Dies ist ein Tutorial für alle abenteuerlustigen Lomographen: für diejenigen, die mutig genug sind, ihre eignen S/W- und C-41-Filme zu entwickeln, aber denen noch das Vertrauen fehlt, sich an E6-Entwicklung heranzuwagen. Fürchtet auch nicht mehr! Ich bin ambitioniert, was die Entwicklung zuhause betrifft und genau wie ihr bin ich auch kein Labor-Zauberer! Also, wenn ich das schaffe, dann schafft ihr das auch. Atme tief ein, entspann dich und lies weiter. Ich hoffe am Ende des Artikels bringst du die Courage auf, es einmal selbst auszuprobieren!

Vor rund einem Jahr entdeckte ich die Vorteile, meine Filme selbst zu entwickeln. Genau wie viele Andere, startete ich mit einem einzelnen S/W-Film in meinem Küchen-Waschbecken. Es stellte sich heraus, dass entwickeln wirklich Spaß macht und echt einfach ist und bereits nach kurzer Zeit war ich soweit, mich auch an meine eigene C-41 Entwicklung heranzumachen. Aus finanziellen Gründen, aber vor allem der Einfachheit halber, habe ich mich auf das Rollei Digibase C-41 Kit eingeschossen. Im Laufe der vergangenen 12 Monate habe ich mit diesem Kit nahezu 150 Filme entwickelt und jeder einzelne von ihnen ist einfach perfekt geworden! Wenn du wissen willst, wie man dieses Kit benutzt, kannst du hier mein detailiertes Tutorial finden. Wenn du schon die C-41-Entwicklung gemeistert hast und nun zur E6-Entwicklung übergehen möchtest, dann bleib hier und lies noch weiter.

Bevor ich mich in das neue Abenteuer gestürzt habe, habe ich das gemacht, was ich immer tue: das gesamte Internet absuchen! Google hat sicher seine Vorteile, aber es kann auch gegenteilig wirken. Es ist die perfekte Quelle, um nach jedem kleinen bisschen Information zu suchen, aber wenn du nach Informationen suchst, stolperst du auch über jede Menge Geschichten, die du gar nicht wissen möchtest. So erging es mir auch: für jede Geschichte die besagte, dass E6 perfekt im eigenen Waschbecken durchführbar ist, fand ich mindestens eine andere, die aussagte, dass du ein kompletter Idiot sein musst, selbst E6 zu entwickeln und dass man das den Profis überlassen sollte. Wie immer liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.

Auf Grundlage dessen, was ich im Internet gefunden hatte, entschied ich mich für das dreiteilige Tetenal Colortec E6 Kit.
Es heißt über das Kit, dass es eine ordentliche Haltbarkeitsdauer aufweist , und wenn du dich für das größere 5L Kit entscheidest, ist es bei weitem das kostengünstigste (es kostet 90 € für 5 Liter und reicht für gute 60 Rollen). Die Box erreichte mich schnell, enthielt 6 Flaschen Konzentrat und ein kleines Anleitungsbuch in 10 verschiedenen Sprachen. Darüberhinaus benutzte ich die Utensilien, die ich bereits von der S/W- bzw. C-41-Entwicklung besaß. Also, wenn du bereits eine Arbeitsausstattung zum entwickeln besitzt, musst du sonst nichts kaufen, um loszulegen.

1. Was du benötigst

• Tageslichtentwicklungstank
• dunkle Plastikflaschen (z.B. Jobo Flaschen)
• Tetenal Colortec E6 3-Bad Kit
• Messzylinder: 500 ml und 100 ml
• Thermometer
• Trichter
• große Tasse, um Wasser zu schöpfen
• Eimer
• Schüssel / Becken
• Zugang zu einem Heißwasserhahn

2. Chemikalien mischen

Obwohl es Tetenal E6 3-Bad-Kit heißt, sind es in Wirklichkeit 4 Bäder. Keine Sorge, es ist alles in der Box enthalten. Für diesen Entwicklungsprozess musst du einen ersten Entwickler, einen Farbentwickler, die Fixierbleiche und den Stabilisator anmischen. Das Anleitungsbuch erklärt ganz genau, wie es gemacht werden muss. Da die Arbeitslösungen nur für einige Wochen aufbewahrt werden können und da ich hauptsächlich 120 mm Film verknipse, entschied ich mich, 500 ml Arbeitslösungen anzusetzen.

