Kapitel 2: Die Zehn Goldenen Regeln der Lomografie

Dies ist ein Auszug aus dem „Lomo LC-A Big Book“. Weitere Kapitel folgen…

1 NIMM DEINE KAMERA ÜBERALL MIT HIN
Wie jede Leidenschaft, lässt sich auch die Lomographie nicht berechnen. Es ist, als ob deine innere Stimme einen Pakt mit deiner Begeisterung eingegangen wäre. Die Lomographie lauert dir auf und fällt dich ganz plötzlich an – ohne Vorwarnung!
Egal, wo du gerade bist: in einer Garage, im Wald, im türkischen Bad, in den Alpen oder an der Supermarktkasse. Dein Finger wird plötzlich nervös und deine Augen bekommen diesen besonderen Ausdruck. Es ist wieder so weit: Deiner Seele durstet nach neun Bildern! Du greifst nach deiner LOMO LC-A und es macht klick, ahhhh, gleich noch mal: klick! Ja, jetzt ist es besser! Es ist passiert, die nicht zu stoppende Lomographische Lust, einfach alles in deiner Umgebung zu dokumentieren, hat dich gepackt. Die Lomographie ist mit deinem Leben verschmolzen. Die beste uns stärkste Abhängigkeit der Welt!
Wusstest du, dass die besten Fotos aus der Spontanität geboren werden, aus dem Augenblick heraus? Und dass es nicht viel mehr davon gibt, das liegt oftmals an dem Umstand, dass gerade keine Kamera verfügbar war. Deine LOMO LC-A ist kompakt und schnell, was sie zur idealen Verlängerung deines Körpers macht – und natürlich auch deiner Seele! Mit der LC-A erreichst du Momente, die dir andere Kameras vorenthalten: spontan, ursprünglich, unvorhersehbar und einmalig! Also mach deine Augen auf, und nimm deine LC-A immer und überall mit hin.

2 VERWENDE SIE ZU JEDER TAGES- UND NACHTZEIT
Jede Sekunde ist wertvoll für dich und deine LC-A, jeder Moment ist etwas besonderes. Wenn du lomographierst, dann lebst du nicht bloß im Moment, sondern konservierst einen Teil der Gegenwart für die Zukunft. All das mit der Hilfe deiner kleinen, dunklen, hellen, schwarz-weißen, bunten, scharfen, unscharfen, in jedem Fall aber zauberhaften Lomographien!
Deine Gefühle, deine Erinnerungen und deine Lomographien, all das zusammen ergibt ein komplettes, authentisches Bild deines Lebens. Du verbringst dein Leben nicht nur tagsüber voller Sonnenlicht, Urlaub, Partys und Wochenendausflügen. Also fotografiere einfach alles, was zu deinem tatsächlichen Leben gehört; jeden Tag, jede Nacht, sei bereit und lass dir nichts entgehen. Deine Erinnerungen haben es verdient, in die zauberhaften Formen deiner Lomographien gegossen zu werden.
Esse est percipi est Lomographi. Verwende deine LOMO LC-A immer und überall!

3 LOMOGRAPHIE IST NICHT UNTERBRECHUNG DEINES ALLTAGS, SONDERN INTEGRALER BESTANDTEIL DESSELBEN
Es besteht kein Zweifel: Die LOMO LC-A ist alles was du jemals wolltest. Dein neuer bester Freund, dein Party-Begleiter, dein spiritueller Führer – all das in einer Person. Du arbeitest mit der Kamera, du trinkst mit ihr, du schläfst mit ihr. Lomographie ist ein Bestandteil deines Lebens und deiner Kommunikation. So wie sprechen, lachen, schreien und lieben.
Als Lomograph bist du nicht bloß Fotograf einer Situation, sondern integraler Bestandteil. Die Lomographie gehört zum Leben, das Leben gehört zur Lomographie. Du lachst und machst ein Foto, du weinst und machst ein Foto, du schreist und machst ein Foto, du liebst und machst ein Foto und ein Foto und ein Foto.
Die Lomographie ist ein starker Ausdruck deiner Existenz, ein konstanter Beweis deiner Lebenslust, ein Magnetfeld voller starker Gefühle.

