Filme entwickeln mit Kaffee und Vitamin C
11 22 Share TweetFilme entwicklen mit Kaffee und Vitamin C – es klappt wirklich!
Als ich mich gerade neu für die analoge Fotografie entflammt hatte, saß ich abends mit einem Freund bei einem Bierchen zusammen, und er fragte mich ob ich schon mal ausprobiert hätte Fotos mit Kaffee zu entwickeln. Mit Kaffee? Häh? Am nächsten Tag schickte er mir einen Link dazu:
Ich war endgültig neugierig.
Mit Fotoentwicklung hatte ich mich bis dahin noch gar nicht beschäftigt und es eigentlich auch gar nicht vor, aber Kaffee klang so experimentell und spannend, dass ich neugierig geworden war.
Bei meiner nächsten Internetbestellung wanderte eine Filmentwicklerdose mit in den Einkaufskorb (im Netz schon für 20 € zu haben, dort passen zwei Kleinbild- oder ein Mittelformatfilm rein). Dann wurde die weitere Einkaufsliste abgehakt:
- Waschsoda (auch wenn man es noch nie bemerkt hat: gibt’s in der Drogerie um die Ecke! Z.B. Heitmann Reine Soda)
- Instantkaffee mit Koffein (z.B. Ja! Gold Löslicher Kaffee)
- flüssiges Spülmaschinenwaschmittel (bei mir Klarspüler der Marke „Denk Mit“)
- eine Dose Vitamin C Pulver (Apotheke)
- Fixierer muss leider auch her, aber das ist die einzige Chemikalie (gibt’s in größeren Fotoläden oder im Netz)
Ich kenne die Kosten für SW Entwickler nicht, aber es drängt sich der Verdacht auf dass der gar nicht so viel teurer ist als das ganze Zeugs, aber es geht ja darum Kaffee auszuprobieren.
Für einen 35 mm Film braucht man etwa 0,375l von der Mixtur. Für zwei das doppelte (Überraschung) und für einen 120er Film 0,590l. Das sollte aber auch am Boden der Entwicklerdose stehen.
Hier das Rezept für 0,375l, muss dann evtl. umgerechnet werden.
Entwicklerlösung:
- 0,375l Wasser
- 5 TL Kaffeekristalle
- 3,5 TL Waschsoda
- ein halber TL Vitamin C
Das stinkt ganz schön!
Vitamin C verkürzt wohl die Entwicklungszeit und sorgt dafür dass sich die Negative vom Kaffee nicht verfärben.
Des weiteren mischt man 0,375l Fixierer und stellt nocheinmal 0,375l Wasser mit einem Tropfen des Klarspülers bereit.
Wenn die drei Lösungen bereit stehen und ein Timer zur Hand ist (findet sich in den meisten Handys) kann es losgehen! Ab in die Dunkelkammer, Abstellkammer oder was auch immer, den Film in die Dose einwickeln, Deckel drauf und wieder ins Helle.
Dann die Entwickler-Kaffee-Stinkelösung einfüllen (den roten Gummideckel kann man problemlos im hellen abnehmen um Flüssigkeiten rein- und rauszufüllen), den Timer auf 12 Minuten stellen und während der ersten Mnute kontinuerlich die Entwicklerdose langsam auf den Kopf drehen und wieder zurück (im englischen Tutorial nennen sie das „to agitate“).
Nach Ablauf der ersten Minute alle 20 Sekunden einmal „schwenken“.
Nachdem die 12 Minuten um sind, wird die Entwicklerlösung rausgeschüttet, und die Dose mit Wasser gespült. Wasser einfüllen, 6mal drehen, auskippen. 2Mal wiederholen.
Danch wird der Fixierer eingefüllt und der Timer auf 5 Minuten gestellt. In diesen 5 Minuten wird die Dose wieder alle 20 Sekunden gedreht. Dann den Fixierer raus.
Klares Wasser einfüllen. 3 mal die Dose drehen, dann Wasser ausschütten.
Neues Wasser rein, 6 mal drehen, raus. Neues Wasser, 12 mal drehen, raus.
Danach das Wasser mit dem Tropfen Klarspüler in die Dose füllen. 24 Mal drehen, auskippen. Der Film ist nun fertig, die Dose kann komplett geöffnet und der Film mit einer Wäscheklammer zum Trocknen aufgehängt werden. Es empfiehlt sich an den Film unten ein Gewicht zu hängen, damit er möglichst gerade wird. Mit den Fingern einmal am Film entlang fahren um die Flüssigkeit abzustreifen.
Sobald der Film getrocknet ist kann losgescannt werden!
Die ersten Ergebnisse haben mich sehr überrascht: außer dass der wellige Film im Scanner schwerer zu bändigen ist konnte ich keinen Unterschied feststellen!
Die ersten Ergebnisse mit Fuji Neopan ISO 400 und ISO 1600:
Später habe ich dummerweise mal versucht, die Entwicklerlösung am nächsten tag erneut zu benutzen. Mit dem Fixierer hatte das schon geklappt, aber in dem Fall habe ich mir den Film versaut und nur noch die stark belichteten Fotos überhaupt erkennen können. Es handelte sich um Fuji Neopan 1600. Der Fixierer war beim auskippen rosa, normalerweise bleibt er klar:
Seitdem setze ich immer alle Lösungen neu an.
Und zum Abschluss einen Mittelformatfilm der mit Caffenol entwickelt wurde:
Wie man sieht bin ich sehr schnell mit der Technik vertraut geworden. Am schwierigsten ist der Fixierer zu beschaffen weil ich dafür einen Umweg zum Fotoladen von 20 Minuten auf mich nehmen muss, alles andere ist beim normalen Einkauf zu finden. Die größte Anschaffung war die Entwicklerdose.
Ich genieße es meine SW Bilder fast direkt nach dem knipsen bestaunen zu können statt immer erst 2 Werktage abwarten zu müssen!
Wer so gar nicht auf den Fixierer zurückgreifen möchte schaut sich am besten den Tipster von somapic an, der eine ähnliche Methode zur Entwicklung ausprobiert hat (allerdings ohne Vitamin C):
somapic´s Tipster
geschrieben von shoujoai am 2010-05-21 in #Ausrüstung #Anleitungen #35mm #soda #caffeine #tipster #iso-400 #sw #iso-1600 #ilford-delta #fuji-neopan #diana #kaffee #diana-mini #perforation #schwarzweiss #entwickeln #vitamin-c #entwicklkung #waschsoda #instantkaffee #chemikalien #fixierer
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