Tutorial: Rollei C41 Digibase – Farbfilmentwicklung

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Das Rollei C41 Digibase Kit ist eine tolle Methode, um deine Filme zu Hause zu entwickeln – auch für noch nicht so erfahrene Lomographen, denn mit diesem Kit kannst du auch mit niedrigen Temperaturen arbeiten, bei vielen anderen geht das nicht. Das Kit hat es mir ermöglicht, meine Farbnegativfilme, Redscales und Diafilme im Crossprozess erfolgreich zu entwickeln – sogar beim ersten Versuch.
In diesem Tutorial erkläre ich euch den Entwicklungsprozess Schritt für Schritt und gebe euch eine hilfreiche Tabelle mit auf den Weg, die euch hilft, eure Filme richtig zu entwickeln.

Von: sandravo

Bevor ich das Rollei C41 Digibase Kit bestellt habe, habe ich viel im Internet in Sachen Farbfilmentwicklung recherchiert. Ich kam zu dem Ergebnis, dass es zwei Probleme mit der Farbfilmentwicklung gibt: die Chemie hat nur eine kurze Haltbarkeit nach dem Ansetzen und man sollte die Möglichkeit haben, unter höheren Temperaturen zu arbeiten. Das Digibase C41 Kit bietet aber eine Lösung für beide Probleme: die Haltbarkeit ist sehr gut und man kann in einem relativ weiten Temperaturbereich arbeiten, was für die Heimentwicklung wichtig ist.
Einige glückliche Menschen unter uns haben die Möglichkeit und die Mittel die Fotochemie auf 45°C zu erwärmen und den schnellsten Entwicklungsprozess zu wählen, die anderen nutzen einfach warmes Wasser aus dem Wasserhahn – aber das Digibase C41 Kit bedient beide Entwicklungstypen!

Das Rollei Digibase C41 Kit wird in verschiedenen Größen verkauft – von 0,5 Liter für ca. 10 Filme bis zu 5 Liter für ca. 100 Filme. Weil ich aber viel fotografieren will, habe ich gleich das größte Kit bestellt, dadurch ergibt sich ein relativ günstiger Preis von 0,50 Euro pro Film. Dieses Tutorial ist unabhängig von der Kit-Größe und funktioniert mit allen Größen.

Weil es schon viele Anleitungen gibt, die die Verwendung eines Wechselsacks und eines Filmtanks erklären und wie man den Film in die Spule spult und anschließend zum Trocknen aufhängt etc. beschränke ich mich in diesem Tutorial allein auf den Entwicklungsprozess.

DU BRAUCHST

  • 4 dunkle Plastikflaschen, um die Chemie aufzubewahren, je 1 Liter
  • 1 großer Messzylinder, 1 Liter
  • 1 kleinerer Messzylinder, 100 ml
  • 1 kleine Spritze, ist im Kit enthalten
  • genaues Thermometer, sollte bis 45°C oder höher messen können
  • Filmtank
  • Trichter
  • Filmabstreifzange
  • einen Eimer, sollte groß genug für 4 Flaschen sein
  • heißes Wasser
  • Stoppuhr (jede Uhr, die Sekunden anzeigen kann, reicht aus – ich benutze mein iPhone)

CHEMIE ANSETZEN

Das Digibase C41 Kit beinhaltet Konzentrate, die man selbst verdünnen und anmischen muss. Das Paket versichert, dass man genug Konzentrat hat um 5 Liter Arbeitslösung herstellen zu können, aber so genau stimmt das nicht.

Die einzige Lösung, von der man 5 Liter ansetzen kann, ist der Entwickler. Für Bleichbad und Fixierer bekommt man nur 3,5 Liter aus dem Konzentrat und 3 Liter für das Stabilisierungsbad. Aber egal ob es 0,3 Liter oder 0,5 Liter Lösung sind, man kann trotzdem 100 Filme damit entwickeln.

Die Lösungen sollte man gleich oft und über einen gleich langen Zeitraum verwenden. Ich habe das Mischverhältnis so angepasst, dass jede Arbeitslösung für 20 Filme reicht. Also 1 Liter Entwickler, 700 ml Bleichbad, 700 ml Fixierbad, 500 ml Stabibad.

Beachte: Wenn man z.B. zwei 35mm Filme gleichzeitig entwickeln will, sollte man beachten, dass 500 ml Lösung nicht reichen werden. Für diesen Fall sollte man 1Liter Lösung ansetzen. Das Stab reicht dann für 40 Filme, also genau doppelt so lang, wie die anderen Lösungen.

