Über Blau hinaus: Kallitypie

Viele der beliebtesten alternativen Entwicklungsverfahren, die heutzutage verwendet werden, sind Variationen des Entwicklungsverfahrens ohne Silber, das 1842 von Sir John Herschel entdeckt wurde. Diese Entwicklungsverfahren sind mitunter die ältesten Fotoentwicklungen. Eines dieser Verfahren sind Cyanotypien, die kürzlich in einem Tipster vorgestellt wurden – “Beat the Blues: Cyanotypien herstellen”. Eine andere Bildentwicklung ist die Kalliytypie, die ähnlich einfach ist, wenig kostet, aber starke Brauntöne zeigt, statt der Blautöne, die man in Cyanotypien sieht. Aber wenn du mich fragst, warum denn nicht beides? Sieh’s dir an.

Lomographen sind Einzelfälle unter Fotografen, weil sie niemals mit etwas zufrieden sind – nichts ist je fertig! Es gibt immer noch etwas zu testen, eine andere Möglichkeit, um das Beste aus deinem Film zu holen oder deine Kameras zu verändern. Wir suchen immer nach etwas und man hört sehr oft, „Was wäre, wenn…“. Als ich das erste Mal von Cyanotypien und Kallitypien hörte, war einer meiner ersten Gedanken, was wäre, wenn man sie kombiniert? Deshalb habe ich genau das getan.

Wenn du schon den Tipster zu Cyanotypien gelesen hast, dann weißt du schon alles wichtige für Kallitypien. Das Verfahren ist das Gleiche, die Chemikalien sind beinahe dieselben und bis auf den ersten Schritt, bei dem der Druck fixiert wird, ist auch die Entwicklung gleich. Wie auch für Cyanotypien kannst du die Chemikalien in einem Set kaufen, mit vorgemischten, fertigen Lösungen oder sie selbst herstellen. (Bei letzterem kannst du sehr viel Kosten sparen.)

Und so geht es:
Lösung 1: Löse 10 Gramm Eisen-Ammonium-Citrat in 30 ml destilliertem Wasser.
Lösung 2: Löse 1.5 Gramm Weinsäure in destilliertem Wasser.
Lösung 3: Löse 4 Gramm Silbernitrat in 30 ml destilliertem Wasser.
Vermische die drei Lösungen und verrühre sie sorgfältig. Füge genug destilliertes Wasser hinzu, um die Lösung auf 100ml aufzustocken. Die Lösung hält sich einige Wochen, wenn sie an einem kühlen, dunklen Ort gelagert wird.

Bestreiche in einem abgedunkeltem Raum Papier oder ein anderes Medium mit der Lösung, mit Hilfe eines Farbrollers oder einem japanischen Hake Pinsel mit horizontalen und vertikalen Pinselstrichen. Achte darauf, dass Papier gleichmäßig zu bestreichen (außer du möchtest natürlich einen Effekt, der auf einer bestimmten Struktur aufbaut). Leg das Papier an einen dunklen Ort zum Trocknen oder verwende vorsichtig einen Haartrockner.

Leg das Negativ, das du drucken willst auf die lichtempfindliche, mit Lösung bestrichene Seite und lege das Papier mitsamt Negativ in einen Kontaktdruckrahmen oder drucke dein Negativ unter einer Glasplatte. Anschließend muss das Material einer starken UV-Lichtquelle, wie der Sonne, ausgesetzt werden. (Bei Cyanotypien macht man einen Kontaktabzug, weshalb dein Negativ sehr groß sein muss, mindestens Großformat (Minimum 4×5) oder ein digitales Negativ muss erstellt werden, in dem man ein Bild in ein schwarz-weißes Positiv verwandelt und auf einen Pictorio Premium OHP Folie druckt.)

Hier im nördlichen Kalifornien brauchen Kallitypien nur etwa 1 ½ bis 2 Minuten Belichtungszeit. Die Ecken des Bildes, die nicht von dem Negativ abgedeckt werden, verfärben sich schnell in ein dunkles, rötliches Braun. Sie dunkeln dann weiter ab und Kristalle bilden sich. Wenn du einen Kontaktdruckrahmen besitzt, kannst du die Belichtung direkt überprüfen, indem du eine der Klappen auf der Rückseite öffnest und das Papier vom Negativ hochhebst. Dies darf aber nicht in direktem Sonnenlicht passieren! Die Schatten sollten in einem dunklen, rötlichen Braun erscheinen und die helleren Stellen des Bildes sollten gelblich sein.

Wasche den belichteten Druck einige Minuten unter Leitungswasser, fixiere es dann mit einer dünnen Lösung (10:1) Fixiermittel oder einer Lösung aus vier gehäuften Teelöffeln Sodium-Thiosulfat, gelöst in 1000 ml Wasser. Das Bild wird sich von einem rötlichen Braun zu einem dunklen Braun verfärben und die helleren Stellen werden klarer. Das ganze Bild wird insgesamt etwas heller werden. Wasche es langsam 15 Minuten unter laufendem Wasser. Lass es dann auf einer Tischplatte trocknen, oder hänge es auf.
Das war’s! Du hast deine Kallitypie gemacht!

Aber warum sollte der Spaß hier schon zu Ende sein? Wenn du dich schon einmal an Cyanotypien versucht hast, hast du bestimmt ein paar Drucke, die dir aus einem oder mehreren Gründen nicht zugesagt haben. Wichtig ist nur, dass diese Drucke absolut trocken sind, damit du sie noch einmal mit der lichtempfindlichen Lösung für Kallitypien bestreichen kannst. Lass sie dann an einem dunklen Ort trocknen.

In einem abgedunkeltem Raum kannst du dann das originale Negativ auf den Cyanotypie-Druck legen und befestigen. Lege das Papier und Negativ in einen Kontaktdruckrahmen und belichte es unter Sonnenlicht und entwickle es wie eine Kallitypie.

Freu dich auf Zufälle und rechne mit dem Unmöglichen! Viel Spaß!

geschrieben von kdstevens am 2012-03-27 in #Ausrüstung #Anleitungen #tipster #entwicklung #tipp #selbst-entwickeln #kallitypie #van-dyke #entwicklungsverfahren #cyanotypien

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