LomoAmigo Thomas benutzt Lomography Kameras für professionelle Anlässe

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Triff Thomas aus Brüssel, Belgien. Er ist ein richtiger Lomograph und das schon seit Jahren! Und heute dürfen wir ihn euch als einen unserer geliebten LomoAmigos vorstellen! Lies seine Geschichte, sieh dir seine schönen Fotografien an und lass dich inspirieren. Das wird unweigerlich passieren.

NameThomas van den Driessche
Stadt – Brüssel
Land – Belgien
Websitewww.phototvdd.be

Erzähl der Community ein wenig von dir! Womit verdienst du deinen Lebensunterhalt und was machst du in deiner Freizeit?
Nun, ich bin mir nicht sicher, ob alles, was ich in meinem Leben mache, Spaß macht, aber ich arbeite Teilzeit für das Rote Kreuz, das in Kriegsgebieten Schutz und humanitäre Hilfe leistet.
Außerdem arbeite ich selbstständig als Dokumentarfotograf als Teil des belgischen Kollektivs Out Of Focus und für die französische Agentur Picture tank. Vor zwei Jahren gründete ich zusammen mit meiner Freundin eine eigene kleine Firma, die sich auf Grafikdesign und Fotografie spezialisiert hat, mit dem Namen Studio Fifty Fifty. Jemanden, der so hyperaktiv ist, wie ich, macht es Spaß so viel beschäftigt zu sein.
Und ja, ich verdiene also mein Gehalt mit meinen Leidenschaften. Menschen in Not helfen und Geschichten erzählen.

Wie lange bist du schon Lomograph und wie würdest du deine Vorstellung von Lomography beschreiben?
Seit über 5 Jahren habe ich immer wieder eine Holga benutzt. Aber seit ein paar Monaten bedeutet Lomography aus kreativer, fotografischer Sicht mehr für mich. Ich habe immer eine alte Lomo LC-A dabei und mache Bilder im Alltag.
Aber das ist nur eine Seite des lomographischen Lebens. Für mich sind Lomography Kameras ernstzunehmende Apparate. Die starke „Signatur“ jeder Kamera und die Makel passen genau zu der Ästhetik, nach der ich suche, um eine bestimmte Bildergeschichte erzählerisch zu gestalten.

Wie sieht ein typischer Tag in Thomas Leben aus?
Das kommt immer drauf an. Ich stehe um 7:30 auf, kümmere mich um meinen kleinen Sohn, der erst ein paar Monate alt ist. Nur ein Lächeln von ihm gibt mir stundenlang Energie. Dann gibt es einen Orangensaft, einen Kuss für meine Freundin und dann beginnt der Tag. Dann checke ich kurz alle sozialen Medien, um meine Arbeit zu promoten, dann sehe ich ein paar Online Medien an und fahre dann zu meiner Arbeit beim Roten Kreuz und arbeite dann stundenlang und versuche dabei die EU zu überreden, humanitäre Hilfe in Kriegsgebieten zu leisten oder ich packe meinen Rucksack mit fotografischem Equipment, um zu einem Presse- oder Auftragsshooting zu fahren. Dann ist es Zeit für eine Mittagspause mit einem Check-Up bei sozialen Medien und dann verschicke ich ein paar E-Mails an internationale Foto-Redakteure und versuche meine Dokumentaraufnahmen zu verkaufen. Wieder an die Arbeit und dann geht es nach Hause, wo ich Zeit mit meiner Familie genieße und bis spät in die Nacht Negative scanne.

