Erste-Schritte-Tutorial für Lomo-Anfänger
21 47 Share TweetImmer wieder posten Lomo-Neulinge auf Flickr, im lomoforum.de, auf lomography.com, … diverse, sich sehr ähnliche grundsätzliche Fragen zur Lomografie. Um dem entgegenzuwirken und immer eine ausführliche Antwort parat zu haben, wenn wieder eine dieser Fragen auftaucht, schreibe ich nun einen Guide für die Anfänger unter uns Lomografen.
Wer über den Kauf einer Lomo-Kamera nachdenkt, noch nie einen Film entwickeln hat lassen und/oder nicht weiß, was „x-pro“ bedeutet, sollte hier die Antworten finden.
1. Der Einstieg, oder: Aller Anfang ist teuer?
Gleich zu Beginn abschreckend ist natürlich der Gedanke, dass man bei der analogen Fotografie für jedes Foto zahlen muss (mindestens Film und Entwicklung). Das stimmt, und egal, was man auch macht, analoge Fotografie wird pro Bild immer teurer bleiben als die digitale (von der Ausrüstung natürlich abgesehen). Dafür bekommt ihr aber auch gänzlich andere Ergebnisse als von einer Digitalkamera: Eure Fotos werden nicht nur teurer, sondern auch wertvoller, und in vielen Fällen sogar besser: Da sie schon durch die Kamera schöne Effekte haben, spart ihr euch die Photoshop-Spielerei – und außerdem macht ihr viel weniger Fotos, wodurch das einzelne Foto stark an Bedeutung (und Qualität!) gewinnt.
2. Welche Kamera?
Nun aber zum Wesentlichen; die Kamera! Glaubt nicht, dass jeder auf Opas Dachboden gefundene Fotoapparat solche schönen, bunten Fotos erzeugen kann, wie man sie überall auf dieser Website sieht. Für Lomgrafie braucht man eine „lomografische“ Kamera – alle anderen Kameras können einen günstigen Einstieg in die Analogfotografie darstellen, weisen aber sicher nicht die Charakteristiken der hier gezeigten Kameras und deren Fotos auf!
Welche soll es nun sein? Am Anfang eignet sich eine 35mm (= Kleinbild-Film) Kamera am besten, da ihr solche Filme leicht und günstig (und in fast jeder Drogerie) kaufen und entwickeln lassen könnt.
Geeignete Einsteiger-Kameras sind z.B.: Diana Mini, Holga 135 (BC), LOMO LC-A(+), Supersampler, Actionsampler, Oktomat, Colorsplash Kamera, …
Für den Anfang ungeeignet halte ich: alle Mittelformat (120mm) Kameras wie Holga 120, Diana F+, Lubitel; Kameras mit Sonderformaten wie Horizon Perfekt/Kompakt, Sprocket Rocket, Spinner 360! Durch ihre speziellen Foto-Formate können die Grosslabore (zu denen die Drogerien die Filme zum Entwickeln schicken) keine (zufriedenstellenden) Abzüge erstellen – also lasst diese Kameras fürs Erste aus.
Die beste Kamera (zum Start) der Lomografie ist natürlich die LC-A( + ). Jedes Foto wird durch die Belichtungsautomatik genau richtig belichtet und ihr bekommt garantiert Fotos von der Drogerie zurück. Wer sich keine LC-A + (neu; über Lomography) oder LC-A (gebraucht; refurbished) leisten will oder kann, kann z.B. zur Diana Mini greifen. Diese Kamera ist schön kompakt, macht traumhafte, weiche (softe) Aufnahmen und kann zwischen zwei Formaten (quadratisch und Halbformat [= 2 Fotos auf einem Bild]) wählen.
Schaut euch einfach die Beispielbilder im Shop an und entscheidet, welche Kamera euren Vorstellungen von Lomografie entspricht!
