An die Grenzen gehen: Veejay Villafranca

Veejay Villafranca ist ein klassisches Beispiel dafür, wie Talent, Leidenschaft, harte Arbeit und perfektes Timing zusammenspielen um daraus eine sehr erfolgreiche Fotografie-Karriere entstehen zu lassen.

“Signos” (Belair) Das Bild mag ich wegen der unabsichtlichen Mehrfachbelichtung. Ich hab einen Fehler gemacht beim Bedienen des Schnellspannhebels und dadurch ein Bild über das andere gelegt, wodurch dieses 4/5 Panoramabild entstanden ist. Zu dem Zeitpunkt hatte ich den Auftrag, eine Story über die Gefahren des Klimawanels für Hochlandfarmer zu fotografieren. Glücklicherweise passte das Bild gut in die Story! Kamera: Lomography Belair

Er hat angefangen als Fotograf eines Nachrichtenmagazins auf den Philippinen. Er hat mit verschiedenen Presse-Agenturen zusammengearbeitet und seine Fotos wurden international veröffentlicht in renommierten Blättern wie The Guardian, International Herald Tribune, Bloomberg Businessweek und The Sunday Times. Er hat mit Greenpeace, UNICEF, UN World Food Program, UN FAO, UNFPA und anderen Hilfsorganisationen zusammengearbeitet.

Veejays Aufträge gaben ihm die Chance, Gemeinschaften und soziale Probleme zu untersuchen, sowie auch das Leben von Menschen, die sonst gesichtslos und von der Gesellschaft vergessen sind. Egal wie trostlos die Bedingungen sind, Veejay schafft es, die Schönheit seiner Motive zu zeigen und zwar auf eine Weise, die berührt. Optisch und emotional. Die Tatsachen, die er aufzeigt, mögen hart und schmerzvoll sein, aber sind so schön vermittelt, dass sie einem helfen, die dokumentierte Wahrheit nicht nur zu betrachten sondern auch über sie nachzudenken.

Veejays Arbeit ist meist in Schwarz-Weiß gehalten. Er fotografiert sowohl digital, als auch analog und überraschenderweise benutzt er neben anderen Kameras auch die Horizon Perfekt und die Belair für seine dokumentarische Arbeit, von der ein paar Fotos in diesem Feature-Artikel zu sehen sind. Er hat uns auch ein paar Fragen zu seiner Leidenschaft und seinem Beruf von 15 Jahren beantwortet.

“Signos” (Horizon) Hier hab ich zum ersten Mal die Horizon Perfekt benutzt. Das Foto wurde gemacht, einen Monat nachdem der stärkste Taifun, der dort je gemessen wurde, die Visayas verwüstet hatte. Das Ergebnis ist ein wenig gruselig geworden wegen des Smogs. Ich mag diese halb verzerrten Panoramen, die dem Foto ein bisschen einen Kino-Touch verleihen. Kamera: Lomography Horizon Perfekt

Veejay, bitte stell dich der Lomography Community und den Lesern des Online Magazins vor.
Hi, ich bin Veejay Villafranca und ich bin ein Fotograf aus Manila auf den Philippinen. Der Fokus meiner Fotografie liegt auf dem visuellen Berichten von Problemen und Themen in und um die Philippinien und Asien.

Wie bist du zur Fotografie gekommen?
Mein Vater gab mir eine Nikon F mit einer 50mm während der zweiten EDSA Revolution 2001. Das war meine erste Erleuchtung, was man mit Bildern bewegen und erreichen kann. Ein Jahr später, bewarb ich mich als Fotoreporter für ein nationales Nachrichtenmagazin (Philippines Graphic) und zwar mit denselben Fotos, die ich während der Revolution 2001 gemacht hatte. Nach 6 Monaten bekam ich eine Fixanstellung und berichtete von den großen Vorkommnissen auf den Philippinen.