Beachte: die Arbeitslösungen können mit Leitungswasser angesetzt werden, aber der Hersteller empfiehlt destilliertes Wasser.

1. Farbentwickler

Um 1 Liter Entwickler anzusetzen, bin ich den Anweisungen auf der Flasche gefolgt. Man braucht warmes Wasser (49°C), einen großen Messbecher (1 Liter), den kleineren 100 ml Messzylinder und die Spritze aus dem Kit.

Die Mengen, die man für 1 Liter Entwickler braucht:
Part A: 100ml, Part B: 100ml, Part C: 100ml und Starter: 10ml (hier die Spritze benutzen, um genau abmessen zu können).

Zuerst befüllt man den 1 Liter Messbecher zur Hälfte mit warmen Wasser (49°C).

Part A (100ml) hinzugeben und gut vermischen
Part B (100ml) hinzugeben und gut vermischen
Part C (100ml) hinzugeben und gut vermischen
Starter (10ml) hinzugeben und gut vermischen
dann bis zur 1 Liter-Markierung mit Wasser auffüllen

Die Arbeitslösung stets in einer dunklen und beschrifteten Flasche aufbewahren!

2. Bleichbad

Um 700ml Bleichbad anzusetzen bin ich der Anleitung auf der Flasche gefolgt. Man braucht warmes Wasser (35-40°C), einen großen Messbecher (1 Liter), den kleineren 100ml Messzylinder (der Messzylinder, den ihr vorher schon benutzt habt, reicht aus)

Die Mengen, die man für 700ml Bleichbad braucht:
196ml Bleichkonzentrat + 504ml Wasser = 700ml Arbeitslösung

Alles gut vermischen und in einer beschrifteten Flasche aufbewahren.

3. Fixierer

Um 700ml Fixierer anzusetzen bin ich der Anleitung auf der Flasche gefolgt. Man braucht warmes Wasser (32-40°C), einen großen Messbecher (1 Liter), den kleineren 100ml Messzylinder (der Messzylinder, den ihr vorher schon benutzt habt, reicht aus)

Die Mengen, die man für 700ml Fixierer braucht:
140ml Fixiererkonzentrat + 560ml Wasser = 700ml Arbeitslösung

Alles gut vermischen und in einer beschrifteten Flasche aufbewahren.

4. Stabibad

Um 500ml Stabibad anzusetzen bin ich wieder der Anleitung auf der Flasche gefolgt. Man braucht warmes Wasser (32-40°C), einen großen Messbecher (1 Liter), den kleineren 100ml Messzylinder (der Messzylinder, den ihr vorher schon benutzt habt, reicht aus)

Die Mengen, die man für 500ml Stabibad braucht:
25ml Stabikonzentrat + 475ml Wasser = 500ml Arbeitslösung

Alles gut vermischen und in einer beschrifteten Flasche aufbewahren.

Beachte: Online gibt es eine Anleitung zu diesem Kit. In meinem Fall waren die Anweisungen in der Anleitung anders als die Anweisungen auf der Stabiflasche – ich hielt mich aber an die Anweisungen, die auf der Flasche standen und nicht an die aus der Anleitung (die auch nicht im Kit enthalten war). Man sollte auch nochmal die Anweisungen, die auf den Flaschen stehen, prüfen und lieber diesen Anweisungen folgen, auch wenn ich euch eventuell etwas anderes gesagt habe.

Wenn man die Arbeitslösung angesetzt hat, sollte man sie am besten an einem kühlen und dunklen Ort aufbewahren (ihr braucht sie aber nicht in den Kühlschrank stellen).

Man hat jetzt genug Arbeitslösung, um 20 Filme zu entwickeln, aber man muss sie nicht alle auf einmal und hintereinander entwickeln! Man kann die Lösung über mehrere Wochen oder Monate benutzen, wenn man sie richtig lagert und immer wieder zurück in die beschrifteten Flaschen füllt. Man sollte immer im Kopf haben, wie viele Filme man schon entwickelt hat und wenn man die 20 Filme erreicht hat, setzt man am besten einen neuen Satz Lösung an.

Frage bitte vor der Entsorgung bei deiner örtlichen Abfallentsorgung nach, wo du die Fotochemie hinbringen kannst.

CHEMIE AUF TEMPERATUR BRINGEN

Laut der Anleitung gibt es 4 Temperaturlevels, auf denen man den Film entwickeln kannt: 45°C, 37,8°C, 25°C und 20°C. Abhängig von der Temperatur dauert die Entwicklung so 2 bis 21 Minuten.
Da ich keinen Warmwasserbereiter habe, benutze ich einfach einen Eimer mit warmen Wasser – also fast unmöglich, um eine genaue Temperatur zu erreichen. Ich habe aber eine Notlösung, um die unterschiedlichen Temperaturen der nächsten Schritte zu kontrollieren.