Lösung 1: Erster Entwickler – FD

400 ml Wasser + 100 ml FD Konzentrat

Lösung 2: Farbentwickler- CD

340 ml Wasser + 100 ml CD Teil I + 60 ml CD Teil II

Lösung 3: Fixierbleiche – BX

300 ml Wasser + 100 ml BX Teil I + 100 ml BX Teil II

Lösung 4: Stabilisator- STAB

450 ml Wasser+ 50 ml STAB Konzentrat

3. Arbeitsplatz einrichten

Das allerwichtigste, um deine E6 Entwicklung richtig hinzubekommen, ist es, bei der absolut korrekten Temperatur zu arbeiten. Mach da bloß keinen Fehler, nimm nicht einmal an, dass es keinen so großen Unterschied machen würde, denn das wird es!
Die Flüssigkeiten auf die richtige Temperatur zu bringen ist einfach, wenn du eine Art Wärmebad in deiner Einrichtung hast, aber es kann auch mit einem Eimer, einer Schüssel, fließend Wasser und einem Thermometer gemacht werden. Du brauchst einfach nur Geduld und musst dir Zeit nehmen, alles richtig vorzubereiten, BEVOR du anfängst.

So sieht mein Arbeitsplatz aus, von links nach rechts:

• ein Eimer mit 38°C warmem Wasser für all die Spülschritte. Wenn die Temperatur sinkt, öffne einfach den Heißwasserhahn.
• ein Trichter, um die Arbeitslösungen nach dem Gebrauch in die Flaschen zu füllen
• eine große Tasse, um das Spülwasser vom Eimer in den Tank zu füllen
• ein frei zugänglicher, regelbarer Wasserhahn und ein Waschbecken mit Abfluss, um benutztes Spülwasser wegzugießen
• eine Plastikschüssel mit warmem Wasser, die als Wasserbad dient, um den Tank und die Lösungen 1, 2 und 3 zu erwärmen

Bevor der Entwicklungsprozess beginnt, wird die Temperatur so eingestellt, dass die Lösungen in den Flaschen eine Temperatur von 38° C aufweisen. Das Wasser in der Schüssel wird auf +/-39° C gehalten, um einen Spielraum für Abkühlung zu erlauben, die jedesmal eintrifft, wenn du den Tank oder eine Flasche herausnimmst. Falls die Temperatur im Tank während der Entwicklung zu stark ansteigt, nimm ihn einfach aus dem Wasserbad. Falls die Temperatur zu sehr sinkt, gib einfach etwas heißes Wasser in die Schüssel. Es ist unglaublich wichtig, die Temperatur ganz akribisch zu überwachen, vor allem während der FD und der CD Entwicklung.

4. Der eigentliche Entwicklungsprozess in Tetenal E6

Das Anleitungsbuch gibt einen guten Überblick über Entwicklungszeiten und die Temperaturen. Wenn du genau hinschaust, wird dir auffallen, dass die Zeiten für FD, CD und BX sich ändern, wenn mehr Film in der Arbeitslösung entwickelt wurde. Offensichtlich ‘erschöpfen’ die E6 Chemikalien recht schnell, daher darf die Zunahme der Entwicklungszeiten nicht unbeachtet bleiben! Die Stabilisierzeit bleibt gleich, ganz egal wieviele Rollen da schon durchgegangen sind. Wenn du jetzt nochmal genau die Temperaturen betrachtest, wird dir folgendes auffallen: je länger du schon mit den Arbeitslösungen arbeitest, desto größer wird der Spielraum bezüglich der Temperaturen.

Das ist der Ablauf, nach dem ich gearbeitet habe:

0 – Den Tank vorheizen
Temp: 37,5-38,0° C
Zeit: 5 Minuten

Ich fülle meinen Tank mit Wasser, um ihn vorzuheizen, aber ich habe schon in vielen Berichten gelesen, dass das Vorheizen im trockenen Zustand erfolgen sollte. Ich hatte großartige Ergebnisse, also bleibe ich dabei, aber das ist eure Entscheidung.

