Pentax Auto 110: Die kleinste Spiegelreflexkamera der Welt

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Als Pentax 1978 eine automatische 110er Spiegelreflexkamera vorstellte, waren sie alle überrascht: Es handelte sich um eine unglaublich kleine, sogar richtig süße Kamera – aber dennoch eine echte Spiegelreflexkamera mit TTL Fokussystem (through-the-lens = durch das Objektiv) und austauschbaren Linsen.

Als Kodak die Pocket Instamatic Kamera und die 110er Filmkartusche 1972 vorstellte, zogen die großen japanischen Kamerahersteller mit eigenen 110er Kameras nach. Die meisten Hersteller hielten sich an die Vorlage von Kodak – eine schmale, breite, rechteckige Kamera, die wie eine Schachtel aussah und mit dem Daumen konnte der Hebel des Filmspulmechanismus unten an der Kamera betätigt werden. Viele hatten fixierte Brennweiten, aber die besseren Modelle verfügten über Zonen- oder sogar Entfernungsmesserfokussierung. Und dann gab es die Pentax. So unglaublich es scheint, boten die Hersteller dennoch eine Spiegelreflexkamera mit austauschbaren Linsen und TTL Fokussierung.

Als Pentax 1978 eine automatische 110er Spiegelreflexkamera vorstellte, waren sie alle überrascht. Es handelte sich um eine unglaublich kleine, sogar richtig süße Kamera – aber dennoch eine echte Spiegelreflexkamera mit TTL Fokussystem (through-the-lens = durch das Objektiv) und austauschbaren Linsen. Und es handelte sich um ein Kamerasystem (“camera system” war der offizielle Pentax Name für die Kamera und das System war System 10). Außerdem handelt es sich hier um die kleinste Spiegelreflexkamera, die je hergestellt wurde. Ursprünglich gab es drei Objektive: 18mm f/2.8 Wide Angle, 24mm f/2.8 Normal und 50mm f/2.8 Telephoto. Später dann, 1980, wurden eine 20-40mm Zoom Linse, 70mm Telephoto und 18mm Pan Focus Linse vorgestellt. Aber neben diesen Linsen zeichnete sich dieses Kamerasystem durch Accessoires wie UV und Oberlicht Filter, Close-Up Sets und Gegenlichtblenden, zwei verschiedene Blitze und einen Antriebsmotor aus! Nun, vielleicht besaß sie keinen richtigen Antriebsmotor, aber einen motorisierten Filmspulmechanismus, der 1.5 Einzelbilder pro Sekunde machen konnte.

Die Belichtung war voll automatisch, ohne manuelle Einstellungen und die programmierten Belichtungen variierten von 1/750 Sekunden und einer Blende von f/13.5 bis zu einer Sekunde Belichtungszeit und einer Blende von f/2.8. Ein Warnlicht blinkte auf bei sehr langen Belichtungszeiten und für solche gab es Stative und Fassungen für Kabelauslöser. Außerdem verfügt das Fokussystem einen klaren Bildsucher und eine Zoneneinteilung im Zentrum des Bildsuchers. Die Linsen wurden durch ein Bayonet Gewinde mit ¼ angebracht und abgenommen. Der Filmspulmechanismus ist genau da, wo er sich an einer Spiegelreflexkamera befinden sollte und muss zweimal betätigt werden, um den Film vorzuspulen und den Verschluss zu spannen. Der Adapter für den Blitz ist einzigartig: Er funktioniert über ein Gewinde, etwa in der Größe eines Stativgewindes. Die Helligkeit des Blitzes wird durch einen Sensor im Blitz kontrolliert.

Ich fand immer schon, dass die Apparate der Asahi Pentax Kameralinie mitunter die schönsten überhaupt sind und auch die Auto 110 bildet da keine Ausnahme. Man erkennt eindeutig die Inspiration für das Design von dem Vorgänger Spotmatic F. Und obwohl sie so süß ist und für ein Spielzeug gehalten werden könnte, handelt es sich um eine voll funktionsfähige Kamera. Sie fühlt sich gut an, wenn man sie hält und man hat viel Spaß mit ihr. Obwohl sie so klein ist, kann man sie gut halten, außerdem hält man automatisch die Finger an den Verschluss und den Fokussierring der Linse. Die Linsen sind sehr scharf und machen helle, lebendige Aufnahmen. Es ist schwer heutzutage, 110er Filme zu bekommen. Ich habe eine Auto 110 mit drei Linsen, einem Blitz und Autospulmechanismus für etwa 25$ bei Ebay ersteigert und eine weitere mit allen Filtern, Gegenlichtblenden, Linsenrückdeckeln und Linsendeckeln, Blitz und Autospulmechanismus für etwa 50$. Eine kleine Warnung: Es besteht eine 90% Chance, dass die Batterieklappe des Autospulmechanismus kaputt ist. Das ist ein phänomenales Beispiel für schlechte Konstruktion; es ist beinahe unmöglich, es zu öffnen, ohne es kaputt zu machen.

Es handelt sich hier wirklich um eine Kamera, mit der man viel Spaß haben kann. Ich bringe meist die 50mm Linse an und darauf zwei Close Up Adapter und mache dann Bilder in meinem Garten.

geschrieben von kdstevens am 2012-06-13 in #Ausrüstung #river #macro #flowers #review #close-up #110-film #floral #landscapes #pocket-instamatic #pentax-110 #small-slr #smallest-slr

3 Kommentare

  1. dermanu
    dermanu ·

    Endlich mal ein richtiger Artikel über eine 110er Kamera und nicht einfach nach dem Motto "Hier ist ein Bild von einer alten Kamera" ...

  2. pmueller
    pmueller ·

    Leider erkennt die Kamera nur ASA 80 und 400. Bei ASA100-Schwarzweißfilm ist das kein Problem; das verfügbare Farbmaterial, also Tiger und Peacock, wird hingegen gnadenlos überbelichtet, wodurch man pastellige, helle Bilder bekommt. Es wäre schön, wenn Lomography hier noch einen ASA100 oder 400 Farbnegativfilm nachliefern würde, dann rockt die Kamera so richtig! www.lomography.de/homes/pmueller/albums/2042467-zebra-orca-…

  3. smileforme
    smileforme ·

    Hallo. Eine Frage. Ich habe die Pentax geschenkt bekommen. Brauche ich zwingend die beiden kleinen Knopf-Batterien im Inneren der Kamera wo der Film reingelegt wird, oder reicht der Batteriegriff mit Bestückung der kleinen Mignon Batterien?

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