LomoAmigo Alison Scarpulla fotografiert mit der LC-Wide

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Alison Scarpulla ist eine wahnsinnig talentierte Fotografin aus den USA, die experimentelle Techniken wie Mehrfachbelichtung und Film-Soaking verwendet um surreale, evokative und emotionale Bilder hervorzubringen. Nachdem wir schon ein paar ihrer Werke im Lomography Magazin zeigten, haben wir uns sehr gefreut, dass sie unser Angebot mit der LC-Wide zu fotografieren, angenommen hat. Unten könnt ihr das exklusive Interview, mit der Frau hinter den Fotos lesen.

Fotos via Alison Scarpulla

Name: Alison Scarpulla
Land: USA
LomoAmigo Kamera: Lomo LC-Wide

Erzähl uns ein wenig über dich!

Ich bin in Ronkonkoma, N.Y. aufgewachsen, aber im Moment wohne ich in Cleveland O.H. Ich interessiere mich für surreale und unbekannte Dinge. Ich bin ein Naturfreak, Psychonaut und Einsiedler mit einem Hang zum Psychedelischen.

Wie bist du zur analogen Fotografie gekommen?

Als ich ein Kind war, habe ich ständig mit meiner 35mm Kompaktkamera fotografiert. Die Bilder sind hauptsächlich von Familienurlauben, meinen Katzen, unserem Haus und Freunden. Ich habe es nie als Kunst empfunden, nur eine Möglichkeit den Moment festzuhalten. Ich habe angefangen mich für Kunst zu interessieren als ich auf die Highschool kam, besonders für Illustrationen und Malerei. Ich habe mich entschieden den Chor aufzugeben um sowohl den Design- als auch den Fotografiekurs belegen zu können. Zu meinem Geburtstag hat mir mein Vater eine 35mm Canon SLR geschenkt, die ich in dem Kurs benutzen konnte. Ich habe nicht groß darüber nachgedacht, was ich fotografiere. Ich habe nur mit meiner besten Freundin Emily Theobald Zeit verbracht und es hat Spaß gemacht zu fotografieren. Zusammen haben wir viele neue Ideen entwickelt und so sind wir zum Fotografie-Team geworden. Mein Lehrer und meine Klassenkameraden waren von meiner Vorstellungskraft fasziniert und es war wirklich toll, kreativ mit Fotografie zu arbeiten, also habe ich einfach damit weitergemacht. Ich habe meinen Lehrer angefleht, mir mehr Experimente zu zeigen und gefragt, was passieren würde, wenn ich meine Negative in den Vergrößerungsapparat legen würde. Sie hat mich immer dazu ermutigt, aber hatte nie die Zeit mir mehr zu zeigen als es der Lehrplan zuließ. Da habe ich beschlossen selbst zu experimentieren. Ich ignorierte die Regeln, die ich über Fotografie gelernt hatte und habe mich einfach auf meinen Instinkt verlassen. So hat alles angefangen und ich habe mich wirklich in die Fotografie verliebt. Da war die Idee geboren, dass ich mit Hilfe der Fotografie meine eigene Welt konstruieren kann und es wurde zu einer Plattform für mich, meine eigene Perspektive zu zeigen.

Fotos via Alison Scarpulla

Wann hast du damit angefangen Filme zu manipulieren?

2006 habe ich “Livejournal” benutzt und dort meine Werke präsentiert. Das war ein Weg für mich, eine Community zu erreichen, mit der ich mich mehr verbunden fühlte. Ich erinnere mich daran, dass ich einer Gruppe folgte, die alte russische Kameras verwendeten und die Filme manipulierten um sattere Farben, Mehrfachbelichtungen und einen psychedelischen Stil zu bekommen. Diese Fotografien haben mich extrem fasziniert, da sie alle Regeln, die ich über Fotografie wusste, zu brechen schienen und gleichzeitig schienen die Bilder echter und natürlicher zu sein, als alles andere, was ich bis jetzt kannte. Zu dieser Zeit habe ich sehr viel mit S&W Film fotografiert, in der Dunkelkammer experimentiert und meinen eigenen Stil gesucht. Durch die Arbeit in der Dunkelkammer habe ich gelernt, dass ein Foto aus vielen verschiedenen chemischen Reaktionen besteht und ich habe angefangen darüber nachzudenken, wie man es manipulieren kann. Ich liebe es mit S&W zu arbeiten, aber ich wollte auch eine Form der Fotografie, mit der ich meine Liebe zu Farben verbinden konnte. Ich habe ein wenig nachgeforscht, Geld gespart und mir eine alte russische LC-A und eine Schachtel mit 90 Filmrollen auf Ebay gekauft. Der Film war halb abgelaufener Fuji 400. Ich habe viele Rollen Film verbraucht und mit verschiedenen Prozessen experimentiert. Eine meiner liebsten Techniken war es, eine Rolle zu fotografieren, sie fast ganz zurückzuspulen und dann nochmal darüber zu fotografieren. Diese Filme waren immer zauberhaft und komisch. Ich liebte das mysteriöse an diesen Bildern. Es hat mir wirklich gezeigt loszulassen und dem Film zu erlauben, etwas ganz eigenes zu kreieren, aus meiner Perspektive. Dann habe ich darüber gelesen, Film in saure Lösungen einzutauchen. Meine erste Lösung war Weißwein. Die Drogerie, in der ich ihn entwickelt habe, informierte mich, dass der Film kaputt war und gab mir die Rolle gratis. Als ich sie mir angeschaut habe, habe ich gemerkt, dass die Rolle nicht kaputt war, sondern sie hatte die lebendigsten Regenbogenfarben, die ich je gesehen hatte. Ich war sofort begeistert und mit der Zeit habe ich immer mehr Experimente entwickelt.

