Wie man Kleinbildfilm in Mittelformatkameras nutzen kann

Kleinbildfilm in einer 6x9-Faltkamera

Jahrzehnte lang war der Mittelformat-Rollfilm des Typs 120 das Standard-Filmformat für Amateure. 120er-Film erlaubt eine Vielzahl an Bildformaten (6x4,5, 6x6, 6x7, 6x9 etc.) und ermöglichte wegen seiner relativ großen Negative scharfe Vergrößerungen, auch wenn Objektive minderer Qualität genutzt wurden, wie es bei Amateurkameras lange Zeit üblich war und der genutzte Film nicht so hochauflösend war, wie er es heute ist. Doch mit zunehmender Qualität von Objektiven und Filmmaterial wurde der Mittelformat-Rollfilm allmählich vom 35-mm-Kleinbildfilm abgelöst. Nach dem Siegeszug der Digitalfotografie hat das Angebot an Filmen insgesamt stark abgenommen, doch während man 120er-Film nur noch im Fachhandel (oder Onlineshops wie dem von Lomography) bekommen kann, steht es um Kleinbildfilm noch etwas besser, da man doch noch ein paar Filmsorten in den Drogeriemärkten bekommt. Aber auch im Fachhandel gibt es einfach einige Filmsorten, die nur als Kleinbildfilm erhältlich sind. Besonders interessant wird es aber, wenn man Mittelformatkameras und Kleinbildfilm kombiniert, denn es gibt relativ wenig, was dagegen sprechen würde, Kleinbildfilm in Mittelformatkameras zu verschießen.

Man muss nur ein paar Kleinigkeiten beachten.

Rollfilm und 35-mm-Kleinbildfilm im Vergleich

Rollfilme und Kleinbildpatronen sind grundlegend unterschiedlich, haben aber in etwa die gleiche Dicke, sodass die Kleinbildpatrone problemlos in die meisten Mittelformatkameras passt. Da der 35-mm-Kleinbildfilm schmaler ist, wird nur ein Teil des Sucherbildes auf dem Film abgelichtet, der die Filmperforation nicht ausspart. Es gibt Adapter-Stücke, um den Höhenunterschied auszugleichen und so sicherzustellen, dass sich der Kleinbildfilm in der Kamera nicht bewegt und der Film immer in der Mitte des Sucherbildes bleibt. Diese sind aber nicht grundsätzlich erforderlich, da der Film in vielen Kameras auch ohne Hilfe fest sitzt. Wer will, kann sich zudem mit einem Streifen Klebeband behelfen, der den gleichen Zweck erfüllt.

Kleinbildfilm in einer 6x6-TLR mit Bildzählwerk.

Bei Rollfilmen besteht das eigentliche Filmmaterial aus einem 61,5 mm breiten Filmstreifen, der an seinem Anfang an der Innenseite eines Trägerpapiers geklebt ist, das als Lichtschutz dient. Gemeinsam sind Film und Papierträger auf einer Filmspule aufgewickelt und werden bei Nutzung der Kamera auf eine andere Spule gewickelt. Der Film wird also anders als bei Kleinbildfilm nicht zurückgespult, der Film müsste also im Dunkeln oder in einem Wechselsack entnommen werden. Auf der Außenseite des Papiers befinden sich Zahlen, die mit Hilfe eines kleinen (meist roten) Fensters an der Kamera dazu dienen, zum jeweils nächsten Bild spulen zu können, ohne, dass es Überlappungen gibt. Dieses Fenster muss, sofern vorhanden, abgeklebt werden, da dem Kleinbildfilm dieses Papier fehlt. Dies bedeutet aber auch, dass grob geschätzt werden muss, wie weit zu spulen ist und wie viele Bilder schon gemacht wurden. Bei Kameras, die ein Bildzählwerk haben, ist dies nicht erforderlich, aber man muss da etwas anderes beachten.

Das Trägerpapier hat an seinem Anfang einen längeren Abschnitt bevor der Filmstreifen anfängt. Bei Kameras mit Bildzählwerk legt man den Rollfilm ein und spult dann erst einmal einige Zentimeter vor, bis der Film beim 1. Frame stehen bleibt. Legt man nun einen Kleinbildfilm ein, werden diese ersten Zentimeter natürlich vergeudet. Um dies zu verhindern, kann man aber leicht mit etwas dünnem Klebeband einen entsprechend langen Streifen Film an den Kleinbildfilm kleben, der dann zurück in die Filmpatrone gespult wird.

Kleinbildpatrone mit verlängerter Lasche

Automatische Bildzählwerke halten aber auch noch ein weiteres Problem bereit. Da alle 120er-Filme gleich lang sind, ist nach einer formatspezifischen Anzahl an Bildern Schluss, auch wenn noch Film in der Kleinbildpatrone übrig ist. Wenn es dir möglich ist, die Kamera auf 220er-Film umzustellen, wäre dies die einfachste Lösung. 220er-Film ist Mittelformat-Rollfilm in den Dimensionen von 120er-Film, aber doppelt so lang. Dies erschöpft dann auch die Kapazität jedes Kleinbildfilms. Hast du die Möglichkeit nicht, bleibt dir leider nur, den Film im Wechselsack oder Dunkelkammer abzuschneiden und das Teilstück selbst zu entwickeln, oder aber den Film nur teilweise belichtet zur Entwicklung zu geben.

Das 35mm Back für die Diana F+

Am einfachsten ist die Nutzung von Kleinbildfilm, dank des entsprechenden 35mm-Backs, aber mit der Diana F+. Das Filmrückteil erlaubt die Nutzung von Kleinbildfilm in vier verschiedenen Formaten (quadratisch inklusive Filmperforation, Panorama mit Filmperforation, Standard-Panorama und 24x36 Kleinbild-Standard) ganz ohne Abkleben von Fenstern, Ratespielen bei der Bildzahl oder nur teilbelichteten Filmen.


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geschrieben von dopa am 2018-06-14 in #Ausrüstung #Anleitungen

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