Der Berliner Fotograf Oliver Blohm im Interview

Der Berliner Fotograf Oliver Blohm spricht mit uns im Interview über seine Herkunft und seine Inspiration beim Fotografieren. Er widmet sich seit einigen Jahren der Analogfotografie und ist im Feld zwischen Porträt und Landschaft beheimatet. Dabei ist sein Stil stets sichtbar, "immer etwas unterbelichtet" wie wohl auch schon sein Professor meinte.

Wie kamst du zur Analogfotografie?

Nachdem ich eine Zeit lang im Internat gelebt habe, um ein Sportgymnasium zu besuchen, habe ich mich aus verschiedenen Gründen entschlossen, wieder nach Hause zurückzukehren. Dann kam ich durch Zufall an meine erste Kamera, die vom Elternverein gestiftet und mir vom Direktor anvertraut wurde. Ich fotografierte dann das Weihnachtsfest und dann hat’s auch schon „Klick“ gemacht bei mir. Nach der Schule habe ich ein Praktikum bei einem Fotografen gemacht, aber habe mich anschließend doch für ein Studium im Bereich Kommunikationsdesign entschieden. An der Uni selbst bin ich im ersten Semester im Fotolabor gelandet und wurde als Hilfsstudent angeworben – und so ging alles los.

Was war deine erste Berührung mit Lomography?

In den Ferien konnte ich verschiedene Kameras ausprobieren – von Kleinformat bis Großformat, analog bis digital. Mit Lomo kam ich zum ersten Mal in Kontakt als ich einen Lomo-Film in eine Nikon FM3 steckte. Ich hatte zu dem Zeitpunkt bereits Erfahrungen mit der Diana – es hat mir viel Spaß bereitet, auf Festivals und Reisen mit dem besonderen Charme von Lomo (Kamera und Film) zu spielen.

Und wie ging’s dann für dich weiter?

Nach meinem Studium bin ich gleich in eine Agentur gerutscht, wo ich Junior Art Director war und konnte somit das machen, was mir gefiel – dachte ich zumindest. Ich habe das erste Jahr dann aber doch nicht durchgehalten und musste mich zu einem bestimmte Zeitpunkt entscheiden, ob ich weiterhin in der Agentur arbeiten oder als Fotograf weiter machen möchte. Es kamen so viele Anfragen für Jobs und Ausstellungen rein – also tat ich, was ich für Richtig hielt und ich habe meinen Job in der Agentur gekündigt. Es folgten Ausstellungen in London und Paris, eine Zusammenarbeit mit dem Scheich in Qatar und die Leitung des Foto-Teams bei der documenta 14.

Wo bist du örtlich verankert?

Mein Lebensmittelpunkt und mittlerweile auch meine Heimat ist seit vielen Jahren Berlin. Ich komme selber aus Mecklenburg-Vorpommern und deshalb ist mir die Nähe zum Wasser sehr wichtig. Durch meine Erfahrung bei der documenta und einem langen Aufenthalt in Athen könnte ich mir sogar vorstellen, mal dort zu wohnen. Oder alternativ auch Portugal – auf jeden Fall südlicher und am Wasser, um mich irgendwann mal zur Ruhe zu setzen.

Wie hat dich deine Heimat geprägt als Künstler?

Meine Heimat ist sehr dünn besiedelt mit vielen Feldern und Wäldern. Aus irgendeinem Grund haben mich schon von Anfang an Licht und Schatten und deren Kontraste sehr interessiert. Ich konnte somit mit dem Licht sehr gut spielen – was mir anschließend im Studium auch sehr geholfen hat, als ich kein Geld hatte und mir mit aus dem Baumarkt besorgte Materialien, eigenes Licht bastelte.

“Klar kann man versuchen, diese Ästhetik mit Filtern am Handy nachzumachen, aber das was der Film macht, ist eine wahre Produktion dieses Effekts – es ist der wahre Effekt, das echte Negativ!"

Und wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Auf diese Frage hatte bereits einer meiner Professoren eine Antwort: ‘Herr Blohm, meinte er, Ihre Bilder sind immer einen Tick zu dunkel, aber genau das ist ihr Stil.’ Ich bewege mich gerne im Spannungsfeld einer düsteren Melancholie, deshalb schätze ich die Analogfotografie sehr, die Handarbeit, den Umgang mit dem Material.

Wie wählst du deine Motive aus?

Mir sind Menschen sehr wichtig, ihre Facetten, ihre persönlichen Züge und Eigenheiten. Ich arbeite und spiele gerne mit der Auffassung von Geschlecht und das spiegelt sich in meiner Motivwahl wider – bis heute glaubt mir keiner, dass das Model für meine Diplomarbeit ein junger Typ gewesen ist. Ich interessiere mich für die Auflösung des Geschlechts, für das Wesen des Menschen und seiner Rolle in der Gesellschaft.

Was prägt deine Arbeit?

Ich arbeite auch gerne mit Sofortbildern und da gibt es sehr viele Fehlerquellen, die das Bild beeinträchtigen können. Ich bin in meiner eigenen Arbeit, kein großer Fan vom perfekt belichteten Bild, wenn das Motiv nicht spannend ist. Ich hab mir irgendwann mal abgewöhnt, alles zu 100% durchzuplanen, weil man irgendwann mal vergisst, wo der Moment bleibt, den man fotografieren soll. Ich gebe gerne die Kontrolle über das perfekte Bild ab und genieße den Zufall und das Unvorhergesehene der analogen Fotografie.

Wie war deine Erfahrung dem Potsdam Kino Film?

Der Film hat mich an meine Studienzeit erinnert, als ich mit verschiedensten Filmen experimentierte und vor allem beim Entwickeln schauen wollte, wie ich die Ästhetik des Films verändern kann. Klar kann man versuchen, diese Ästhetik mit Filtern am Handy nachzumachen, aber das was der Film macht, ist eine wahre Produktion dieses Effekts – es ist der wahre Effekt, das echte Negativ!

Vielen Dank für das tolle Interview, Oliver!


Wir danken Oliver für dieses Interview für das Magazin. Wenn du dich für seine Fotografie interessierst, besuch seine Webseite und folge ihm auf Instagram und Facebook.

geschrieben von apots am 2019-05-18 in #Menschen

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