Von: thomasvdd

Wie nimmst du deine Schnappschüsse auf und würdest du uns verraten, wie du bei Schnappschüssen vorgehst?
Nun, das kommt drauf an. Es gibt so viele Möglichkeiten, Fotografien zu machen. Manchmal brauche ich Minuten oder gar Stunden für eine Aufnahme bei einem persönlichen Projekt mit einer Hasselblad, einfach nur um den perfekten Standpunkt für das Stativ, die Aufnahme zu finden und dann warte ich auf den richtigen Moment, bis ich abdrücke. Aber mit Lomography Kameras ist das ganz anders. Die benutze ich für lebhaftere Arbeit. Das ist wie eine Therapie für meinen Ansatz mit „perfekter Aufnahme, Balance und richtige, farbige Belichtung im Mittelformat“. Diese Kameras sind einfach in der Handhabung und deshalb denke ich nur daran, eine tolle Bildkomposition zu gestalten und den richtigen Moment zu erwischen. Am Anfang kann ich ziemlich aggressiv wirken. Ich hüpfe dann jemanden direkt vor die Nase und möchte ihn fotografieren. Aber ich nehme mir immer Zeit, mit der Person, die ich fotografiert habe oder fotografieren möchte, um das Projekt zu erklären. Ich bin kein Dieb.

Wie hat dir das Fotografieren mit den Lomography Kameras gefallen und was halten deine Freunde und Fans von deiner Leidenschaft für Lomographie?
Viele professionelle Fotografen denken, ich bin verrückt. Ich besitze eine Nikon D3 und eine D800 für Werbeprojekte, eine Hasselblad 500, eine Leica M2, eine Mamiya, RB 67 für Dokumentaraufnahmen. Deshalb fragen die Leute mich immer öfter, warum ich diese billigen „schrottigen“ Kameras benutze. Meine Antwort ist einfach. Ich benutze sie, weil sie billig sind (so kann ich das Format öfter nutzen, weil ich beim Kauf spare) und schrottig. Für manche Projekte, die diese Makel brauchen, sind sie perfekt. Und am wichtigsten – es macht Spaß. Bei kniffeligen Arbeiten draußen kann das ideal sein. Du erschreckt niemanden mit so einer Kamera. Du siehst nicht suspekt aus, nur ein bisschen „abgedreht“. Diese Leute lassen dich immer deine Arbeit machen und trauen sich nicht, etwas zu sagen. Seit ein paar Monaten zeigen einige Interesse an meiner neuen Methode, Geschichten mit Lomography Kameras zu erzählen. Es hat etwas gebraucht, aber ich denke, langsam beginnen sie den starken visuellen und erzählerischen Einfluss dieser Fotoapparate zu verstehen.

Von: thomasvdd

Du hast ein paar echt coole Serien mit Lomography Kameras gemacht. Könntest du die Geschichten, die hinter “How to be a Lomographer”, “The Shift” und der “Banger Rules” Serie stecken zusammenfassen?
How to be a Lomographer ist Teil eines größeren Projekts How to be a photographer in four lessons. Seit ein paar Monaten gibt es einen alten Fotoautomaten in Brüssel, Belgien. Seitdem habe ich den benutzt, um mich über mich selbst und Bekannte in diesem Mikrokosmos aus Dokumentation, Autorenfilm und künstlerischer Fotografie lustig zu machen. Zu Beginn war das nur ein Spiel, aber diese Arbeit hat ein wenig was bewegt im Internet. Deshalb beschloss ich vier Teile der Serie über Fotografie zu machen.

The shift project fing 2009an. Ich arbeitete in Indien im größten Steinkohlebergbaugebiet des Landes. Ich arbeitete an einer Dokumentation im Mittelformat mit einer Bronica SQ Al. Eines Tages hatte ich die Chance, ein paar Porträts von Bergarbeitern zu machen, bevor sie sich auf in die Grube machten. Das war eine schrecklicher Tag. Über 45°C war es heiß! Meine teure Bronica hielt die Hitze nicht aus ;-) Deshalb schnappte ich mir meine Ersatzkamera, eine Holga mit zwei Rollen Tri-X. Zu Hause sah ich dann, dass die 20 Schwarz-Weiß-Porträts, die ich in 2 Minuten mit der Holga gemacht hatte, viel intensiver und lebensnäher waren, als die tausenden Aufnahmen, die ich in Farbe mit meiner Bronica gemacht hatte. 2012 kam ich zurück mit einem Ziel. Ich wollte einen der Bergarbeiter wieder treffen, den ich 2009 porträtiert hatte. Sein Porträt hatte bei ein paar Foto-Wettbewerben gewonnen und hatten mir in meiner Karriere sehr geholfen. Ich brauchte über eine Woche, aber dann fand ich den Kerl endlich. Wir hatten ein tolles Gespräch über Fotografie und ich gab ihm ein paar Abzüge von seinem Porträt und einen Teil des Geldes, das ich mit der Veröffentlichung seines Porträts in einigen Magazinen verdient hatte.

