Raffinierte Absichten - Ein Interview mit Tobias König

Holt eure Notizbücher raus, jetzt könnt ihr etwas lernen. Ein Blick auf die Arbeiten des Fotografen Tobias Königs ist wie ein Kurs über die richtige Verwendung von Mustern, Perspektiven und Kompositionen. Er ist so im Einklang mit diesen Elementen, dass sich für den Betrachter und die Betrachterin alles zu einem nahtlosen visuellen Erlebnis vereinigt. Deine Augen schweifen nicht zu den Ecken ab, sie konzentrieren sich auf das Motiv vor ihnen. Tobias ist die Art von Künstler, der die Kontrolle über die Details, die man in seiner Arbeit finden kann, übernimmt. Bemerkenswert und brillant.

© Tobias König

Hallo, Tobias! Willkommen zurück im Lomography-Magazin. Wie definierst du Fotografie?

Meiner Meinung nach ist Fotografie eine einzigartige Art, die Welt zu sehen. Mit jedem Foto, das man macht, definiert man seine Perspektive auf seine Umgebung. Es ist eine Möglichkeit, sich und seine Sichtweisen auszudrücken.

Was magst du am Fotografieren am liebsten?

Für mich gehört insbesondere das Reisen dazu. Von Ort zu Ort zu gehen, zu interpretieren, was man sieht und sich mit jedem Foto, das man macht, daran zu erinnern.

Lass uns ein bisschen über deine Arbeit sprechen - wie würdest du deinen fotografischen Stil beschreiben?

Ich denke, es ist eine Mischung aus Straßen- und Architekturfotografie. Am Anfang ging es um Perspektiven. Ich arbeite nur mit Festbrennweiten und bin davon besessen, wie der Winkel jedes Bild verändert.

© Tobias König

Wer oder was hat den größten Einfluss auf deine Arbeit?

Da gibt es vieles. Von Freunden, die ich wegen der Fotografie kenne, über Leute, denen ich über die Jahre begegnet bin, bis hin zum Alltag. Damals hab ich mich sehr für das Skateboarden interessiert und alle Skate-Magazine verschlungen, die ich in die Hände bekam. Seitdem bin ich ein großer Fan von Fred Mortagne und seiner Arbeit. Außerdem sind auch die alten Meister wie Bresson, Capa und die ganzen Magnum-Fotografen immer wieder einen Abstecher wert. Ihre Werke sind jedes Mal einfach unglaublich und inspirierend, wenn man sie sieht. Man kann viel von ihnen lernen, wenn man sich nur ihre Bilder anschaut.

Wir lieben die Bandbreite deiner Arbeit. Du machst wirklich hervorragende Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Was gefällt dir am Monochromen so besonders?

Es ist einfach zeitlos und funktioniert sehr gut mit meiner Art von Fotografie. Als ich anfing, mit Filmkameras herumzuspielen, sagte einer meiner besten Freunde, ich sollte ausschließlich auf S/W-Film fotografieren und mich mehr auf das Framing, die Belichtung und den richtigen Moment konzentrieren, statt auf andere Dinge. Ich habe mich sofort in den Look verliebt. Selbst wenn ich heute digital fotografiere und die Fotos bearbeite, tendiere ich dazu, immer eine monochrome Version zu haben, aber es fällt mir schwer zu entscheiden, was am besten für mich funktioniert: monochrom oder farbig.

© Tobias König

Was ist dein Lieblings-Schwarz-Weiß-Film?

Ilford Delta 100. Die Kontraste dieses Films funktionieren für mich einfach so gut.

Was wir an deiner Arbeit auch sehr mögen, sind die intensiven Schwarztöne und die reichen Texturen. Ist das der Stil, den du angestrebt hattest?

Absolut. Ich bin besessen von Texturen, Strukturen und Perspektiven. Ich kann Stunden damit verbringen, verschiedene Blickwinkel zu erforschen, wenn es um Architektur oder andere interessante Orte geht. Die Leute sind immer genervt von mir, wenn ich einfach stehen bleibe und mir zu viel Zeit nehme, um ein paar dumme Sachen zu fotografieren ...