4 ÜBE DEN SCHUSS AUS DER HÜFTE
Der „normale“ Blickwinkel eines Fotografen (durch den Sucher) ist irgendwo auf die Höhe von 1,5 bis 2 Meter limitiert. Aber was passiert darüber, darunter und daneben? Aus der Sicht eines Hundes, eines Vogels oder eines Wurmes? Versteck dich nicht hinter der Kamera, sondern brich aus diesen Konventionen aus. Vergiss den Sucher, vergiss deine Schüchternheit, vergiss alles was du über Fotografie gelesen hast.
Hände hoch, Hände runter, Hände nach vorn. Die Lomographie lacht aus allen Ecken. Von hier nach dort, und von dort nach nirgendwo. Die LOMO LC-A ist so handlich und schnell, dass sie mit dir verschmilzt. Der Schuss aus der Hüfte löst dich von allen Vorgaben. Brich mit allen Grenzen, mach dich frei!

5 NÄHERE DICH DEN OBJEKTEN DEINER LOMOGRAPHISCHEN BEGIERDE SO WEIT WIE MÖGLICH
Ein wesentlicher Teil deines Lomographischen Daseins ist es, Dingen auf den Grund zu gehen und sie von innen zu erkunden.
Ganz wie mit deinen Mitmenschen, musst du immer nett und freundlich sein, um zu erkunden, was deinen Motiven zugrunde liegt. Wenn du spürst, dass der Augenblick gekommen ist, mach ein Bild. Versuche es, und du wirst merken, dass du die starke Leidenschaft, die du für die Lomographie hegst, in deinen Fotos wiederfindest.
Die Lomo LC-A ist gleichzeitig Mediator und Teil deiner Beziehung. Durch sie lernst du deine Motive näher kennen und musst auch nicht länger fad auf Partys herumstehen. „Hey, das wird ein nettes Foto!“ Also einfach ein Bild machen und nach der Mailadresse fragen. Klick! Los geht’s. Keine Angst, alle werden merken, dass Lomographie eine gute Sache ist.

6 DON’T THINK (WILLIAM FIREBRACE)
Auf den ersten Eindruck kommt es an. Es passiert alles innerhalb von Sekunden, wenn die Informationen noch ungefiltert durch dein Hirn jagen. Millisekunden später ist es bereits zu spät. Dein ganzer mentaler Ballast hat der Freude und Klarheit ein Ende bereitet und all deine aufgestauten Erfahrungen verfälschen deine Wahrnehmung. Ja, so spielt das Leben.
Aber keine Sorge, wir haben einen Weg gefunden, diesem Teufelskreis zu entkommen: Don’t think! Denken verboten! Wirf deine ganze intellektuelle Bildung über Bord und gib dir das pure, unverfälschte Leben! Mach Fotos ohne zu denken, lebe im Augenblick, finde deine Motive ohne zu suchen: Klick, Klick, Klick!
Lomographie als Gegenstück zu deiner überladenen Wahrnehmung! Die beste Kur, die besten Bilder!

7 SEI SCHNELL
Tagtäglich sausen wir wie ein Hochgeschwindigkeitszug (ohne Bremsen) durch extrem komplizierte Anordnungen, die man uns immer wieder als „die Welt“ oder „das Leben“ zu erklären versucht. In Wahrheit hat dabei freilich kaum noch jemand den Durchblick. Das ist DIE Möglichkeit für ein lomographisch geschultes Auge!
Die Welt ist ständig in Bewegung und wartet nicht gerade darauf, dass du die Kamera raus holst. Der schräge Typ am Kiosk, der Vortänzer in der Disko, der Pudel deiner Nachbarin, der Pfarrer beim Verlassen seiner Stammkneipe. Sie alle sind nicht unbedingt wild darauf, von dir fotografiert zu werden. Aber das kann dich natürlich nicht aufhalten.
Also, Helden des Augenblicks, greift eure LOMO LC-A und haltet den Zonenfokus im Auge, es gilt nämlich schnell zu sein. Lasst euch nicht überrumpeln, seid aufmerksam und lasst euch nichts entgehen. Das Klicken deiner LOMO LC-A verrät dir, dass du begriffen hast, worum es geht!