1 – Erster Entwickler – FD
Temp: 37,5-38,0° C
Zeit: Rolle 1-2: 6,15 Minuten, Rolle 3-4: 6,30 Minuten , Rolle 5-6: 6,45 Minuten

Für die FD, CD and BX Schritte, empfiehlt die Anleitung die ersten 15 Sekunden ununterbrochen zu schütteln und dann einmal alle 15 Sekunden. Es gibt aber nicht vor, auf welche Art du schütteln sollst, ob du den Tank beim schütteln drehst oder nicht. Wenn du den Tank beim schütteln drehst, musst du ihn aus dem Wasserbad nehmen, was natürlich ein absinken der Temperatur verursacht, da du ihn ja durch kühlere Luft bewegst. In Bezug auf die empfindliche Temperatur entschied ich mich also für herumwirbeln des Tanks und das scheint hevorragend zu klappen.

2 – Spülen
Temp: 37,2-38,3° C
Zeit: 2 Minuten

Die Bedienungsanleitung gibt vor, dass man unter fließendem Wasser bei der exakt richtigen Temperatur spülen muss. Da mein Heißwasserhahn keinen Thermostat hat, ist dies keine Option für mich. Das nächstbeste ist also zu spülen, indem man den Tank mit Wasser füllt, 30 Sekunden lang bewegt, das Wasser weggießt, den Tank wieder auffüllt und den Prozess wiederholt.Für einen Spülvorgang von 2 Minuten mache ich das Ganze 4 Mal , stelle dabei aber sicher, dass ich wirklich 2 Minuten spüle, die Zeit des Weggießens und Wiederauffüllens zählt also nicht.

3 – Farbentwickler- CD
Temp: 37,2-38,3° C
Zeit: Rolle 1-2: 6 Minuten, Rolle 3-4: 7 Minuten, Rolle 5-6: 8 Minuten

Der Ablauf ist derselbe wie bei FD.

4 – Spülen
Temp: 33,3-38,9° C
Zeit: 2 Minuten

Dasselbe Spülschema wie zuvor.

5 – Fixierbleiche – BX
Temp: 33,3-38,9° C
Zeit: Rolle 1-2: 6 Minuten, Rolle 3-4: 7 Minuten, Rolle 5-6: 8 Minuten

Der Ablauf ist derselbe wie bei FD.

6 – Spülen
Temp: 33,3-38,9° C
Zeit: 4 Minuten

Dasselbe Spülschema wie zuvor, aber wiederhole die 30 Sekunden Spülvorgänge bis zu einer Gesamtzeit von 4 Minuten, 8 Abläufe insgesamt.

7 – Stabilisator – STAB
Temp: 20-25° C
Zeit: 1 Minute

Dies ist ein weiterer Diskussionspunkt, da die Anleitung besagt: Stabilisieren betreibt man außerhalb vom Tank. Was sie aber sagen wollen ist:Stabilisiert wird außerhalb vom Tank UND AUßERHALB DES RADS . Der Grund , warum sie das sagen, ist, dass der Stabilisierer mit der Zeit das Plastik zersetzt. Dies könnte verursachen, dass das Rad klebrig wird und es somit sehr kompliziert wird, darauf Film aufzuspulen. Wie auch immer, ich habe diese Erfahrung nicht gemacht. Aber ich spüle das Rad immer ganz sorgfältig aus und achte darauf, dass es niemals trocknet, wenn noch Stabilisierer daran hängt. Ich bevorzuge den noch aufgespulten Film zu stabilisieren, denn das Arbeiten mit abgespultem Film ist unglaublich lästig, aber es ist eure Entscheidung.

Und das ist alles, du bist fertig! Du kannst nun durchatmen, deinen Tank öffnen und deinen Film zum Trocknen aufhängen. Das ist der perfekte Zeitpunkt einen erfrischenden Drink zu dir zu nehmen, die Füße hochzulegen und dein Erfolgsgefühl zu genießen!

Genieße auch diese Diapositive, die ich in meinen ersten Versuchen hergestellt habe!

geschrieben von sandravo am 2014-06-08 in #Ausrüstung #Anleitungen #film #diy #tutorial #e6 #tipster #entwicklung #diapositive #entwickeln #tetenal #kuechen-waschbecken