Beachtet aber: Außer der LC-A(+) und der neuen LC-Wide hat keine der angebotenen Kameras eine Belichtungsautomatik – das Risiko, Fotos über- oder unterzubelichten, ist damit wesentlich höher. Dafür sind die Kameras (da sie keine Elektronik benötigen) deutlich billiger. (Aber macht euch nicht zu viele Gedanken – (Negativ-)Filme verzeihen einiges an Falschbelichtung und die Großlabore holen mittels Nachbearbeitung auch aus massiv über/unter-belichteten Filmen schöne Fotos heraus – dazu gleich mehr).
3. Welcher Film?
Das hängt natürlich vom Einsatzgebiet und der Kamera ab, ein generelles Erfolgsrezept gibt es nicht.
Da aber gerade der Sommer beginnt und Sonne die beste Voraussetzung für schöne Fotos ist, gebe ich euch hier eine kleine Anleitung, wie ihr ziemlich sicher schöne Fotos vom Labor zurückbekommt:
I. Besorgt euch einen günstigen (Negativ-)Film mit (aufpassen!): 200 ISO (steht auf der Verpackung). Schnell und (einigermaßen) günstig werdet ihr einen solchen bei der nächsten Drogerie bekommen. Foto-Fachgeschäfte haben zwar qualitativ bessere Filme, verlangen aber dafür auch oft (mehr als) das Doppelte.
II. Legt den Film in eure Kamera ein (im Falle einer LC-A[+]: Vergesst nicht, die ISO-Einstellung auf 200 zu drehen) und verschießt den Film nur draußen und an hellen, bestenfalls sonnigen, Tagen. Bei der Diana Mini haltet euch einfach an die Sonnig/Wolkig Einstellungen am Objektiv, bei einer Holga 135BC stellt ihr immer auf das Wolken-Symbol. Die meisten Multilinsen-Kameras (= …-Sampler) haben sowieso keine Einstellungsmöglichkeiten.
Wenn sich das Transportrad (das nach jedem Foto gedreht werden muss, um den Film zu transportieren) nicht mehr bewegen lässt, ist der Film voll. Jetzt muss er nur noch zurückgespult, herausgenommen und entwickelt werden (vergesst beim Zurückspulen nicht, den kleinen Rückspul-Knopf auf der Unterseite der Kamera gedrückt zu halten und erst dann mit der Rückspulkurbel den Film in die Filmpatrone zurück zu spulen).
4. Die Entwicklung
Den schwierigsten Teil habt ihr bereits überstanden (ab jetzt müsst ihr nur noch etwas Glück haben!). Nehmt die Filmpatrone und gebt sie bei der nächsten Drogerie ab. In Österreich schicken alle Drogerien zum Grosslabor CEWE, in Deutschland hat man die Auswahl zwischen Rossmann (schickt zu Fuji Laboren) und dm, Bipa, … (schicken zu CEWE).
Wahrscheinlich wollt ihr als bisher-digital-Fotografen die Kosten so gering wie möglich halten. Dazu kreuzt ihr am Kuvert das kleinste Format (9×13 in den meisten Fällen) in Standard-Qualität (nicht Premium-Qualität) an. Schreibt noch euren Namen und das Datum auf das Kuvert, reißt oben den Abholschein ab, und dann ab in den Schacht damit!
Die Entwicklung dauert (in Österreich) meistens zwischen 3 und 5 Tagen. Wenn am Kuvert ein Sonderwunsch vermerkt wurde (dazu weiter unten), 5 bis 7 Tage (in Deutschland geht das alles schneller).
Auch bei den Drogerien gibt es (trotz genereller CEWE-Entwicklung) Preisunterschiede. In Österreich sind Müller und Schlecker Drogerien die billigsten in Sachen Fotoausarbeitung; die Entwicklung mit 36 Abzügen kostet dort ca. 5,50€. In Deutschland zahlt man sogar nur die Hälfte (da keine hohen Transportkosten zum CEWE Labor in Deutschland anfallen).
Wer sich das Scannen der Abzüge mit dem heimischen Scanner ersparen will, kann sich eine Foto-CD mitbestellen. Ich würde aber davon abraten, da diese oft unverschämt teuer (5€) und die Scan-Qualität verhältnismäßig schlecht ist.
Wenn alles gut gelaufen ist, solltet ihr bald eure ersten Lomo-Fotos in den Händen halten (wenn es keine Probleme im Großlabor gab).
