Die Schleuseninsel und die Ruhrinsel - Ein Spaziergang um den grünen Bauchnabel Mülheims

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Nur wenige Meter von der Mülheimer Innenstadt entfernt findet sich ein wunderbares Naherholungsgebiet mit jeder Menge Lomographie-Potential!

Die weiße Flotte

Direkt südlich der Mülheimer Innenstadt teilt sich die Ruhr in zwei Arme. Der eine, schiffbare, führt zur namensgebenden Schleuse, der andere fließt in Zeiten regenarmer Wetterlagen gemächlich dahin, um letztendlich hinter der Schleuseninsel wieder auf den Rest der Ruhr zu stoßen. Am anderen, südlichen Ende der Insel teilt das Kahlenberger Wehr die beiden Arme auf und reguliert die jeweilige Wassermenge. Doch genug der Geographie und hin zur Lomographie! Was sollte einen Lomographen hier hin treiben?

Viel! Denn die Insel und die umliegenden Bereiche sind sehr vielfältig und damit für (fast) jedes Wetter und (fast) jede lomo-/fotografische Vorliebe geeignet.

Beginnen wir also unseren kleinen Spaziergang auf der Spitze der Schleuseninsel. Als erstes treffen wir auf den den sogenannten Wasserbahnhof. Seit seiner Erbauung im Jahre 1927 dient er (daher der Name) als Startpunkt für die Ausflugsboote der Weißen Flotte, die von hier aus die Ruhr hinauf bis zum Kettwiger Stausee fahren. Bei schönem Wetter definitiv empfehlenswert und durchaus bezahlbar. Weiterhin befinden sich noch ein Restaurant und ein Club im Wasserbahnhof, im Sommer auch mit Außengastronomie.

Direkt hinter dem Gebäude kommen Fans der Industriekultur auf ihre Kosten. Zwischen dem Wasserbahnhof und dem dahinter liegenden Gebäude, dem Haus Ruhrnatur ist eine alte Dampfmaschinenpumpe aus dem Jahr 1896 aufgebaut. Ein phänomenales Teil, das für Detailliebhaber aus jeder Blickrichtung neue Motive offenbart. Als Kinder sind wir gerne darauf herumgeklettert. Sollte das bei heutigen Kindern nicht mehr so sein, kein Problem. Im schon erwähnten Haus Ruhrnatur (einem ehemaligen Bootshaus aus den 20er Jahren) können Klein und Groß durch viele Experimente wie von selbst etwas zum Thema Wasser, Strömungen und den Lebewesen darin lernen. Und das riesige Aquarium mit in der Ruhr ansässigen Fischen lohnt sich auch sehr. Draußen am Gebäude befindet sich eine riesige Spiegelfront, die zu Selbstportraits einlädt.

Und weiter geht’s, von der Schleuseninsel auf die Ruhrinsel. Den Übergang markiert ein Wasserkraftwerk aus den 20er Jahren mit dem danebenliegenden Rückpumpwerk. Aus klassischem Ruhrsandstein gebaut wirken die Gebäude herrlich altertümlich (und fotogen!). Das Kraftwerk ist jedoch immer wieder modernisiert worden und deckt mit seinen durchschnittlich 20 Millionen Kilowattstunden jährlich immerhin 15% des Energiebedarfs des RWW. An der Nordseite des Gebäudes tobt das „benutzte“ Wasser heraus, ein spannender Anblick. Etwas ruhiger geht’s flussaufwärts zu, bevor sich das Wasser jedoch ins Kraftwerk stürzt, müssen noch Treibholz und ähnliche Störfaktoren herausgebaggert werden, was über große Arme und ein Fließband je nach Verschmutzungsgrad mehrmals täglich passiert. Auch das ist ein sehr spannender Anblick nicht nur für Kinder!

Der jetzt folgende Abschnitt ist bei schönem Wetter insbesondere am Wochenende leider ziemlich überlaufen… Obwohl… gar nicht mal so leider! Denn jetzt schlägt die Stunde für die, die sich der Streetphotography verschrieben haben. Motive gibt es jedenfalls genug! Quengelnde Kinder, die keine Lust auf einen Sonntagsspaziergang haben (wer hat die schon in dem Alter), flanierende Rentner und Hunde jeder Art und Größe. Innerhalb der Woche oder auch nur bei bedecktem Himmel geht es hier aber erheblich ruhiger zu. Gerade an solchen Tagen lohnt sich auch der Blick nach rechts, wo sich ein Wasserschutzgebiet befindet. Dort hat sich seit einiger Zeit eine Kolonie Nutrias etabliert und fühlt sich offenbar pudelwohl. Nutrias sind mit den Bibern verwandte Pelztiere, die ursprünglich aus Südamerika ihres Pelzes wegen importiert wurden. Die hier freilebenden Tiere konnten entwischen oder wurden ausgesetzt. Um sie vernünftig fotografieren zu können, sollte allerdings ein größeres Tele mitgenommen werden.

Am Ende der Ruhrinsel haben wir die Wahl. Es geht links über eine hübsche Fußgängerbrücke auf den Leinpfad und dann wieder zurück zum Ausgangspunkt, oder etwas weiter rechts über das Kahlenberger Wehr, das imposante Bauwerk, das mittels zweier riesiger Stahlwalzen die Wassermenge der darunterliegenden Teile steuert. Bei Niedrigwasser sind die Walzen ganz unten und die Ruhr plätschert leise, bei Hochwasser sieht die Sache allerdings ganz anders aus! Dann sind die Walzen teilweise oder in Extremfällen sogar ganz oben und das Wasser tobt so sehr hindurch, das die Brücke darüber vibriert.

Wenn man sich nun immer möglichst weit rechts hält, kommt man über den Kassenberg wieder zurück zur Schleuseninsel. Und wohin die anderen Wege führen (nämlich in die wunderbaren Ruhrauen) werde ich Euch nächstes Mal schreiben! :-) Also fahrt mal hin, macht viele Fotos und verlinkt diese gerne in Kommentaren unter diesem Bericht. Bin gespannt, was Euch so alles zu diesem Revier einfällt! Und wenn Euch jemand mit einem Retriever über den Weg läuft, der alte Kameras mit sich rumschleppt… grüßt mal! ;-)

geschrieben von marcel2cv am 2012-02-01 in #Orte #river #island #streetphotography #location #deutschland #germany #ruhrgebiet #urban-adventures #ruhr #industriekultur #insel #fluss #muelheim #select-type-of-location #escape-from-the-city

2 Kommentare

  1. knipsomat
    knipsomat ·

    Da kann man bestimmt auch gut Radeln :)

  2. marcel2cv
    marcel2cv ·

    Auf der Schleuseninsel selbst ist es meist etwas zu voll dafür, aber rundrum geht es prima. Ich schreibe nächste Tage noch einen Artikel über die Ruhrauen direkt südlich davon, da ist es perfekt fürs Rad. Oh, und wer das Wasserwerk besichtigen möchte: Diesen Samstag, 14 Uhr am Haus Ruhrnatur! Führung über die Insel mit Besichtigung, 3,00 Euro. Ich bin dabei.

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