Lomographin Hannah Pichler über fotografische Walks und das Analoge

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Die fantastische, in Wien lebende Lomographin und Künstlerin Hannah Pichler alias @loewon ist ein treues Mitglied unserer Community und ist auch auf vielen unserer Events anzutreffen. Zuletzt haben wir sie auf einem PhotoWalk, der in Kooperation mit dem Kunst Haus Wien organisiert wurde, und einem unserer LomoWalks, der in Kooperation mit dem Volkstheater Wien stattfand, getroffen. Neben einem Interview, das ihr hier nachlesen könnt, sind bei beiden Walks außerdem viele großartige Aufnahmen entstanden!

© Hannah Pichler

Liebe Hannah, erzähl uns doch ein wenig über deinen fotografischen Werdegang und deine Beziehung zur analogen Fotografie!

Die analoge Fotografie hat mich eigentlich mein Leben lang begleitet. Meine allererste analoge Kamera habe ich an meinem 5. Geburtstag bekommen. Eine blitzblaue Kinder-Plastikkamera von Fisherprice. Ich besitze immer noch ein Fotoalbum aus dieser Zeit. Ich habe damals einfach alles dokumentiert. Vom Wäscheständer bis zu jedem einzelnen Familienmitglied. Später habe ich dann eine Minolta benutzt und mit 12 habe ich eine Digitalkamera bekommen, an der ich aber relativ schnell das Interesse verloren. Das Fotografieren mit Film hat mir schon damals schon einfach mehr Spaß gemacht.

Wie bist du auf Lomography gestoßen?

Nachdem ich zuvor immer wieder mit Kameras und auch mit den sogenannten "LomoWalls" von Lomography in Berührung gekommen bin, habe ich mit 15 endlich meine erste eigene Lomography-Kamera bekommen. – Einen blauen Supersampler . Mit ihm konnte ich Bewegungsabläufe wunderbar festhalten! Leider ging mein Supersampler nach einiger Zeit und intensivem Gebrauch zu Bruch und es dauerte mehr als 10 Jahre, bis ich die analoge Fotografie und die Lomographie über die Diana Mini wiederentdeckte. Da man sich nicht viele Gedanken über die Blende und Belichtungszeit machen muss, war die Diana Mini für mich die perfekte Einsteigerkamera!

© Hannah Pichler

Würdest du dich als Lomographin bezeichnen? Und wenn ja, warum?

Ich selbst wäre wohl nie auf die Idee gekommen, mich Lomographin zu nennen, aber ich glaube das liegt wohl daran, dass ich mir allgemein nicht so gerne Bezeichnungen gebe.:) Wenn ich mir aber die 10 goldenen Regeln der Lomographie ansehe, dann treffen die wohl alle mehr oder weniger auf mich zu. Außerdem liebe ich einfach das Point-and-Shoot-Prinzip der meisten Kameras vom Lomography. Meine absolute Lieblingskamera sind die Lomo LC-A+ und die Holga .

Inwiefern wird deine Fotografie von deinem Alltag beeinflusst oder auch anders herum?

Ich glaube es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an das Fotografieren denke. Das liegt vor allem daran, dass ich absolut filmsüchtig bin und immer auf der Suche danach, welcher Film mit welcher Kamera am besten harmoniert. Wenn ich in fremde Städte reise, informiere ich mich immer als erstes, ob es analogen Film zu kaufen gibt und hoffe, Neues zu entdecken. Meine Fotografie wird auf jeden Fall von meinem Alltag beeinflusst, da ich im Grunde kein anderes Motiv habe. Ich inszeniere Fotos eigentlich nie. Ich habe lieber einfach eine Kamera in meiner Tasche, um sie um passenden Alltagsmoment einfach rausfischen zu können.

© Hannah Pichler

Gibt es Fotografen oder Fotografinnen, die dich inspirieren?

Es gibt so unendlich viele tolle Fotografen und Fotografinnen! Da verliert man schnell mal den Überblick. Am liebsten durchforste ich in die Website von Lomography, denn da findet man immer viel Inspiration und ich habe auch ein paar Lieblings-LomoHomes. Die letzte Fotoausstellung, die mich richtig beeindruckt hat, war eine Ausstellung von Stephen Shore im MOMA in New York. Ich wollte von dort fast nicht mehr fort!

Was hat dir an beiden fotografischen Walks am besten gefallen?

Ich habe vor allem den Austausch mit anderen Fotografiebegeisterten sehr genossen! Es ist immer wieder interessant, andere Herangehensweisen und Meinungen zur Fotografie zu hören. Außerdem fand ich einerseits das Thema „Abstrakte Natur“ toll und andererseits die Gelegenheit, das Volkstheater Wien aus einer ganz anderen Perspektive betrachten zu können! Im Backstagebereich ein "Mäuschen" mit Kamera sein zu dürfen, war einfach großartig!

© Hannah Pichler

Warum hat dich das Thema des PhotoWalks, der in Kooperation mit dem Kunst Haus Wien organisiert wurde, so angesprochen?

Weil ich es einfach liebe, in der Natur zu fotografieren und es spannend fand, meine Motive so auszuwählen, dass auf dem ersten Blick gar nicht so klar ist, was hier eigentlich gezeigt wird. Die Ausstellung „Some plant Volatiles“ fand ich in dem Zusammenhang sehr anregend, auch wenn ich nicht so viel Zeit hatte, mich intensiver mit den ausgestellten Werken auseinanderzusetzen. Aber da ich plane, das Kunst Haus Wien in Zukunft öfters zu besuchen, werde ich das wohl noch nachholen!

Was war bisher deine liebste Ausstellung oder -Veranstaltung?

Am stärksten in Erinnerung geblieben ist mir eine Annie-Leibovitz-Ausstellung, die ich vor einigen Jahren besucht habe und der Ten-and One-PhotoWalk in Verbindung mit der Visions-of-Nature-Ausstellung.

Meine liebste Erinnerung an das Kunst Haus Wien ist die, als ich als Kind mit meiner Familie dort war und wir im Aufzug Hundertwasser persönlich begegnet sind. Mein Kleiner Bruder hat ihn damals ganz verwundert gefragt, warum er denn zwei verschieden farbige Socken trägt! :D

© Hannah Pichler

Wie würdest du deinen eigenen fotografischen Stil beschreiben?

Kontrastreich und bunt, häufig experimentell und gerne quadratisch.

© Hannah Pichler

Was ist dein persönliches Photo-Walk-Lieblingsfoto? Gibt es eine Geschichte dazu?

Mein Lieblingsbild ist das verlassene Fahrrad am Donaukanalufer. Ich habe das Fahrrad entdeckt als mir der Kameradeckel von der Mauer gefallen ist. Ich bin also runtergeklettert und habe in den Büschen das Fahrrad entdeckt. Ich vermute, es hat jemand aus dem Donaukanal gezogen. In dem Moment hat einfach alles zusammengepasst. Das Licht, das Motiv, der lange abgelaufene Film und die Kamera.

Das finden wir auch! Vielen lieben Dank für das Interview, Hannah!

Wenn ihr euch noch mehr Arbeiten von Hannah ansehen wollt, werft einen Blick in ihr LomoHome oder folgt ihr auf Instagram .

geschrieben von em-lisa am 2018-06-20 in #News #Menschen

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