Zufrieden / unzufrieden?
Jetzt die große Frage, die schon Millionen Mal im Internet gestellt und behandelt wurde:
Meine Fotos sehen so normal aus, wie bekomme ich diesen Lomo-Look mit den kräftigen Farben???
Die Frage ist schnell beantwortet: Indem ihr statt Negativ-Filmen Positiv-Filme (=Diafilme, Slide Films) verwendet und diese anschließend „cross-process“en lasst. Bei einem Cross-Process werden Diafilme, die gewöhnlich in Chemikalien mit der Bezeichnung E-6 entwickelt werden, in den Chemikalien für Negativfilme (die die Bezeichnung C-41 tragen) entwickelt; also FALSCH entwickelt. Diese Falschentwicklung verstärkt die Farben und Kontraste der Filme, abhängig vom Filmtyp (jeder Diafilm-Typ reagiert anders).
Auch wenn im Internet viele Lomografen berichten, dass Großlabore wie CEWE keinen cross-process durchführen, wurden alle meine bisherigen Filme anstandslos „gecrosst“.
Was muss man also dazu tun? Ihr müsst beim Aufgeben der Filme auf dem Kuvert einen Sonderwunsch angeben. Dazu kreuzt ihr unten das [ ] Kästchen bei Sonderwunsch an und schreibt:
„in C-41 entwickeln“
hinein. Falls Platz ist, ansonsten auf der Innenseite des Kuverts, schreibt den Wunsch ausführlicher:
„Bitte in C-41 entwickeln, cross-process, Danke“ (falls immer noch Platz ist: „Farbstich erwünscht, bitte Abzüge machen!“). Ein gewisses Maß an Höflichkeit hat noch nie geschadet ;-)
Falls das Großlabor euren Sonderwunsch konstant ignoriert, müsst ihr etwas tricksen, näheres in diesem Tipster.
5. Alles Weitere
Wenn ihr schon von den ersten Lomo-Ergebnissen begeistert seid, kann ich euch Eines versprechen: Es gibt noch so viel mehr zu entdecken! Ein paar weitere Schritte in eurer Lomo-„Karriere“:
Wenn ihr regelmäßig Filme verschießt, rentiert sich der Kauf eines Film-Scanners. Die Hauptgründe dazu findet ihr in diesem Artikel.
Mit diesem könnt ihr dann endlich Spezialformat-Kameras wie die Horizons, Spinner 360 oder Sprocket Rocket verwenden.
Habt ihr den Scanner gekauft, wird die Lomografie auch insgesamt billiger, da ihr nun die Filme im Fachlabor nur noch entwickeln lassen müsst, und keine Abzüge benötigt (doch das steht alles im Tipster).
Für weitere Experimente könnt ihr z.B. Redscale Filme kaufen (bei Lomography; oder selbst basteln, die nötigen Tipster lassen sich hier auf der Website finden) und alle möglichen Arten von Diafilmen ausprobieren.
Sehr interessant und spaßig sind auch Doppelbelichtungen (MX = Multiple Exposures), bei der der Film (hohoho) zweimal oder öfter belichtet wird. Einen besonderen Reiz hat das, wenn ihr den Film nach der ersten Belichtung einer anderen Person (die vielleicht sogar in einem anderen Land lebt) weitergebt.
Ihr könnt auch selbst Filme entwickeln: Sowohl S/W als auch Farbe ist nicht so kompliziert, wie viele glauben – und bieten euch viel mehr Kontrolle über eure Filme!
Für weitere Fragen und Infos schaut doch im lomoforum.de vorbei!
Ich hoffe, ich konnte ein paar Unklarheiten beim Start in die Lomografie beseitigen und euch den Einstieg erleichtern!
In diesem Sinne:
Lomo on!
(because)
The Future is Analogue!
geschrieben von t0m7 am 2011-09-25 in #Ausrüstung #Anleitungen #tutorial #guide #tipster #asa #xpro #iso #beginner #anleitung #how-to #entwicklung #kamera #kameras #anfaenger #filme #erste-schritte #einstieg #kosten
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