Borobudur - auf Augenhöhe mit Siddharta

Erst wenn man keine Pläne macht, reist man so richtig. Klingt bescheuert, stimmt aber. Denn die besten und bemerkenswertesten Geschichten passieren, wenn man sie sich nicht vorher im Kopf ausdenkt. Ich war gerade in Indonesien und Malaysia unterwegs und weil sich ein Teilabschnitt in Sumatra als kürzer herausstellte als geplant, bin ich spontan nach Yogyakarta geflogen, das kulturelle Zentrum des Archipels. Von dort ging es dann in das 25 km entfernte Borobudur, wo der größte buddhistische Tempel der Welt steht.

Von: wil6ka

Während meines Zwischenstopps auf dem Weg nach Jogja (wie die Locals Yogyakarta liebevoll nennen) traf ich Agie auf dem Flughafen in Jakarta. Beziehungsweise, ich sprach ihn an, ob er vielleicht ein iPhone-Kabel dabei hätte. Kurz darauf schmiedeten wir Pläne für die nächsten Tage. Es stellte sich nämlich heraus, dass er Frühstücks-Radiomoderator in Jogja ist, deshalb die Nachmittage frei und zudem Bock auf neue Leute hat. Schwuppsdiwupps war noch die neben mir sitzende Niederländerin Roxanne an Bord und komplett war die Chaos Reise-Gruppe.

Von: wil6ka

Und die erste große Etappe sollte dann eben Borobudur werden. Das klingt zunächst lustig, ist aber ziemlich beeindruckend. Man braucht ungefähr 1,5 bis zwei Stunden mit dem Bus von Yogyakarta aus, aber man kann mehrere lokale Buslinien verwenden, die kaum Geld kosten. So mischt man sich auch ein wenig unter die Locals. Dafür muss man ordentlich Kohle für den Eintritt latzen. Ich glaube, da werden so um die 25 Euro für Ausländer fällig. Das ist ein ordentliches Pfund, dafür kann man in Indonesien nämlich gepflegt eine Nacht in einem Einzelzimmer mit Doppelbett übernachten. Sei’s drum, ist ja für einen guten Zweck.
Wenn man sich bis dahin noch nicht mit einem Sarong eingedeckt hat, bekommt man das Tuch geborgt und sogar umgebunden. Das gilt im Grunde für alle religiösen Stätten in Indonesien. Und dann folgt der lange Aufstieg auf die Pyramide mit neun Stockwerken. Man sollte die Mittagssonne für den Aufstieg meiden. Das geht ganz schön auf den Kreislauf.

Von: wil6ka

An den Seitenwänden der 123 m breiten Pyramide ist der Lebensweg von Buddha nachgezeichnet. Und der ist lang. Osamu Tekuza hat dafür neun dicke Mangabände gebraucht. Das wirklich Spektakuläre entfaltet sich aber im Obergeschoss, im Tempel-Penthouse. Dort gibt es 72 durchlässige Glockenstrukturen (sogenannte Stupas), in denen sich Figuren des jungen Buddha befinden: Siddharta. Der Ausblick auf die Berge und den Himmel ist wunderbar, vor allem wenn das Wetter mitspielt. Besonders fotografisch wertvoll sind die ein, zwei Siddharta-Figuren, die freiliegen. Durch die Zeit und kleine Erschütterungen wurden die Stupas abgetragen und das ist dann auch so geblieben. Borobudur gilt als größtes Zeugnis des Mahayana-Buddhismus auf Java und ist seit 1991 Unesco Weltkulturerbe. Gebaut wurde das architektonische Wunderwerk so gegen 800 nach Christi. Aber nachdem es gegen 930 einen Vulkanausbruch gab, der die Menschen aus der Region vertrieb, war das Bauwerk unglaubliche 1000 Jahre lang in Vergessenheit geraten, vielleicht auch, weil ein Dschungel über ihn wuchs. Die Engländer entdeckten die Anlage im 19. Jahrhundert wieder und der Rest ist Geschichte. Heute ist es eine der größten Pilgerstätte für Buddhisten.

Von: wil6ka

geschrieben von wil6ka am 2014-06-08 in #Orte #religion #trip #buddha #location #unesco #lomo #tempel #architektur #spass #kultur #indonesien #asien #select-type-of-location #art-and-culture #buddhismus #frunde

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