127 Film selber schneiden - eine Anleitung

6

127er Rollfilm ist im Handel im Moment kaum zu bekommen, in Auktionen nur zum Teil zu recht stattlichen Preisen. Da kommt man schnell auf die Idee, das Format selber zu schneiden. Es ist wirklich nicht schwer, wie ihr weiter unten selbst sehen könnt!

Was man braucht:

  • einen richtig dunklen Raum
  • dicke Zeichenblockpappe DIN-A-2, an einer Seite um 5cm verlängert
  • ein gutes Lineal, möglichst 60cm Länge
  • Cutter
  • 120er Filmmaterial – (Filmtyp nach Wunsch!!)
  • eine 127er Filmspule
  • Kreppband
  • Hefter

Zunächst muss die DIN-A-2 Pappe vorbereitet werden. Das Ganze muss immerhin bei völliger Dunkelheit laufen – Blickkontrolle unmöglich! Mit Hilfe eines Anschlags kann die exakte Breite des Films auch ohne Licht ermittelt werden. Dafür habe ich einen dünnen Pappstreifen genau an der Stelle auf die große Pappe geheftet, dass der Abstand zum Rand Linealbreite + Filmbreite entspricht. das ist bei mir 9,7cm. (Linealbreite: 5cm, + Filmbreite 4,6cm – ok, da scheint 1mm “Spiel” zu sein) Bei den Maßen sollte man aber schon genau sein, denn wenn der Film nur minimal zu breit ist, lässt er sich nicht aufwickeln. Im Dunkeln nachträglich noch etwas abzuschneiden geht meist in die Hose.

Pappe mit “Anschlag”

Aber ich will euch keine Angst machen, bei mir hat gleich der erste Zuschnitt funktioniert! Die gute Nachricht: mit der Pappe ist es fast schon getan – mehr Vorbereitungen braucht man nicht! Jetzt geht`s mit der präparierten Pappe und den oben genannten Utensilien ins Dunkle.
Nach Aussschalten des Lichtschalters rollt man den 120er Film von der Spule und schneidet ihn auf 63cm Länge (zufällig exakt die Länge meines Lineals). Das Stück wird dann auf die Pappe gelegt. Von Vorteil ist, die Umgebung vorher zu reinigen – der Staub ist meist nachher auch auf den Scans zu sehen!

Filmlänge zuschneiden

Die Kante des Films muss über die gesamte Länge mit der Kante der Pappe abschließen, das ist aber leicht zu ertasten, anschließend mit Tesakrepp fixieren. Jetzt das Lineal dicht an den Anschlag legen, schneiden und FERTIG! Der Schnitt wird am besten, wenn man in einem durchschneidet, daher die Empfehlung des langen Lineals. Nicht verkehrt ist, den Schneidevorgang mit irgendeinem dickeren Papier auszuprobieren, dann hat man mehr Sicherheit bei dem Filmmaterial.

Film exakt an der Kante fixieren und Filmbreite zuschneiden

Dann muss, natürlich immer noch im Dunkeln, der Film auf die 127er Spule gewickelt werden. Fall 1: es ist noch eine leere Rolle vorhanden. Dann muss der Film, natürlich mit der Schichtseite nach innen, am Klebestreifen festgemacht werden. Wichtig ist, dass der Film möglichst exakt parallel zum Papier liegt, sonst driftet der Film irgendwann seitlich heraus. Ich wickel den Film erst in der einen Richtung auf, um ihn dann nochmal richtig vom eigentlichen Ende auf die endgültige Spule zurückzuwickeln.

Filmanfang am Papierstreifen festkleben und dann aufrollen

Fall 2: Es gibt keine leere 127 Spule. Aber das ist kein großes Problem! Eine einzelne Innenspule ist recht günstig zu bekommen und das Papier kann man aus einem alten 120er Streifen nach obiger Methode – bei Licht selbstverständlich! – zurechtschneiden. Die Breite beträgt 4,7 cm, also etwas breiter als der Film, aber nicht breiter als das Innenmaß der 127er Spule, Länge insgesamt 110cm. Die Laschen für das Einfädeln des Films in die Spule schön mittig zuschneiden. Dann noch die Stelle markieren, wo der Klebestreifen zum befestigen des Films angebracht wird: mit 26-27cm Abstand zum Anfang des Papierstreifens. Jetzt noch die Bildnummern im richtigen Abstand markieren, und zwar dick mit schwarzem Edding: will man 12 Aufnahmen à 4×4, beginnt die Zählung 6,5cm vom Filmanfang. Dann alle 4,6cm die folgenden Bildnummern markieren. Bei 8 Aufnahmen à 4×6,5 ist Bild Nr. 1 bei 7,5cm Abstand vom Filmanfang. Abstand zwischen den Bildnummern jeweils 7cm.

