LomoAmigo Max Zorn: Auf Paket-Band, Straßenlampen und Fotografieren mit der La Sardina

“Belichtung ist Magie. Ob es eine Filmrolle oder eine Rolle Packband ist, beides sind ziemlich langweilige braune Streifen, wenn es nicht die Veränderung durch Licht gäbe, nicht wahr?” Unser Lomo Amigo Max Zorn ist ein engagierter Analog-Fotograf, der gerne auf der Straße unterwegs ist und Kunst aus Packband herstellt. Ausgerüstet mit einer La Sardina hat er einige Monate lang seinen Alltag festgehalten. Lies weiter und erfahre mehr über diesen interessanten Kerl mit einer interessanten Geschichte.

Von: maxzorn

Name – Max Zorn
Stadt – Amsterdam
Land – Niederlande
Websitewww.maxzorn.com
LomoHomemaxzorn

Erzähl der Community ein wenig von dir? Was machst du in deiner Freizeit und womit verdienst du deinen Lebensunterhalt?
Wenn ich eine Visitenkarte hätte, würde wahrscheinlich Straßenkünstler darauf stehen oder der Kerl mit dem Packband. Beides stimmt, aber wer würde das schon auf seine Visitenkarte schreiben?

Als Straßenkünstler arbeite ich nicht mit Sprühdosen oder Malerschablonen, sondern ich mache Kunst aus Packband. Das Zeug, mit dem man Umzugkartons zuklebt. Wenn ich ein Werk fertig habe, hänge ich es an eine Straßenlampe irgendwo auf der Welt. So finden Packband und Straßenkunst zusammen. Es ist schwer zu erklären, deshalb zeige ich es euch lieber. Ihr könnt auch gerne eines meiner „Making Of“ Videos ansehen.

Kunst Machen ist also ein Vollzeitjob für mich und es gibt Höhen und Tiefen. Die meiste Zeit des Tages verbringe ich damit, Klebeband an Fenster zu kleben, aber ich reise auch viel und renne nachts umher, um meine Kunst an Straßenlampen zu hängen. Ich plane Projekte, Ausstellungen und mit verrückten Leuten abhängen/Bier trinken gehört auch zum Job.

Ob ich mit meiner Kunst Geld verdiene? Nun, es ist nicht genug, um davon zu leben, aber für einen Sixpack Bier reicht es hin und wieder.

Wie lange bist du schon Lomograph und was stellst du dir unter Lomographie vor?
Ich bin zufällig zur Lomographie gekommen. Ehrlich gesagt bin ich ein furchtbarer Fotograf.
Die Leute gehen oft davon aus, dass ein Künstler generell ein gutes Auge für Kompositionen hat.
Das stimmt nicht. Alle Fotos, von denen ich dachte, dass sie toll werden, waren furchtbar, aber die Bilder, von denen ich dachte, sie wären furchtbar, waren klasse. Ich habe mehr Talent für Packband, aber ich versuche es und es macht Spaß.

Von: maxzorn

Deine Kunstwerke aus Packband sind normalerweise 100% analog; siehst du da eine Verbindung zwischen deiner Arbeit und der Analogfotografie?
Bei beidem lernt man aus Versuchen und Fehlern. Das Gute an meiner Kunst ist, dass ich die Teile abknibbeln kann, die mir nicht gefallen. Bei der Kamera kann ich dafür sofort und ganz rein einen Moment festhalten. Das ist eine faszinierende Herausforderung: der Versuch das Beste an Momenten einzufangen. Ich versuche mit meiner Kunst etwas ähnliches – außer das es viel länger dauert. Und bei beidem macht das Licht die ganze Magie aus. Ich finde, egal ob es eine Filmrolle oder eine Rolle Packband ist, beides sind ziemlich langweilige braune Streifen, wenn da nicht die Veränderung durch das Licht wäre, nicht wahr?

Wie sieht dein Alltag aus?
An einem guten Tag stehe ich auf und die Sonne scheint, dann mache ich ein kleines Kunstwerk, buche ein Ticket für das nächste Ziel, trinke einen Kaffee auf der Dachterrasse, habe Besuch von Freunden, arbeite wieder am Fenster, während alle in meiner Küche feiern. Etwa 7 Stunden später gehe ich wieder in die Küche und hole mir ein Bier, dann arbeite ich wieder ein wenig. Und dann wisst ihr ja, wie das geht… dann schleppen dich alle mit in eine Bar… und an den Rest des Abends erinnerst du dich nur schleierhaft.