8 DU MUSST NICHT IM VORHINEIN WISSEN, WAS DABEI HERAUS KOMMT
Die Ergebnisse deiner lomographischen Arbeit mit der LOMO LC-A lassen sich nie vollständig voraussagen. Die russische und chinesische Technik, diese vielfältigen Emulsionen, die Laune deines Laboranten, Naturlicht, Kunstlicht, Blitzlicht, deine Beeinflussung wodurch auch immer.
Außerdem ist Lomographie oftmals ein fast unbewusster Prozess, der erst gar nicht überkontrolliert werden soll. Es kommt auf dich an. Dein Spiel mit deiner Umgebung, den Menschen um dich herum, deine Ideen und spontanen Einfälle lassen alles zu einem spannenden Akt unvorhersehbarer Ereignisse verschmelzen. Und das ist schließlich ein zentraler Faktor der ganzen Sache: Du weißt nie, was am Ende dabei heraus kommt. Und du musst es auch gar nicht wissen. Lass dich ein auf das Spiel aus Zufällen und Unmöglichkeiten.
Ein Leben mit der LOMO LC-A bedeutet, sich treiben zu lassen und vom Unvorhersehbaren zu profitieren!

9 IM NACHHINEIN AUCH NICHT
Ein paar Tage später bekommst du deine Bilder aus dem Labor und du traust deinen Augen nicht: Was zur Hölle ist das? Wann hab ich dieses Foto gemacht? Wer ist das? Bist das du? Bin das ich? Aber das ist noch lang nicht alles, denn dazwischen: Unschärfe, blaue Augen, ein Lächeln, eine Flasche Schnaps, ein helles Feuer und mysteriöse Doppelbelichtungen.
Du hast begriffen: Du wirst die Welt nie ganz verstehen. Und das musst du auch gar nicht.
Vergiss die Analyse und lass dich überraschen von all den unvorhersehbaren Geschichten, die das Leben schreibt: schräg, wild, laut, bunt, und immer ganz anders, als du gedacht hättest. Lomographie ist immer dabei, hält alles fest und erzählt ihre eigenen Geschichten. Lass dich darauf ein und du wirst feststellen: Das alles ist ein Teil von dir!

10 VERGISS DIE REGELN
Hör nicht auf andere und bleib dir stets selbst treu, folge deiner inneren Stimme und lass dir keine Vorschriften machen. Hier nicht und auch sonst nicht.
Entdecke deinen eigenen Zugang zur Lomographie, nichts ist verboten, alles ist erlaubt. Mach dich frei! Vergiss den Foto-Kurs aus der Schule und die verächtlichen Blicke dieses Nerds mit seiner teuren Spiegelreflex-Kamera. Gehe unbeirrt deinen eigenen Weg. Richtig oder falsch? – diese Kategorien haben für dich schon längst keine Bedeutung mehr. Um die Lomographie zu leben brauchst du keine Anleitung. Nur dich selbst und deine LOMO LC-A. Alles andere ergibt sich von selbst. Bleib in Bewegung, bleib am Leben. Letztlich kannst du sogar die Kamera in deiner Hand vergessen. Sie ist ohnehin längst mit dir verschmolzen.

WER ZUM TEUFEL HAT DIE ZEICHNUNGEN GEMACHT?
Die Illustrationen, die du hier siehst, sind von Alexander Djikia. Der georgische Künstler lebt und arbeitet in Moskau. Er ließ sich für dieses Buch allein von der LOMO LC-A inspirieren und nimmt dich mit auf eine Reise durch die beachtliche Geschichte der Kamera und ihrer Nutzer. Man braucht nicht erwähnen, dass Alexander Djikia auch einer der ersten Lomographen der Welt war – er weiß also, was er malt, und du solltest nichts andere tun, als dich von seiner geschulten Hand durch die wundervolle Welt unserer liebsten Russischen Kamera leiten zu lassen.

Das Buch in seiner ganzen Pracht gibt es hier

geschrieben von gabysalas am 2011-01-17 in #library #10-golden-rules #lomography-books #lomo-lc-a-big-book

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