eigenschaften: sie ist zwar kalt, enthält aber auch was Warmes und Dynamisches in sich (alle kennen es aus der Farbtheorie – es ist eine Mischung aus Blau und Rot). Dazu ist die Farbe sehr mysteriös, kann je nach Intensivität eine Reichweite von sehr sensiblen bis zu sexuellen Eindrücke erschaffen.

Wo holst du dir deine Inspiration?

Es kann jetzt vielleicht trivial klingen – meine Erfahrungen und tägliche Auseinandersetzung mit mir selbst in einem fremden Land geben mir viel Energie und viel Motivation, um was Neues zu schaffen. Also, die Formel lautet: Herausforderung + Selbstbestimmung = Inspiration. Am Anfang hat mir die Fotografie geholfen, meine neue Heimat zu entdecken, aber auch meine alte Heimat nicht zu vergessen.

Von: monopurple

Welches ist dein ganz persönliches Lieblingsfoto von dir und weshalb?

Dieses Bild entstand während meiner „Entdeckungsphase“ (siehe vorherige Antwort) entstanden:

Credit: @monopurple

Diese Katze ist für mich eine gelungene Metapher der unabsichtlichen Absicht: ich wollte erstmals mit Doppelbelichtung experimentieren und mir ist nichts Besseres eingefallen, als einen Busch und eine Katze zusammenzufügen, die Idee war jedoch, dass die Katze links und der Busch rechts ist, aber ich habe (zum Glück!) die Seiten verwechselt und so wurde Katze auf Busch belichtet. Der Zufall hat ein sehr mysteriöses Wesen kreiert, eine Verbundenheit der Natur aller Art. Das Bild ist für mich genau das, was Lomography heißt.

Welche Kamera und welchen Film verwendest du am liebsten?

Meine relativ kleine Kollektion (für Nicht-Fotografen aber eher eine Riesen-Kollektion) besteht momentan aus zehn Kameras. Die meisten sind 35mm-Film-Kameras, aber das Vorteilhafte dabei – jede hat eine andere Technik oder einen anderen Effekt, ein anderes Format: die Spiegelreflexkameras wie Zenit, Praktika, Zorki oder die Lomo-Klassiker wie Diana-Mini, La Sardina, Octomat, auch ein Vollautomat – Samsung, eine Sofortbildkamera. Vor ein paar Monaten habe ich mir die Kleinformat-Königin angeeignet – die LOMO LC-A Compact.
Was die Filme angeht, da bin ich ziemlich offen und experimentierfreudig: ich kaufe hauptsächlich abgelaufene Filme, mag aber auch die zuverlässigen Begleiter wie Kodak Ectar oder Ilford.

Von: monopurple

Welche Methode versteckt sich hinter deinem Album "Old School Method"?

Es gibt überhaupt keine Methode. Besser gesagt, die Betonung liegt am Wort „School“. Wie es auch in der Schule mal gemacht wurde: alles auf dem letzten Drucker schaffen zu können und zwar so, dass die Qualität dabei nicht leidet. So wurde der Film in diesem Album ganz schnell geschossen und es hat sich bestätigt: aus stressigen und ideenlosen Momenten kommen oft ziemlich originelle Ergebnisse.

Von: monopurple

Man findet auf deiner LomoHome viele Experimente. Doppelbelichtungen, unterschiedliche alte Filme, Langzeitbelichtungen. Ist die Fotografie für dich eine Art Experiment oder weißt du bereits im Vorfeld genau welchen Effekt du am Ende bekommen willst und wirst?

Fotografie ist für mich eine Erfahrung, eine Art Geschichtsschreibung mithilfe einzelnen Details. Daher diese Verschichtung des Raums, wo es keinen Kontext gibt. Ich weiß nie, ob der Film überhaupt noch gut ist, ich beschäftige mich minimal mit Einstellungen der Kamera, umso spannender ist das, was ich nach der Filmentwicklung sehe.

Gibt es einen Ort auf der Welt, an dem du unbedingt einmal fotografieren willst?

Ich habe einen geografischen Traum – und zwar: Skandinavien. Den Norden finde ich an sich schon sehr beeindruckend, aber skandinavische Länder ziehen mich besonders mit ihrer Natur an.

Von: monopurple

Und dann gibt's da doch noch ein paar ganz bunte Bilder. Hängt das bei dir von der Stimmung ab oder wie entscheidest du über den Stil, den du anwenden willst?

Ja, von der Stimmung im weiteren Sinne. Also nicht von den täglichen Schwankungen der Stimmung, sondern vom Zusammenspiel vielen Faktoren: Jahreszeit, Wetter, Menschen... Ich mache fast keine eindeutigen Bilder, die einem alles direkt zeigen und bunt ist dann Ausnahme bei mir, das stimmt, denn generell herrscht in meinen Bildern eher eine düstere, glitchy Mood.

Was macht ein gutes Foto für dich aus?

Die Frage ist schwer zu beantworten... Es gibt einfach Fotos, die mich berühren. Es muss keine komplexe Komposition geben, für mich kann ein äußerst abstraktes, eintöniges Bild etwas ausmachen – Hauptsache es wirkt, du bleibst nicht gleichgültig, es strahlt eine gewisse Aura aus.

Von: monopurple

Willst du zum Abschluss noch etwas an die Community los werden?

TRAUT EUCH! Das ist die Message, die ich euch allen mitteilen möchte. Der Zweifel kann alles ruinieren. Ob es darum geht, jemanden anzusprechen, weg von der Heimat zu fahren, ein weiteres Bild zu schießen – macht es instinktiv.


Seht mehr von Julia und schaut auf ihrer LomoHome vorbei oder folgt ihr auf Instagram.

geschrieben von birgitbuchart am 2017-12-16 in #Menschen

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