Rodenstock View Master Stereo Color (*1962)

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Jeder, der als Kind schonmal einen View Master in der Hand hatte, wird sich mit Freude an die magischen 3D-Bilder zurückerinnern, die von Disney, Flintstones und Co in diese kleinen unscheinbaren Fotoscheiben gezaubert wurden. Ich habe mich auf Anhieb in eine wunderschöne Stereokamera verliebt, mit der man diese Scheiben selber befüllen kann und möchte euch ein wenig (oder auch ein bisschen mehr) davon vorschwärmen.

Jeder, der als Kind schonmal einen View Master in der Hand hatte wird sich mit Freude an die magischen 3D Bilder zurückerinnern, die von Disney, Flintstones und Co in diese kleinen unscheinbaren Fotoscheiben gezaubert wurden. Meine Mutter besaß auch einen, den sie mal für meine älteren Geschwister gekauft (und dann doch selbst behalten) hat und soweit ich mich erinnere, wurde der View Master Viewer nur an ganz besonderen Tagen herausgeholt, z.B. wenn ich krank war, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, oft einen Blick dort durch geworfen zu haben.
Die meiste Zeit lag er gut versteckt im höchsten Schrank im elterlichen Badezimmer.
Vor ein paar Monaten habe ich sie mal gefragt, ob ich ihn ausleihen kann, aber keine Chance, sie behütet ihn wie einen Schatz. Allerdings ist das Glück ja heute immer nur wenige Klicks entfernt, und so begab ich mich einfach selbst auf die Suche.

Bei meinen Internetrecherchen nach dem kleinen Guckerchen stieß ich schnell auf etwas wesentlich interessanteres: eine View Master Kamera, die sofort einen Begeisterungsschwächeanfall bei mir auslöste!
Das war definitiv mit Abstand die schönste Fotokamera, die ich jemals gesehen habe!!
Ich war verliebt. Die Kamera heißt View Master Stereo Color und wurde etwa 1962 von der deutschen Firma Rodenstock hergestellt, und jede andere Kamera auf der ganzen Welt verblasst in ihrem Glanz! Zugegeben, wenn ich entflamme, übertreibe ich manchmal etwas mit meiner Begeisterung und für jeden passionierten Lomographen hören sich diese Lobeshymnen vielleicht wie Ketzerei an, da er seine ganz persönlichen Ansichten über die schönste und tollste Kamera hat, aber ich bitte um etwas Nachsehen, da das Serotonin mit mir durchgeht.

Zugegeben, die Kamera war teuer.
Aber nach einem Vergleich mit allen anderen Angeboten, die so im Netz kursierten, wusste ich, dass ich nichtsdestotrotz ein einmaliges Schnäppchen vor mir hatte – inclusive Viewer, gekaufter Scheiben, ein paar Leerscheiben und einem Cutter. Sogar einen alten Diafilm habe ich in dem Päckchen gefunden, als es ankam!

Nach ein paar Wochen warten auf gutes Wetter konnte ich auch endlich losziehen.
In der Zwischenzeit musste auch nochmal der Auslöser repariert werden, aber mit den richtigen Schraubenziehern ist man recht schnell an die wichtigsten Stellen gedrungen.

Für alle Interessierten gibt es das Manual zum View Master übrigens hier

Die Kamera ist groß, sperrig und so schwer wie ein Stahlklotz.
Nach dem ganzen Plastik, was ich gewohnt bin, eine Umstellung.
Ich hatte sie mir wesentlich kleiner vorgestellt!
Vorne ist zwischen den drei Farbtafeln ein Rad, auf dem die ISO (von 10 bis 100) eingestellt werden kann. Bevor man ein Foto macht, kann man nun mit der gegebenen ISO-Einstellung in der passenden Farbtafel (in Abhängigkeit der Farben des Bildes) die Einstellung für das passende Wetter wählen (sonnig, halbsonnig, nebelig und schattig).
Mit einem Belichtungsmesser in der Hand ist es wohl noch viel einfacher, weil man einfach an der unteren Seite des Rades den richtigen Blendwert wählen kann.