Was ist dein Lieblingsfoto? Kannst du uns die Geschichte dazu erzählen?

Es ist ein Foto, das ich vor ein paar Jahren gemacht habe. Es wurde aufgenommen, als ich noch im Ruhrgebiet studiert habe. Die meisten Leute denken, dass die Region einfach hässlich sei, aber das ist sie in Wirklichkeit nicht. Es gibt so viel zu entdecken und alles hat einen besonderen Charme. Zwischen den alten Kohleminen und Stahlwerken liegen Strukturen wie das Kunstwerk "Tiger and Turtle" von den Künstlern Ulrich Genth und Heike Mutter. Als ich über diese architektonische Struktur stolperte, war ich sofort begeistert und verschoss eine ganze Rolle Film, während die letzten Minuten mit Tageslicht verstrichen. Für mich hat dieses Foto einfach eine großartige Stimmung.

Was macht deiner Meinung nach ein "gutes Foto"?

Für mich sollte ein gutes Foto ein Blickfang sein. Entweder ist es ein großartiger, offener Moment, eine interessante Perspektive oder eine hervorragende Verwendung von Farben.

© Tobias König

Definiere deinen Stil in 5 Worten.

Licht, Schatten, Architektur, Schwarz und Weiß.

Die Arbeit welcher Künstler verfolgst du regelmäßig?

Wie ich bereits erwähnt habe, verfolge ich meistens die Arbeiten von Menschen, die ich durch die Kamera kennengelernt habe. Da ist Julian von It Is November, der ein toller Reisegefährte ist, Pramudiya, der erstaunliche Portraits macht und Oz Barak, der auf erstaunliche Weise Farben verwendet.

© Tobias König

Welchen Rat würdest du angehenden Fotografen und Kreativen geben?

In Zeiten, in denen so viel Social Media konsumiert wird, muss man sein Handy manchmal zur Seite legen und über sich und seine Arbeit nachdenken. Erschaffe mehr als zu konsumieren. Finde deinen eigenen Weg, anstatt das zu kopieren, von dem du glaubst, es könnte anderen gefallen.

Was ist deiner Meinung nach wichtiger - Talent oder Können?

Wenn du mich fragst, muss man unbedingt gewisse Fähigkeiten haben. Talent kann es einem natürlich sehr viel einfacher machen, diese Fähigkeiten zu erlangen.

© Tobias König

Was war der denkwürdigste Rat, den du in deiner Karriere als Fotografin erhalten hast?

Es könnte der gute alte Chase Jarvis gewesen sein: "Trage deine Arbeit nach draußen, verbinde dich mit anderen und verbringe so viel Zeit wie möglich mit dem, was du tun willst."

Welche anderen Interessen hast du außerhalb der Fotografie?

Kunst, Architektur, Musik, Essen und Kaffee.

© Tobias König

Wie sieht für Tobias König ein perfekter Tag aus?

Der perfekter Tag: Früh in einer Stadt aufzuwachen, in der ich noch nie war, ein paar Fotos zu schießen, bevor ich mit einem guten Kaffee langsam frühstücke. Wenn möglich, würde ich später am Tag eine Galerie, eine Ausstellung oder ein Museum besuchen und zwischendurch etwas Essen und Kaffee trinken.

Was steht als nächstes für dich an?

Ich möchte dieses Jahr noch eine Ausstellung machen und endlich eine Website erstellen, die sowohl meine analoge als auch meine digitale Arbeit verbindet. Aber das Wichtigste: Herauszufinden, wo ich mit all dem hingehen will ...

© Tobias König

Irgendwelche letzten Worte für unsere Leser und Leserinnen?

Danke für die Einladung. Wenn jemand mehr erfahren möchte, kontaktiert mich bitte auf Tumblr oder Instagram.


Wir danken Tobias, dass er uns seine Arbeit im Online Magazin hat zeigen lassen.

geschrieben von cheeo am 2018-05-07 in #Menschen
übersetzt von dopa

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