Kannst du uns erzählen, wie du den Film für diese Serie manipuliert hast? Wie sah der Prozess aus?

Als Lomography mich kontaktierte für sie zu fotografieren und den Film einzuweichen, wollte ich etwas machen, was ich noch nie zuvor getan hatte. Ich habe den Film verbraucht und beschlossen es mit einer Mischung aus Dingen einzuweichen, die ich in der Küche fand. Ich habe einen Rest Kombucha, Kaffee und Dosenbier benutzt. Dann habe ich den Film in die Originalcontainer zurückgepackt und die Flüssigkeit eingefüllt. Dann habe ich sie verschlossen und die Rollen auf eine sonnige Fensterbank gestellt. Nach ein paar Tagen habe ich die Flüssigkeit ausgeleert, den Film mit Wasser ausgewaschen und in eine Packung Reis gelegt (der Reis trocknet den Film). Ich habe beschlossen diesmal etwas Neues zu probieren, deshalb habe ich zwei Brotstücke in die Packung gelegt und alles in eine lichtdichte Box gelegt und für ein paar Monate nicht daran gedacht. Als ich den Film wieder aus der Kiste genommen habe, hat sich das Brot in blauen Schimmel verwandelt und ist in den Reis und auf den Film übergegangen. Ich habe die Filmkanister gewaschen und noch ein Jahr gewartet und den Film danach als gewöhnlichen 35mm Film von Lomography entwickeln lassen. Das Ergebnis seht ihr unten.

Fotos via Alison Scarpulla

Viele deiner anderen Fotos haben auch dieses traumähnliche Aussehen. Kannst du uns etwas mehr über deine Themen und Ideen erzählen, die deine Arbeit beeinflussen?

Ich finde wahre Spiritualität darin, mich total in meiner Arbeit gehen zu lassen. Ich mache selten ein Bild mit einem Konzept. Ich folge meinem Instinkt und Intuition – nur so kann ich wirklich kreativ sein. Ich versuche einfach die Art wiederzugeben, wie ich meine Umwelt wahrnehme. Dieses Fantasie-Universum ist meine Seele, meine Essenz. Die Momente die ich festhalte sind total unorganisiert. Die Atmosphäre muss ich selbst ausbreiten, damit ich sie festhalten möchte. Man kann eine traumhafte Landschaft nicht planen. Man muss warten und daran glauben, geduldig sein und es zulassen, dass es passiert. Man könnte sagen, dass meine Arbeit von Träumen inspiriert wird, aber hauptsächlich ist es eine Flucht vor definierten Strukturen. Unsere Welt ist eine Utopie. Menschen lieben aus Instinkt. Wir haben Spaß daran uns selbst zu finden. Wir leben in einer menschlichen Existenz in der wir am meisten erleuchtet und doch auch blind sind. Durch meine Vorstellung kann ich der Dunkelheit und Krankheit dieser Welt entkommen. Ich bringe Licht zu der wahren Schönheit dieser Welt. Dort sind meine Seele und meine Inspiration.

Fotos via Alison Scarpulla

Was genießt du am meisten beim analogen fotografieren?