Die Kamera wird mit 35mm-Diafilm geladen und macht für einen 36er Film 75 Aufnahmen à zwei Bilder, die wirklich ziemlich klein sind. Nachdem einlegen des Films in die Kamera werden 6 Aufnahmen verschossen, dann der Zähler auf 0 gestellt und losgelegt!
Für jedes Foto wird mit dem Spanner ein Bild vorgezogen, und dann der Auslöser betätigt. Mehrfachbelichtungen sind nicht möglich, dafür aber Langzeitbelichtung (kleinen Hebel neben der Linse auf >B<).

Beim ersten Spaziergang hatte ich wieder ein paar Probleme damit, dass nach dem Spannen der Auslöser nicht betätigt werden konnte, also musste ich zuhause nochmal die Abdeckung aufschrauben, alles richtig anordnen und danach funktionierte es wieder.

Die Verschlußzeit liegt bei 1/30 bis 1/60 Sekunde. Die Blendeneinstellung geht von 8 bis 15.
Auch ein Blitz kann benutzt werden, sogar der Diana Blitz (Ergebnisse habe ich leider noch nicht), sofern ein Adapter mit Blitzkabel verwendet wird.

Die Bilder müssen als E6 entwickelt werden. Sobald der Film wieder da ist, ist es sehr empfehlenswert, eine passende Schneidemaschine zu benutzen, da man auf den Millimeter genau die beiden Bilderpaare so ausrichten muss, dass sie in die leeren View Master Scheiben passen.
Mit der Schneidemaschine ist es allerdings sehr einfach, man dreht einfach den Film an die richtige Stelle (wird von unten beleuchtet), stanzt die Bildpaare aus, dreht weiter, usw.
Dann kann man die Paare einsortieren. Dabei sollte man nüchtern sein, auch wenn das warten manchmal schwer fällt, kleiner Erfahrungswert von mir ;)

Die Bilder können nun der Nummerierung folgend in die leeren View Master Scheiben einsortiert werden und voilà – taucht ab in die magische 3D Welt des View Master!

Schade dass der Zauber nicht so gut an den digitalen Bildern rüberkommt, aber ich hoffe, ihr gewinnt einen ersten Eindruck. Ansonsten rennt zum nächsten Flohmarkt und schnappt euch den ersten View Master Viewer den ihr seht und riskiert einen Blick dort durch!
Ich habe übrigens einen 100er ISO Kodak Diafilm benutzt.

Die Bilder von Kamera und Cutter sind übrigens von dieser Seite

geschrieben von shoujoai am 2010-04-22 in #Ausrüstung #review #color #retro #dia #stereo #germany #disney #alt #3d #reel #scheibe #diafilm #view-master #fred-feuerstein #schneidemaschine #cutter #viewmaster #rodenstock

4 Kommentare

  1. shoujoai
    shoujoai ·

    <3

  2. blumenkind
    blumenkind ·

    Die Kamera ist wirklich bildhübsch =)
    Habe aber glaube ich noch nicht so ganz kapiert wie's funktioniert .

    xD Kriegst du jetzt 3D Bilder? Oder kannst du einfach durchgucken und siehst deine Bilder? (Die übrigends toll geworden sind)

  3. shoujoai
    shoujoai ·

    Für jedes Bild was man auslöst wird ein Bildpaar auf dem Negativ belichtet. Durch Scheibe + Viewer ist das hinterher so gelöst dass du mit dem rechten Auge das recht Bild siehst und mit dem linken Auge das linke Bild und dadurch den 3D Effekt hast!
    www.thethriftshopper.com/sections/magazine/2007/julyimages/…
    treesflowersbirds.files.wordpress.com/2009/12/viewmaster.jpg

  4. earlybird
    earlybird ·

    Abgefahren!! Sehr schön Vorgestellt!!

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