Modern und selbstbestimmt – Ein Interview mit Sebastian Hilgetag

Der in Berlin lebende Mode- und Werbefotograf Sebastian Hilgetag hat schon mit zahlreichen bekannten Klienten gearbeitet, darunter Nike, Microsoft Deutschland und VICE Deutschland. Er ist ein kreativer Kopf, der neben der Fotografie in zwei Bands spielt und stets danach strebt, sich weiterzuentwickeln. Wir haben uns mit ihm über seine Beziehung zur Fotografie, seine Erfahrungen mit der Daguerreotype Achromat Art-Lens und die Botschaften hinter seinen Fotos unterhalten.

Foto: Sebastian Hilgetag

Hey Sebastian! Wir freuen uns, dich im Lomography-Magazin willkommen zu heißen! Erzähle uns ein bisschen von dir und dazu, wie du zur Fotografie gekommen bist

Hallo Lomography, danke, dass ich heute hier sein darf! Ich bin ein selbstständiger Fotograf, der sich auf Mode– und Werbefotografie spezialisiert hat. Zur Fotografie kam ich, als ich begann, in Potsdam Kommunikationsdesign zu studieren. Von da an arbeitete ich mehr und mehr mit Models und Mode. Ich schickte meine Arbeiten an Modelagenturen, denen meine Werke gefielen und die mir dann ihre Models für Fotoshootings schickten. Das war ein wichtiger Karriereschritt für mich, weil das meine Arbeit voran trieb. Im Moment arbeite ich mit Modemarken und kommerziellen Klienten zusammen.

Wie würdest du deine Beziehung zur Fotografie beschreiben?

Für mich ist Fotografie Arbeit und Leidenschaft. Ich war schon immer ein sehr visueller Mensch. Ich mache gerne Fotos, egal, ob in einem professionellen Setting oder wenn ich mit einer kleinen analogen Kamera auf Reisen bin. Ich kann das Fotografieren einfach nicht bleiben lassen.

Fotos: Sebastian Hilgetag

Analog oder digital: Welche Vor- und Nachteile siehst du in diesen beiden Arten der Fotografie?

Das ist wohl eine der am meisten diskutierten Fragen in der Fotografie. Aus folgenden zwei Gründen fotografiere ich gerne analog: erstens bringt die analoge Fotografie ein wenig Abwechslung mit sich. Manchmal verfällt man nämlich in eine Routine, die nicht sonderlich gut geeignet ist für jemanden, dessen Arbeit davon lebt, dass man modern und einfallsreich bleibt. Zweitens mag ich die Ästhetik der Filmfotografie. Analoge Fotos haben eine eigene Beschaffenheit und man kann zudem, anders als bei digitalen Gegenstücken, ganz einfach zwischen verschiedenen Formaten wechseln.

Bearbeitest du deine analogen/digitalen Fotos nach?

Ich kümmere mich selbst um die Farbkorrekturen und komplett um die Retusche.

Gibt es Fotografen, die dich inspirieren?

Mich inspirieren viele der traditionellen Fotografie-Größen wie Ellen von Unwerth, Newton, Kristian Schuller und so weiter, aber es gibt auch viele Nachwuchsfotografen, die mit ihrer frischen Sicht der Dinge neue Perspektiven eröffnen.

Wie würdest du deinen fotografischen Stil beschreiben?

Ich versuche, traditionellen Stil mit viel Modernität zu vereinen. Ich liebe es, für die Modefotografie mit extremen Brennweiten und ungewöhnlichen Winkeln zu experimentieren.

Fotos: Sebastian Hilgetag

Wie kamst du zu Lomography?

Das weiß ich gar nicht mehr. Für mich war Lomo immer da. Als ich noch zur Schule ging, kaufte ich mir meine erste analoge Kamera von Lomography: eine Fisheye-Kamera. Rückblickend hätte ich mir eine Holga oder eine Diana kaufen sollen, aber nachher ist man eben immer klüger.

Was magst du an Lomography und unseren Produkten und Objektiven?

An den Produkten von Lomography gefällt mir die Verspieltheit und die Experimentierfreudigkeit. Ich finde, dass das Experimentieren der wichtigste Schritt dabei ist, seinen eigenen fotografischen Stil zu finden. Außerdem gefällt mir, dass Lomography so eine Vielzahl an Produkten anbietet.

Fotos: Sebastian Hilgetag

Wie hat dir die Arbeit mit der Daguerreotype Achromate Art-Lens gefallen?

Ich muss sagen, dass man sich anfangs erst mal daran gewöhnen muss. Das Fokussieren damit will gelernt sein, nicht nur, weil es manuell abläuft, sondern auch weil das Objektiv einen sehr weichen Fokus hat. Sobald man das aber geschafft hat, produziert es interessante Effekte. Es hat Spaß gemacht, mit diesem originell aussehenden Objektiv zu arbeiten und es in meinen Schaffensprozess einzubauen.

Inwiefern unterscheidet sich das Objektiv von anderen Objektiven, die du verwendet hast?