Wie würdest du deinen Fotografie-Stil beschreiben?
Die Essenz meiner Fotografie ist ziemlich genau dieselbe wie bei dokumentarischer Fotografie und Nachrichten-Fotografie. Die Werte und Disziplin dieser Art des Visual-Reporting sind immer noch sehr präsent in meiner Arbeit. Was die Ästhetik betrifft, versuche ich, verschiedene Styles zu benutzen und an visuelle Grenzen zu gehen, indem ich neue Formate ausprobiere. (35mm, 6×6, Panorama, etc.)

“Faith above Fate” Das ist ein persönliches Lieblingsbild, weil es einer der wenigen Momente war, an dem ich näher an das Bild des Schwarzen Nazareners herangekommen bin, während des religiösen Festes am 9. Jänner. An der Prozession nehmen beinahe eine Million Anhänger teil, sie dauert fast 24 Stunden und zieht durch ganz Manila.

Was sind die Motive, von denen du am liebsten Fotos machst?
Dinge, die relevant sind für meinen derzeitigen Aufenthaltsort, die Philippinen. In den letzten 7 Jahren, habe ich die Klima-Probleme verfolgt, die Gemeinschaften, die von extremen Wetterereignissen heimgesucht wurden, betreffen. Ein anderes Langzeitprojekt, an dem ich dran bin, untersucht religiöse Praktiken, die ihre Wurzeln in prä-hispanischen Zeiten haben. Es ist sehr interessant zu sehen, wie sich der Glaube der Filipinos über die Zeit entwickelt und verändert hat.

“Creatures of Habit” Eines der Bilder, das ich während meiner Dokumentation über die Wiedereinsetzung der Philippine National Railways im Jahr 2007 gemacht habe. Ziemlich surreal, dass das Kind auf einem zerfallenen Stuhl zwischen den Schienen sitzt.

Was zählst du zu deinen größten Erfolgen?
Ich würde ihn zwar nicht als groß bezeichnen, aber der Umstand, dass ich ein wenig Einfluss auf das habe, was ich fotografieren will und was ich für Geschichten erzählen möchte, ist schon eine Leistung. Daran habe ich früh in meiner Karriere gearbeitet und ich arbeite immer noch daran, Geschichten zu produzieren, an denen ich Interesse habe, oder daran, Aufträge zu bekommen um von solchen Geschichten berichten zu können.

Digital or analog? Macht es einen Unterschied?
Für mich nicht wirklich.

“Ironic” (iPhone) Das war ein visuelles Experiment mit Handykameras und Mehrfachbelichtungen. Es ist Teil meines Projekts über den Mangel an öffentlichem Raum in der Hauptstadt und dem wachsenden Problem der Verkehrsbelastung.

Wie gut kennst du Lomography? Welche Produkte hast du schon mal benutzt und was sind deine Favoriten?
Ich kenne Lomography sehr gut, ja, weil meine Freunde oft Lomo-Kameras für ihre Fotos benutzten. Ich habe zunächst gezögert, sie für meine Arbeit zu verwenden, aber seit ich begonnen habe, persönlichere Projekte zu machen, benutze ich diese „Spielzeugkameras“, die meinen Projekten eine neue interessante Perspektive verleihen.

“Aecid”

Irgendwelche Tipps für aufstrebende Fotografen?
Erinner dich daran, dass jedes Bild eine Geschichte erzählen sollte. Tut es das nicht, tust du besser daran, Worte und Klang zu verwenden, um die Botschaft des Bilds zu vermitteln.

“Hope”

Hast du irgendwelche Projekte am Laufen oder am Kommen, von denen du der Community erzählen möchtest?
“Signos,” bei dem eine Reihe an Bildern mit Lomo-Kameras gemacht wurden, wird Ende diesen Jahres in einem Buch veröffentlicht. Schaut es euch an und wenn ihr mehr wissen wollt, meldet euch einfach. In den kommenden Wochen wird es dazu auch eine eigene Website geben.

Alle Fotos: © Veejay Villafranca


Erfahre mehr über Veejay und seine Arbeit auf seiner Website, auf Tumblr, Instagram und Twitter.

geschrieben von Jill Tan Radovan am 2016-07-17 in #Kultur #Menschen

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