Von: thomasvdd

Banger Rules ist mein neustes Projekt mit Lomography Kameras. Diese Kerle kommen mit allen möglichen Schrottkarren zu Rennstrecken, um sie kaputt zu machen. Ich habe das gleiche gemacht, aber mit meinen Kameras. Insgesamt hatte ich 7 verschiedene Lomography Kameras mitgebracht (Horizon, Holga, LomoKino, ActionSampler, SuperSampler, LC-A, Sprocket Rocket). Die Idee war, alle möglichen Formate zu benutzen, um eine Geschichte zu erzählen, die mit Kontaktabzügen und Cartoons illustriert ist.

Von: thomasvdd

Was war das seltsamste, witzigste oder schlichtweg großartigste lomographische Erlebnis, dass du hattest, seit du Lomography Kameras benutzt?
Der Bergarbeiter auf dem fünften Bild meiner zweiten Tri-X Rolle von The Shift. An den Moment, als ich das Bild vor 3 Jahren machte, erinnere ich mich noch genau. Er stand einfach vor der Kamera, ohne sich zu bewegen, so stolz und gleichzeitig so verloren. Seine Augen durchdrangen mich. Das Bild brannte sich für Monate, Jahre in meinen Kopf und deshalb beschloss ich dann, dorthin zurückzukehren und ihn zu suchen. Drei Jahre später fand ich ihn und ich hatte einen indischen Freund an meiner Seite, der für uns dolmetschte und wir sprachen über diesen „fotografischen Moment“. Ich versuchte ihm zu erklären, warum sein Porträt viel intensiver war, als die anderen. Er wiederholte, wie blöd es doch war, dass ich da keine große Kamera zur Verfügung hatte, die funktionierte. Er bezog sich auf die Holga und meinte, die habe ihm gut gefallen.

Von: thomasvdd

Wenn deine Bilder hier einen Soundtrack haben könnten, welche Lieder würdest du dafür wählen? (3 Titel mit Interpreten bitte)
Banger Rules = “Fuel”, Metallica
The Shift = "Blowin’ In the Wind, Bod Dylan
How to be a Lomographer = “Photobooth”, Friendly Fires

Was steht für dich in nächster Zeit an? Freust du dich auf etwas, von dem du uns erzählen möchtest?
Im Moment bin ich ziemlich beschäftigt mit Ausstellungen: das Circulation’s Festival in Paris, die Foto 8 Summer Show in Lodon, die International Biennal of Photography in Liege und so weiter. Es ist Zeit, sich wieder aufzumachen und neue Geschichten über ganz normale Menschen einzufangen. Wenn ihr auf dem Laufenden bleiben wollt, dann seht euch am besten meine Website www.phototvdd.be regelmäßig an oder folgt mir auf Facebook.

Dein Rat für angehende Lomographen?
Verwende Lomography Kameras für Fotos, die du zum Spaß von Freunden und Familie machst und mach das am besten tagtäglich. Aber hin und wieder solltest du daran denken, dass man Lomography Kameras auch als ernstzunehmende Apparate betrachten kann. Sie können dir dabei behilflich sein, die perfekte Atmosphäre für einen bestimmten Ort oder Moment zu finden. Versuche dann, die Kameras zu verwenden, um richtige Bildergeschichten zu erzählen und versuche damit, eine neue Perspektive auf unsere moderne Welt zu erhalten.

geschrieben von mrmaart am 2013-02-21 in #Menschen #brussels #belgium #lomo-amigo #brussel #lomoamigo #thomasvdd #phototvdd #the-shift #banger-rules #how-to-be-a-lomographer

2 Kommentare

  1. brommi
    brommi ·

    Schönes Interview und hammer Fotos! :)

  2. yago56
    yago56 ·

    Für mich ein klarer Beweis, dass man mit dem angeblichen "Schrott" durchaus professionell arbeiten kann. Die Bilder in diesem Artikel sind absolut überzeugend.

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