Wie man einen 120er Film für eine 620er Kamera modifiziert

2

Vor kurzem schenkte mir mein Schwager eine alte Kamera – eine wunderbare Kodak Six-20 Bull’s Eye. Jedoch ist die Kamera für 620er Film gebaut. So sehr ich dieses Format liebe, 620er Film wird seit beinahe 20 Jahre nicht mehr hergestellt… was macht man dann als Kameraliebhaber?

Meine fantastische neue Six-20 Bull’s Eye!

Ich suchte natürlich im Internet! Online fand ich ein paar Angebote, die 620er Film vertreiben, aber für meinen Geschmack war das etwas zu teuer…

Ich fand auch ein Tutorial, wie man 120er Film auf eine 620er Spule wickelt, aber das schien mir mit viel Aufwand verbunden und risikoreich – man braucht eine leere 620er Spule und man muss den Film vorsichtig in kompletter Dunkelheit umspulen, ohne ihn direkt zu berühren. Ich bin nicht besonders geschickt, deshalb war nicht so begeistert…

Der Grund, warum man 120er Film auf eine 620er Spule wickeln kann, ist der: das eigentliche Film ist der gleiche in Breite und Länge! Der einzige Unterschied zwischen 120er Film und 620er Film sind die Spulen, auf denen der Film aufgewickelt ist – 120er Spulen sind ein bisschen länger und breiter als 620er Spulen. Statt einen komplette Film umzuspulen, dachte ich, es wäre viel einfacher, die Spule eines 120er Rollfilms zu verändern.

Du kannst den Unterschied in Länge und Breite der 620er Filmspule auf der linken und der 120er Filmspule auf der rechten Seite sehen.

Ich verwende schon lange die Diana F+ und daher habe ich viele 120er Filme im Kühlschrank. Deshalb schnappte ich mir einen davon und fing an!

Du brauchst:

  • einen unbelichteten 120er Film auf einer Plastikspule
  • eine Metallfeile oder grobes Sandpapier
  • eine schmale, scharfe Schere (eine Nagelschere ist ideal)
  • Zeitung oder etwas ähnliches, mit dem du deine Arbeitsfläche bedecken kannst
  • etwa eine halbe Stunde Zeit
Von: ava_maria

Es hilft, wenn du eine 620er Spule zur Verfügung hast (vielleicht ist noch eine leere Spule in der Kamera!), damit du deine modifizierte 120er Spule mit etwas vergleichen kannst, aber das ist nicht unbedingt notwendig.

Lege deine Arbeitsfläche mit einer Zeitung (oder etwas ähnlichem) aus – wenn du das Plastik abfeilst, bekommst du viel Plastikstaub und das kann eine ganz schöne Sauerei geben!

So sah mein Tisch aus, als ich fertig war – total dreckig! Gut, dass ich Papier untergelegt habe!

Nimm deine 120er Filmrolle und beginne beim flachen Ende der Spule, fang einfach an zu feilen! Ich verwende lieber eine Metallfeile, weil ich das Gefühl habe, ich habe dadurch eine bessere Kontrolle über den Druck und die Feilrichtung, aber natürlich kann auch Sandpapier verwendet werden.

Von: ava_maria

Wenn dieses flache Ende genug abgeflacht ist, kannst du die Nagelschere nehmen und die Ecken der Spule trimmen. Du kannst natürlich auch die Feile oder Sandpapier an den Ecken benutzen, aber ich bin faul und da ist die Nagelschere einfacher! Ich glaube, dass bei ein paar 620er Kameras, wie der Brownie Hawkeye, dieser Schritt überflüssig ist, weil dort auch breitere Spulen Platz haben – aber nicht alle Kameras sind so gebaut.

Von: ava_maria

Drehe den Film dann um und feile und trimme das andere Ende der Spule! Es dauert etwa eine halbe Stunde, so einen 120er Film zu verändern – aber hin und wieder brauchte ich eine Pause, um meinen Arm auszuruhen!