Mit Hilfe der Informationen aus der Anleitung habe ich einen Graphen erstellt. Ich habe die Temperatur- und Zeitwerte aus der Anleitung eingetragen und die Punkte verbunden. Auf diese Weise brauche ich nicht die genaue Temperatur abwarten, sondern messe einfach die aktuelle Temperatur und gucke dann in der Tabelle, wie die Entwicklungszeit ist. Ich habe auch noch ähnliche Graphen für das Bleichbad und das Fixierbad, um es dir etwas einfacher zu machen.

Wie ich schon sagte, ich benutze einen Eimer mit heißem Leitungswasser, um meine Chemikalien auf Arbeitstemperatur zu bringen. Mein Leitungswasser kann bis zu 60°C warm werden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es ausreicht die vier Flaschen in einem 3,5 Liter Eimer für 15 Minuten stehen zu lassen – dann haben die Lösungen eine Temperatur von ca. 40°C. Man braucht also kein teures Equipment, dass das Wasser warm macht – es reicht warmes Leitungswasser.

Im Prinzip kann man mit der Entwicklung starten, sobald die Chemie 25°C erreicht hat – damit braucht man insgesamt ca. eine halbe Stunde für alle Durchgänge.
Ich persönlich bevorzuge die Weise, die ich bisher genutzt habe: einen Eimer mit warmen Wasser füllen, die Flaschen hineinstellen, 15 Minuten warten und wenn die Chemie über 25°C ist, dann ist es gut. Während des gesamten Prozesses bleiben die Flaschen in dem Eimer stehen, die Temperatur fällt zwar ein bisschen, aber nie mehr als ein paar Grad. Wenn man denkt, dass die Temperatur zu niedrig wird, einfach ein bisschen warmes Wasser in den Eimer füllen.

ENTWICKLUNGSPROZESS

Der Digibase C41 Prozess hat 5 Schritte, ich werde alle einzeln durchgehen.

0. Vorwässern

Bevor man mit allem anfängt, sollte man den Filmtank inkl. Film vorwässern. Dazu füllt man warmes Wasser (es sollte ca. die gleiche Temperatur haben wie die Arbeitslösung) in den Tank ein – die einfachste Methode ist, dass man Wasser aus dem Eimer in den Tank füllt. VORSICHT: man sollte sicher gehen, dass die Temperatur schon etwas niedriger ist, denn das heiße 60°C Wasser könnte den Film beschädigen!

Das Vorwässern bringt den Tank und den Film auf Arbeitstemperatur und verbessert die Entwicklungsergebnisse. Wässere den Film 2-3 Minuten und fülle das Wasser dann zurück in den Eimer (wenn du magst)

1. Entwickeln

Fülle den Entwickler in den Tank und starte die Uhr. Eine exakte Menge muss man nicht messen, nur sollte der Film vollständig in der Lösung sein. Ich benutze einen Patterson Tank und fülle so viel Lösung ein, bis ich sehe, dass die Lösung die Unterseite des Trichters erreicht hat. Schließe nun den Tank mit dem Deckel und kippe ihn 15 Sekunden. Um Luftblasen zu entfernen, klopfe den Tank kurz auf den Tisch oder deine Arbeitsfläche und entferne den Deckel kurz, um die Luft herauszulassen. Danach brauchst du den Tank nur noch alle 30 Sekunden einmal bewegen (der Tank hat einen Stift, auf dem die Spule sitzt, daran kannst du drehen).

Jetzt kommt der ENTWICKLER-Graph ins Spiel. Messe mit dem Thermometer die Temperatur im Tank und lies die genaue Temperatur auf dem Thermometer ab. An der linken Seite des Graphen liest man nun die Temperatur ab und folgt der Linie horizontal, bis man auf die Linie trifft – folge diesem Punkt nach unten und lies dort die Zeit ab, die du zum entwickeln brauchst. Ganz einfach!

Bewege den Tank alle 30 Sekunden. Stelle die beschriftete Flasche mit einem Trichter in die Nähe, so dass sie direkt einsatzbereit ist. 15 Sekunden bevor die Zeit abläuft entleerst du den Tank und füllst die Lösung zurück in die Flasche.

Stelle die Uhr nun wieder auf Null.