Wenn der Tag weniger gut ist, dann wache ich mit einem bösen Kater auf, der von einem guten Vortrag kommt, trinke drei Kaffee und gehe trotzdem ans Fenster und arbeite mit dem Klebeband. Es dauert ewig und zwei Stunden später habe ich immer noch nicht meinen Rhythmus gefunden. Da drehe ich dann meistens durch, weil ich noch 75 unbeantwortete Emails habe, 10 unfertige Kunstwerke und mir wird klar, dass ich zu viel Geld am Vorabend ausgegeben habe und die Sonne schon untergeht.

Von: maxzorn

Was ist mit deinem Namen – Max Zorn? Gibt es eine Geschichte dazu?
Auf meinem Ausweis steht Max Zorn – aber Max bleibt besser im Gedächtnis. Anonymität ist etwas merkwürdiges.

Wie hat dir das Fotografieren mit der La Sardina gefallen und was denken deine Freunde und Fans von deinem analogen Abenteuer?
Ich wurde dauernd gefragt, was das verrückte Ding ist, das ich dabei hatte. Ich sagte, es sei eine Analogkamera und dachte, die Leute wüssten, was ich meine. Aber ich denke, heute mit den ganzen Handys und Digitalkameras, sorgen Wörter wie „analog“ und Dinge wie die La Sardina für ein wenig Verwirrung. Das war beinahe so, als würde ich mit einem seltsamen Hund Gassi gehen: es ist eine lustige Erfahrung und es ist ein guter Aufhänger, um ein Gespräch zu beginnen.

Was war das seltsamste, witzigste oder schlichtweg großartigste lomographische Erlebnis, das du je mit der La Sardina hattest?
Ich wollte mit der Kamera in einem Dachterrassenpool in Hong Kong schwimmen, damit ich Bilder von der Skyline machen könnte. Schlechte Idee, aber sie hat überlebt. Ich habe außerdem in London versucht damit 8 Bierflaschen zu öffnen. Und in Madrid fiel die La Sardina ein paar Meter von einer Straßenlampe herunter und ich fiel drei Sekunden später runter. Wir haben das beide überlebt. Versuch das mal mit etwas digitalen.

Von: maxzorn

Wenn deine Bilder hier einen Soundtrack haben könnten, welche Lieder würdest du wählen? (3 Songs mit Interpret bitte)
Wie wäre es mit

  1. Don´t stop me now (Queen)
  2. Street Life (Randy Crawford)
  3. Let´s stick together (Bob Dylan)

Was steht für dich künftig an? Freust du dich auf etwas, von dem du uns berichten möchtest?
Ich bin gerade wieder aus den Staaten gekommen, wo ich Shepard Fairey und ein paar andere tolle Straßenkünstler bei der Arbeit sah. Das war eine sehr inspirierende Erfahrung und ich denke, solange es Straßenlichter gibt, habe ich genug Arbeit. Mein Plan ist es, eine gute Balance zwischen meinen Straßenkunstprojekten wie Stick Together (www.sticktogether.maxzorn.com) und Ausstellungen in Räumen finden, wie die Show, die ich in Paris plane, wo ich große und komplexe Kunstwerke zeigen kann.

Dein Rat für künftige Lomographen?
Denk nicht zweimal nach und fotografiere einfach. Es ist wie Weihnachten, du weißt nie, was du bekommst und das macht es so aufregend, wenn du deine Abzüge aus dem Labor holst. Sogar die weniger guten Bilder erinnern dich an etwas und bringen Erinnerungen zurück. Es dauert etwas länger, bis man etwas lernt, aber man sollte sich Zeit nehmen für dieses Abenteuer, das heute so selten geworden ist.

geschrieben von mrmaart am 2013-02-27 in #Menschen #Videos #lomo-amigo #amigo #lomoamigo #sardina #la-sardina #lasardina #max-zorn #maxzorn

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