Die Praktica FX2 und die Geburt der SLR Kamera

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Einst war der Entfernungsmesser König. Dann, in den späten 1930ern, erschien der primitive Vorfahre der modernen SLR, für den die Praktica FX2 ein perfektes späteres (1950er) Beispiel ist. Lies mehr über die Vorzüge und Eigenarten dieser frühen SLR in den folgenden Absätzen.

Irgendwann einmal war der Entfernungsmesser König. Von den 1930ern bis in die 1960er hinein, wollte jeder ernst zunehmende professionelle Fotograf eine Leica oder eine Leica Imitation haben. 1939 in Dresden, erschien die Praktiflex, die erste relativ günstige und zuverlässige SLR für den privaten Gebrauch. Der Krieg kam dazwischen, nach Ende des Krieges wurde die Produktion in den 1950ern in Ost-Deutschland fortgesetzt und führte zu der Praktica FX Serie. Die ersten Praktiflex’s und die späteren Praktica FX’s sahen ein bisschen so aus wie die Leica. Wahrscheinlich um nicht zu fremdartig oder schockierend zu wirken auf einem Markt, der immer noch nach der Leica hungerte. Nichtsdestotrotz repräsentierten sie eine wahre Innovation – es war ein Single Lens Reflex-, oder SLR-System. Bei dem die Fokussierung nicht durch zwei separate Okulare geschah, wie bei einem Entfernungsmesser, sondern durch eine einzige Fokussierlinse.

Von: alex34

Für Leute, die heutige SLRs verwenden sieht die Praktica FX2 zweifellos eigenartig aus und fühlt sich auch so an. Das ist genau das, was ich an ihr mag. Sie ist momentan vermutlich meine einzige Lieblings-35mm-Kamera. Aber es ist keine Frage, dass sie ein paar Eigenarten hat, die, bevor sie ausgebügelt wurden, bedeuteten, dass Entfernungsmesser weiterhin begehrter waren. Wie das Schicksal so spielte waren es die Japaner, die diese Eigenarten ausbügeln wollten. Aber was waren die Gründe dafür?

Für Anfänger sind die Verschlusszeiten befremdlich nach heutigen Standards: B, 2, 5, 10, 25, 50, 100, 200, 500. Die Verschlusszeiten sind angelehnt an Leica-ähnliche Filmempfindlichkeits-Einstellungen, die sehr mager sind, mit einem zusätzlichen oben liegenden Schalter um zwischen langsamen und schnellen Verschlusszeiten zu wählen.
Die Biegung der Vorrichtung bleibt eher Leica-artiger Knopf als ein ergonomischer Hebel. Letztendlich hatte diese Generation von SLR natürlich einen Aufsichtsucher und kein Augenhöhe-Prisma, deshalb war fotografieren aus der Hüfte oft die einzige Wahl, außer jemand mochte mit dem primitiven Ausklapp-Sport-Sucher herumrätseln.

Der Aufsichtsucher hatte auch keinen direkten Rückspiegel. Das heißt dass du die Kamera für beides drehen musst, um den Auslöser zu spannen und um ein Bild im Sucher erscheinen zu lassen – und wenn du den Auslöser drückst wird das Bild wieder verschwinden bis du für die nächste Aufnahme spannst. Es ist primitiv, zuverlässig, aber nicht das, was sich Leute heute unter einer SLR vorstellen. Nichts von dem hält sie davon ab großartige Bilder zu machen. Es macht sie jedoch ein bisschen weniger attraktiv als ein zeitgenössischer Entfernungsmesser, der durch den Sucher jederzeit scharf gestellt werden kann.

Von: alex34

Wie du wahrscheinlich feststellen kannst denke ich nicht ausschließlich, dass die Praktica FX2 eine großartige Kamera ist. Ich denke auch, dass sie eine interessante Geschichte erzählt über den frühen Wettbewerb zwischen Entfernungsmesser und SLR-Design. Die Vorzüge der Praktica waren, dass sie ein Aufschnapp-Rückteil hatte, welches es sehr einfach machte einen Film zu laden. Während die meisten Entfernungsmesser beides waren – unten zu laden mit der Notwendigkeit den Film zu kürzen.

Mit der Praktica ist der Verschlussvorhang auch mit geöffnetem Rückteil zu öffnen, was es einfacher macht nach Löchern, Tränen oder Verlangsamungen der Verschlussgeschwindigkeit zu suchen. Die Praktica FX kann ebenfalls sehr schnell nur durch den Sucher scharf gestellt werden, aber die Tatsache, dass sie einen Aufsichtsucher hat bedeutet gleichzeitig, dass das Bild manchmal schwer zu sehen ist. Daran liegt es auch, dass das Licht, welches durch die Linse eindringt, sich nicht mit dem umgebenden Licht des Suchers bei knapper Blende (sagen wir f16) messen kann. Das Geheimnis an einem sonnigen Tag, wenn du eine geringe Blendenöffnung brauchst, ist zunächst mit einer weit offenen Blende zu fokussieren, dann schließe die Blende soweit wie nötig bevor du das Bild schießt – was zugegebenermaßen nicht immer eine einfache Prozedur ist.

Ebenso kannst du die Kamera nicht so an dein Auge halten, wie du es mit einem zeitgenössischen Entfernungsmesser tun könntest- Auch kannst du sie nicht vertikal halten um ein längsgerichtetes Bild zu bekommen. Um überhaupt ein Bild zu sehen musst du immer den Auslöser drehen und spannen. Mit der Einführung bestausgestatteter Winkelspiegelprismen, mit denen du sofort rückgespiegelte Bilder siehst, auch ohne gespannten Auslöser. Die vergleichsweise überlegene Einfachheit von SLRs über Entfernungsmesser ließ Entfernungsmesser fast über Nacht verblassen.

Aber bis dahin war es zweifellos eher eine gleichmäßige Balance von Vor- und Nachteilen zwischen den zwei Systemen. Die meisten Leute mögen es die Kamera vor ihr tatsächliches Auge zu halten, wofür Entfernungsmesser bis dahin den Rahmen boten. Bei all der technologischen Überlegenheit dieser späteren SLR Entwicklungen jedoch, die letztendlich das System haben ‘gewinnen’ lassen, bleibt das skurrile frühe Praktica FX Design immer noch bei weitem meine Lieblings-SLR und meine mich täglich begleitende 35mm-Kamera. Liebe ist verrückt!

geschrieben von alex34 am 2014-11-13 in #Ausrüstung #review #slr #lomography #m42 #user-review #praktica-fx2 #slr-kamera #deutsche-kamera
übersetzt von annelena1108

2 Kommentare

  1. rauschbild
    rauschbild ·

    ...auch nach wie vor meine lieblings- +hauptsächlich verwendete kb-kamera !!

  2. fotohelmut
    fotohelmut ·

    Ein schöner Artikel, der mich dazu anregen sollte, doch einmal wieder die FX in die Hand zu nehmen.

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