Wenn du denkst, die Ecken sind genug abgefeilt, dann geh mit der Rolle zum nächsten Waschbecken oder nach draußen und puste oder wische den Plastikstaub ab, der noch am Film ist. Versuche, so viel wie möglich von dem Staub zu entfernen – du willst ja keinen Staub auf deinen Bildern (oder vielleicht doch – könnten interessante Effekte sein…).

Das Foto wurde offensichtlich gemacht, bevor ich den Film gesäubert habe… aber immerhin sieht man, dass die Spulen ziemlich gut zueinander passen!

Bevor du alles wegpackst, lege den Film in deine Kamera und sieh nach, ob sich der Film frei und glatt weiterdrehen lässt – nicht, dass du erst nach der zweiten oder dritten Aufnahme merkst, dass du die Rolle nicht richtig abgefeilt hast und dass sie sich nicht richtig drehen lässt (… und ja, ich spreche aus Erfahrung!).

Das ist ein gutes Beispiel, denn hier habe ich meine Spule nicht richtig abgefeilt – du siehst den Film auf der Filmspule (rechts), wie er oben zerknittert ist… gar nicht gut!

Wahrscheinlich brauchst du zwei 620er Spulen für deine Kamera – eine mit unbelichtetem Film und eine, auf die der Film dann beim Belichten gespult wird. Ich hatte das Glück, dass sich die originale Filmspule der Kodak Six-20 Bull’s Eye noch in der Kamera befand, aber wenn du nicht so viel Glück hast, gibt es ein paar Möglichkeiten. Du kannst im örtlichen Fotolabor nachfragen, ob sie noch alte 620er Filmspulen haben, die du kaufen kannst (oder geschenkt bekommst, wenn du wirklich nett bist!). Bei eBay sind oft welche zum Verkauf oder du nimmst eine Spule eines 120er Films und modifizierst die leere Spule.

Zeit, dass du deine Kamera nimmst und mit dem Knipsen beginnst! Bist du auch schon auf eine Kamera gestoßen, zu der es keine Filme mehr gibt? Was hast du gemacht?

Diese Aufnahmen wurden alle mit dem Fuji Velvia 100 gemacht, die ich oben im Tutorial verwendet habe!

geschrieben von ava_maria am 2012-12-16 in #Ausrüstung #Anleitungen #film #120 #tutorial #tipster #kodak #alt #modifikation #620 #alte-kamera #filmformat #six-20-bull-s-eye

2 Kommentare

  1. hutschi
    hutschi ·

    Ich habe eine Kodak Box 620 gekauft, ohne die Bedeutung von "620" zu beachten.
    Dann versuchte ich, einen 120er Film zu verwenden, und das Papier riss.
    Dann las ich genauer nach und alles war klar.
    Nachdem ich diesen Artikel fand, war klar, was ich machen würde. Ich konvertierte einen 120er Film.
    Allerdings nahm ich ein Messer und sch nitzte den Rand ab, weil das weniger feine Späne ergibt.
    Man muss dazu aber im Schnitzen schon geübt sein.
    Pflaster habe ich nicht benötigt.
    Jetzt ist der Film in der Kamera. Mal sehen, was es wird.

    Viele Grüße von Hutschi.

  2. woldes
    woldes ·

    Nun, der Beitrag ist bereits etwas älter. Also warum noch was dazu schreiben? Weil wahrscheinlich viele Fotografen auf diesen Beitrag stoßen werden, wenn sie eine Kamera mit 620er Rollfilm ihr Eigen nennen.
    Ich habe überlegt, ob ich den oben beschriebenen Weg gehen soll. Ich habe mich trotz der guten Beschreibung dagegen entschieden. Mir was das Risiko zu groß, den Film zu verschmutzen.
    Und nachdem ich jetzt einige 120er Rollfilme auf 620er Spulen umgespult habe, kann ich nur sagen, dass dies für mich der (saubere) Weg ist. Einen Film habe ich zum Üben (unfreiwillig) geopfert. Jetzt geht es immer besser von der Hand. Wer sowieso einen Wechselsack hat, sollte auf jeden Fall die Umspulmethode versuchen. Und nicht beim ersten Versuch aufgeben!
    Liebe Grüße an alle Analog-Verrückten!

Mehr interessante Artikel