Ich habe mich damit an einer Serie von Beauty Shots versucht, weil ich den besonderen Bokeh-Effekt, den dieses Objektiv kreiert, dafür nutzen wollte. Für solche Fotos muss man das Fokussieren richtig hinbekommen, was sich mit dem Objektiv nicht immer einfach gestaltet. Ansonsten mag ich aber, dass das Objektiv einen dazu bringt, alles etwas langsamer anzugehen. Man muss die Blende manuell einstellen und zwar mithilfe der Steckblenden. Dazu muss man genau wissen, was man macht. Ansonsten lernt man die Benutzung aber durch die Verwendung.

Du hast für diese Fotoserie ja unterschiedliche Lichtsituationen ausprobiert. Erst rotes, dann orangenes und am Ende weißes Licht. Gab es dafür einen besonderen Grund oder eine Geschichte dahinter?

Bei meinen Sofortbildern liegt das daran, dass ich sie zu unterschiedlichen Zeitpunkten aufgenommen habe, deswegen haben sie auch unterschiedliche Looks. Ich mag es, immer wieder unterschiedliche Dinge auszuprobieren und bei jedem Shooting etwas neues auszuprobieren.

Warum hast du dich dazu entschieden, mit Doppelbelichtungen zu arbeiten? Gibt es dafür einen bestimmten Grund?

Ich habe gesehen, dass man mit den Lomography Sofortbildkameras Mehrfachbelichtungen aufnehmen kann. Ich finde Mehrfachbelichtungen mit analogen Kameras eine wunderbare Sache, weil so viele Faktoren mit hineinspielen. Man braucht nicht nur ein wenig Glück, sondern auch eine Vision davon, was man erreichen möchte. Besonders bei der Porträtfotografie ist es schwierig, das richtig hinzubekommen.

Fotos: Sebastian Hilgetag

Wer sind deine Models? Mit welchem Model arbeitest du besonders gerne zusammen?

Meine Models kommen von Agenturen. Ich habe Test-Shootings mit ihnen gemacht und dann ein paar von ihnen gefragt, ob sie Lust hätten, mir mit den Sofortbildern zu helfen. Ich habe keinen Favoriten; ich mag es, wenn Models gute, interessante und moderne Posen zeigen und Eigeninitiative zeigen, ohne meine Anweisungen außer Acht zu lassen. Mit manchen von meinen Models bin ich inzwischen auch befreundet. Es ist spannend, ihnen auf ihrem Karriereweg zuzusehen.

Was möchtest du mit deinen Fotos zeigen?

Ich nutze die Fotografie und die meisten meiner kreativen Projekte dazu, um mit bestimmten Themen oder Problemen umzugehen und etwas schönes, interessantes oder inspirierendes daraus zu kreieren. Ich sehe die Entwicklung der Fotografen und die vielen Nachwuchsfotografen heutzutage etwas kritisch. Zum einen ist es schwierig, komplett neuen Ideen und Stile zu finden, was zu viel Nachmacherei in der Fotografie-Szene führt. Ich habe vor zwei Jahren ein Editorial von Elizaveta Porodina gesehen, welches dieses Jahr von einem bekannten Fotografen für einen kommerziellen Auftrag nachgemacht wurde. Ich finde das absolut unmöglich. Das Gegenteil von mangelnder Inspiration hingegen ist, wenn Fotografen versuchen, so ausgefallen und edgy zu sein, dass ihre Arbeiten nicht mehr schön, sondern nur noch schlampig und unbedacht wirken. Mir ist es wichtig, meine Models stark und elegant darzustellen. Ich will deutlich machen, dass sie die Oberhand haben und sie nicht unterdrücken. Um das zu erreichen, experimentiere ich immer mit neuen Posen und interessanten Winkeln für sie.

Fotos: Sebastian Hilgetag

Hast du Tipps für angehende Fotografen?
Das hängt davon ab, was man fotografiert. Wenn ihr einfach zum Spaß fotografiert, dann macht das, worauf ihr Lust habt. Wenn ihr euer Hobby zum Beruf machen wollt: seid niemals faul, es ist ein hartes Business und üblicherweise wollen die Leute mit ihren Aufträgen kein Risiko eingehen.

Was möchtest du unseren Lesern noch sagen?
Seht euch meinen Instagram-Account an :D

Vielen Dank für das Interview, Sebastian!


Um mehr von Sebastians Arbeiten zu sehen, besucht sein Instagram oder seine Website. Alle Rechte sind Sebastian Hilgetag vorbehalten.

geschrieben von mausmitkrawatte am 2018-11-01 in #Menschen

Daguerreotype Achromat 2.9/64 Art Lens

Die Daguerreotype Achromat 2.9/64 Art Lens ist mit Canon EF, Nikon F, oder Pentax K Bajonetten sowohl für digitale, als auch analoge Kameras erhältlich. Mit einem passenden Adapter, kannst du sie auf viele weitere Kameras montieren.

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