127er Papierstreifen selber machen ist einfach!

Viel Spaß mit dem 127 Film!

PS: nicht unerwähnt bleiben sollte der schöne Tipster von erk, dieser ist natürlich im Vergleich um einiges einfacher, dafür aber immer mit den Sprockets und eigentlich kein “richtiger” 127 Film…

geschrieben von mapix am 2013-12-16 in #Ausrüstung #Anleitungen #film #diy #tipster #anleitung #schneiden

6 Kommentare

  1. bloomchen
    bloomchen ·

    klingt gut der tipster. für mich stellen sich zwei fragen. 1. ist es das wert? - meine 127er kamera (eine japanische anny44) macht eigentlich zeimlich miese bilder. also ich habe 2x in berlin 127er film bekommen und für viel geld erstanden und war ziemlich enttäuscht vom ergebnis. 2. wieviel cm film schneidest du ab? also wie breit ist dein reststück? was hast du damit gemacht? machst du das öfters? wenn das stück einigermaßen breit ist und du mal wieder so 3-4 rollen film machst wäre ich an den reststücken interessiert? unbelichtet natürlich? also aufgerollt und in eine schwarze kleinbilddose verpackt. vielleicht probiere ich mal den anderen tipster aus. ich habe noch viele kleinbildfilme rumliegen. dann könnte die mal wieder ihren platz im regal verlassen. aber danke für den tipster.

  2. mapix
    mapix ·

    danke @bloomchen! der Witz ist, es bleibt genau ein 16mm Streifen übrig. und der passt exakt in die Kiev 303, für die ich auch schon Fillmstreifen geschnitten habe. Aus KB-Film allerdings - ist umständlicher als dies hier, weil an zwei Seiten geschnitten werden muss. hab schon 3 Filme wie im Tipster beschrieben geschnitten, ein Ergebnis ist dies hier: www.lomography.de/homes/mapix/albums/1997666-optik-schlecht…

  3. mapix
    mapix ·

    ach noch was @bloomchen: die Baby-Rollei hat die Technik wie die große, man bekommt sie aber im Moment für um die 100€, was ein Spottpreis ist - kann ich nur wärmstens empfehlen :)

  4. mapix
    mapix ·

    @bloomchen hat mich noch auf einen wichtigen Punkt gebracht: woher weiß ich im Dunkeln, welches die Schichtseite ist? Eigentlich immer die Seite, die sich nach innen rollt. Frisch von einer Filmspule abgewickelt, hat der Film einen solchen Drall, dass er sich sofort wieder aufwickeln will. Wenn man auf Nummer sicher gehen will, kann man die Innenseite des Films gleich nach dem Öffnen der 120er Spule mit einem kurzen Klebestreifen markieren - vorm Aufwickeln auf die 127er Spule nicht vergessen ihn wieder zu entfernen ;)

  5. shoujoai
    shoujoai ·

    Interessanter Tipster @mapix! Sieht allerdings ganz schön aufwändig aus. Ob man sich irgendwie ein Schneidebrett mir einer Rasierklinge dran bauen könnte, wo man den Film nur einmal drüberziehen muss?
    Aber ich konsumiere erstmal weiter 4x5, 9x12, Rollfilm und Kleinbild - irgendwann muss ja auch mal Schluss sein mit den ganzen Formaten ;)

  6. mapix
    mapix ·

    danke @shoujoai, die Idee mit der Rasierklinge ist nicht schlecht - der Film muss nur schön maßhaltig werden (genaue Führung) - aber es sollten beim "Ziehen" keine Kratzer vor allem in der Schichtseite entstehen... super wäre wenn LSI das mal in die Hand nehmen würde, die Schneidemaschinen stehen bestimmt noch irgendwo rum :)

Mehr interessante Artikel