Einer der Hauptgründe, warum ich Film verwende ist es, das Unerwartete willkommen zu heißen. Ich brauche Unvollkommenheit in meiner Kunst. Ich will, dass meine Arbeit natürlich ist. Es ist mir wichtig, Seite an Seite mit einem lebendigen Organismus zu arbeiten. Ich habe kein Verlangen danach, etwas Perfektes zu erschaffen. Ich möchte, dass Unvollkommenheit gewürdigt wird. Ich möchte ständig mit roher Energie arbeiten und dass sie durch mich spricht. Film kann niemals wiederschaffen werden. Ein natürlich Prozess wird immer seinen eigenen Geist haben.

Was für andere Interessen hast du neben Fotografie?

Fotografie fühlt sich für mich als eine Art Übersetzung davon, was ich am meisten liebe. Die Natur ist meine ultimative Inspiration. Für mich ist es unmöglich, diese Intensität, die die Natur für mich ausdrückt zu beschreiben. Ich liebe zuallererst diese Erde. Musik bringt meine Seele zum Singen und bringt mir Frieden. Ich liebe Musik auf vielen menschlichen und molekularen Ebenen. Ich genieße Einsamkeit. Ich genieße es, wenn die Zeit langsam vorbeigeht. Ich liebe das Gefühl, sich mit jemandem absolut wohl zu fühlen. Meine Freuden am Leben sind einfach: Ich liebe es zu leben, kochen, wandern, Kristalle, Pflanzen, Nebel, Sonne, Regen, Magie, natürliche Heilung, Spaziergänge, industrielle und verlassene Stimmungen, Graffiti, Lagerfeuer, das viktorianische Zeitalter und seine Schätze, Filme, Gemälde, das Internet, Metaphysik. Ich lebe zusammen mit meinem Partner Nathan Melaragno und vier guten Freunden. Wir verbringen sehr viel Zeit zusammen und ich werde oft von deren Band Ma Holos inspiriert. Wir sind eine kreative Familie und kümmern uns umeinander. Ich arbeite auch Teilzeit in einem 88 Jahre alten Bowlinglokal names Mahalls. Meine Familie in Cleveland steht mir sehr nahe und unterstützt mich. Mit ihnen verbringe ich die meiste Zeit wenn ich alleine bin.

Fotos via Alison Scarpulla

Was hat dir am Fotografieren mit der LC-Wide am besten gefallen?

Ich habe immer die Einfachheit der LC-Kamera gemocht und das auch die LC-Wide dies inne hat, mit zusätzlichen Funktionen. Am meisten mag ich die Mehrfachbelichtung und die Halbbild-Option. Auch wenn das sehr offensichtlich ist, aber auch die Weitwinkellinse verändert die ganze Erfahrung des Fotografierens. Sie erlaubt es mir, mehr einzufangen mit kleinen Verzerrungen und auf die übliche psychedelische Art.

Mit welchen anderen Kameras fotografierst du?

Da ich daran glaube, dass man benutzen sollte, was man zur Verfügung hat, bin ich da ziemlich einfach. Ich finde, dass viele Künstler es mit ihrer Ausrüstung übertreiben um ihre Vision zu kommunizieren. Ich habe mir selbst Farbfotografie mit einer alten russischen LC-A aus der Sowjet-Ära beigebracht. Als meine erste Canon SLR kaputt ging, bekam ich von meiner besten Freundin Emily ihre Minolta Maxxum 50, die sie in der Highschool verwendete. Ich habe diese Kamera seitdem benutzt und kürzlich auch gerne mit Handy-Fotografie experimentiert. Ich finde es sinnlos, alltägliche Dinge zum Fotografieren zu ignorieren.

Was war dein liebstes Bild mit der LC-Wide und warum?

Ich mag dieses Bild das ich mit der LC-Wide gemacht habe, weil es diese weite und offene Stimmung wiedergibt, die das Foto noch vergrößert.

Foto via Alison Scarpulla

Mehr von Alisons Fotos könnt ihr in diesem Lomography Artikel . sehen oder auf Flickr und Facebook

Die Lomo LC-Wide verfügt über eine neu-entwickelte 17mm Minigon Ultra-Weitwinkellinse. Diese 35mm Kamera ist der perfekte Partner für deine Foto-Expeditionen. Sie produziert beeindruckende Farben mit toller Sättigung und Kontrasten und der zusätzlichen Vielseitigkeit von drei verschiedenen Formaten. Entdecke eine neue fotografische Dimension mit der LC-Wide, erhältlich in unserem Online Shop.

geschrieben von tomas_bates am 2014-05-08 in #Menschen #lab-rat #lomoamigo #lc-wide #alison-scarpulla
übersetzt von sisu14

Ein Kommentar

  1. sasamra
    sasamra ·

    Vielen dank fuer den tollen artikel und das uebersetzen.
    Jetzt habe ich ein vorbild mehr :-D

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