2. Bleichbad

Fülle das Bleichbad in den Tank und starte die Uhr. Schließe den Tank mit dem Deckel und kippe ihn 15 Sekunden. Um Luftblasen zu entfernen, klopfe den Tank kurz auf den Tisch oder deine Arbeitsfläche und entferne den Deckel kurz, um die Luft herauszulassen. Danach brauchst du den Tank nur noch alle 30 Sekunden einmal bewegen.

Jetzt kommt der BLEICHBAD-Graph ins Spiel. Messe mit dem Thermometer die Temperatur im Tank und lies die genaue Temperatur auf dem Thermometer ab und ermittle die ungefähre Zeit.

Bewege den Tank alle 30 Sekunden. 15 Sekunden bevor die Zeit abläuft entleerst du den Tank und füllst die Lösung zurück in die Flasche.

Stelle die Uhr nun wieder auf Null.

3. Fixierer

Fülle den Fixierer in den Tank und starte die Uhr. Schließe den Tank mit dem Deckel und kippe ihn 15 Sekunden. Um Luftblasen zu entfernen, klopfe den Tank kurz auf den Tisch oder deine Arbeitsfläche und entferne den Deckel kurz, um die Luft herauszulassen. Danach brauchst du den Tank nur noch alle 30 Sekunden einmal bewegen.

Jetzt kommt der FIXIER-Graph ins Spiel. Miss mit dem Thermometer die Temperatur im Tank und lies die genaue Temperatur auf dem Thermometer ab und ermittle die ungefähre Zeit.

Bewege den Tank alle 30 Sekunden. 15 Sekunden bevor die Zeit abläuft entleerst du den Tank und füllst die Lösung zurück in die Flasche.

Stelle die Uhr nun wieder auf Null.

4. Stabibad

Fülle das Stabibad in den Tank und starte die Uhr. Schließe den Tank mit dem Deckel und kippe ihn 15 Sekunden. Um Luftblasen zu entfernen, klopfe den Tank kurz auf den Tisch oder deine Arbeitsfläche und entferne den Deckel kurz, um die Luft herauszulassen. Danach brauchst du den Tank nur noch alle 30 Sekunden einmal bewegen.

Dieser Arbeitsschritt scheint nicht sehr zeitempfindlich. Die Anleitung sagt, man kann Zeiten von 1 Minute bei 40°C bis 1,5 Minuten bei 25°C verwenden. Solang die Temperatur des Stabis zwischen 35-40°C liegt, wähle ich das Mittel und richte mich nach einer fixen Zeit von 1 Minute 15 Sekunden – das klappt ganz gut.

5 Sekunden bevor die Zeit abläuft entleerst du den Tank und füllst die Lösung zurück in die Flasche.

BEWUNDERE DEINE ERGEBNISSE

So, das wars. Du bist fertig! Dein Film ist entwickelt! Jetzt kann man den Tank öffnen und die Spule herausholen. Man sollte es aber vermeiden, den Film mit den Finger anzufassen, daher lieber vorsichtig eine Klammer am Ende des Films anbringen, die Spule öffnen und den Film vorsichtig herausnehmen. Entferne die restliche Flüssigkeit mit der Abstreifzange und hänge den Film zum trocknen in einem staub- und zugfreien Raum auf.

Scanne danach den Film und veröffentliche deine Ergebnisse, damit alle etwas davon haben :)

HIER SIND MEINE ERGEBNISSE

Jeder Film, den ich entwickelt habe, brachte tolle Ergebnisse: color negative, redscale, und auch xpro.

Von: sandravo
Von: sandravo
Von: sandravo

Bekanntmachung:

Ungefähr vor einem Monat habe ich diesen Artikel hier gelesen: Artikel, verfasst von blueskyandhardrock.
Es war der erste Teil einer C41 DIY Entwicklung, in der sie sagte, dass der Prozess gar nicht so schwer sei. Als ich den zweiten Teil des Artikels gelesen hatte, hatte sie mich überzeugt, dass der C41 Prozess wirklich nicht so schwer ist, wie andere sagten. Danke, blueskyandhardrock!

geschrieben von sandravo am 2014-08-26 in #Ausrüstung #Anleitungen #diy #rollei #c41 #tutorial #tipster #digibase #entwicklung #heim-entwicklung #farbentwicklung

2 Kommentare

  1. mathcarlin
    mathcarlin ·

    vorhin hab ich meinen ersten film entwickelt - dank dieser anleitung hier. vielen dank :)

  2. zwischendenzeilen
    zwischendenzeilen ·

    das freut mich! hatte auch anfangs schiss, hab diese anleitung dann auf englisch gefunden und es war alles total einfach! und ich dachte, einfach ist es für alle auf deutsch. @mathcarlin

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