OTAMP: David Bogners demokratisierte Fotografie
1 Share TweetOne Thousand And More Pictures - unter dem Motto haben sich in Wien Fotografen zusammengeschlossen um gemeinsam mit einem spannenden Projekt ihre Liebe zur Analogfotografie zu teilen – und ihre Bilder mit der Welt.
What you see is what you get klingt nicht nur super albern, sondern ist auch schon lange nicht mehr spannend. Das Schöne an der Analogfotografie ist eben genau die Tatsache, dass man es erst einmal nicht so genau weiß, wie das Resultat am Ende aussehen wird. Ein Gruppe von Fotografen hat sich vor einer Weile in Wien zusammengeschlossen und mit One Thousand And More Pictures, kurz OTAMP, ein Projekt ins Leben gerufen, dass genau diese Besonderheit der Analogfotografie zu feiern scheint. Ähnlich wie bei Crowd Funding Projekten, zählt die Idee als Kunst, in die zu investieren gilt. Von dem gesammelten Geld wurden die Filme der Fotografen schließlich entwickelt und jeder Unterstützer durfte sich am Ende aus dem Pool der Resultate sein Lieblings-Print aussuchen.
Wir haben mit den teilnehmenden Fotografen gesprochen und nachgefragt, wie sie das Projekt erlebt haben.
Dieses Mal im Gespräch: David Bogner
Hallo David, erzähl uns bitte kurz ein bisschen von dir und deiner (fotografischen) Arbeit.
Puh, da gibt's leider echt gar nicht so viel zu erzählen. Wir leben in einem Zeitalter der Bilder — das ist dann durch das iPhone und Instagram noch einmal krasser geworden, aber war schon Anfang dieses Jahrzehnts, als ich Fotos gemacht habe, sehr präsent. Damals waren Ivan the Facehunter und so ein anderer Typ, dessen Namen ich jetzt vergessen habe, gerade Heroes.
Nachtrag: mir ist's wieder eingefallen, Cobrasnake, hier kann man nachlesen, wie er die Zeit damals erlebt hat und es scheint so, als würde er jetzt Fitness Guru werden – WTF.
Jedenfalls, waren die beide Street Style-/Partyfotografen und haben die Hipsterkultur entscheidend geprägt. Bei Partyblogs ging's eher um sehen und gesehen werden und 15 Seconds of Fame und so Zeug, aber das coole daran war, dass es dadurch auch völlig legitim wurde, wenn jemand mit einer Kamera seine oder ihre Freunde fotografiert hat. Immer dabei zu sein, immer abzudrücken, völlig unabhängig davon, ob das Foto jetzt künstlerisch oder der Mensch vor der Kamera eine Berühmtheit war. Dass das Erlebnis echt und authentisch (mit allen Fallen und Stolpersteinen der Inszenierung) ist, wurde wichtiger als Perfektion und Kunstfertigkeit. Eine Revolution.
Ein wenig ist das auch schon vor dem Internet passiert, Larry Clark ist ein gutes Beispiel für jemanden, der auf diese Weise groß geworden ist. Aber die meisten Fotos, wo ein ganz normaler Mensch seine Szene dokumentiert, hat niemals jemand zu Gesicht bekommen. Jetzt ist das noch immer genauso, 99,99999% der Fotos, die gemacht werden, sieht niemand, aber dem Internet sei Dank besteht jetzt zumindest die Möglichkeit, dass ein Foto Millionen Menschen erreicht. Und es ist alles viel billiger geworden, jeder hat die technischen Voraussetzungen um 5 Milliarden Pixel Bilder zu machen. Also Fotografie hat sich wie alles auf der Welt, abgesehen von der Demokratie, demokratisiert, haha. Und ich bin einfach nur ein weiterer Typ, der das ein paar Jahre gemacht hat.
Also zusammenfassend: Mir ging's einzig und allein darum, meine Freunde zu fotografieren und ein paar dieser Momente festzuhalten.
Wie bist du auf das Projekt OTAMP gekommen und was hat dich daran gereizt?
Paul kenne ich aus genau dieser Zeit und ich hab' auch immer hustlen müssen, dass ich Filme entwickelt bekomme — also war das Konzept für mich schon einmal super. Dazu kommt die Zufälligkeit und die Tatsache, dass die Fotos so billig sind, dass sie fast jeder kaufen kann. Bei all der Scheisse, die das Internet über uns hereinbrechen lässt, sieht man hier halt auch wieder die Stärken: Es werden Menschen zusammengebracht, so dass alle etwas davon haben.
Jetzt endlich die Frage, die uns auf der Zunge brennt: Was war das für eine Party und hast du abseits der Fotos auch noch Erinnerungen daran?
Erinnern kann ich mich noch an alles, haha, weil ich nämlich fast keinen Alkohol mehr trinke und auch viel weniger ausgehe. So ist das wohl, wenn man älter wird. :(
Die meisten Fotos sind von der T-Ser GANG ODER GAR NICHT Release Party im 21.Haus. Das hat mich sehr beeindruckt, weil ich das Gefühl hatte, dass ich beim Beginn eines Rap-Movements aus Österreich dabei bin. Dann war da noch die Geburtstagsparty von Wolfram und noch ein paar andere.
Teile deiner Serie sehen nach spontanen Schnappschüssen aus. Liegen wir da richtig? Gab es denn nach dem Entwickeln irgendwelche besonderen Überraschungen für dich?
Ja, wie oben schon gesagt, ging's mir komplett ohne künstlerischen Anspruch darum, eine gewisse Zeit zu dokumentieren. Das hab ich hauptsächlich für mich und die Menschen, die auf den Fotos sind, gemacht. Aber der Gedanke, dass irgendwann in 1000 Jahren meine Negative gefunden werden und sich ein Archäologe denkt: Wow, die 2000er waren ganz schön fucked up! würde mir auch gut gefallen. Heute passiert das alles auf Instagram und ist viel vergänglicher und dadurch noch mal ärger, weil man sich in dem Wissen, dass die Stories nach 24 Stunden wieder weg sind, viel weniger scheißt. Die Crew, die ich da am meisten feiere, sind die Call Boyz.
Hast du für das Projekt speziell Fotos geschossen oder hattest du bereits einen alten Film zuhause, den du dafür verwendet hast?
Es waren alles alte Filme. In den Hochzeiten, so um 2012 herum, hab ich jedes Wochenende 3-4 Filme verschossen. Jetzt sind's vielleicht 10 oder 20 im Jahr, die ich dann meistens auf einen Schlag entwickeln lasse. Und statt Partys und Drogen sind auf den Fotos von jetzt meine Familie, meine Freundin oder Ausflüge drauf.
Rückblickend auf das OTAMP Projekt: Welchen Mehrwert konntest du als Künstler daraus ziehen, bis auf die Tatsache, dass die Kosten der Filmentwicklung wegfielen?
Ich seh' mich eben gar nicht als Künstler, aber ich hab' mich sehr gefreut, dass ich ein paar Fotos ausstellen durfte. Das war für mich eine große Ehre. Und ich hab ein Set an Fotos der anderen FotografInnen bekommen.
Kannst du uns zum Abschluss noch dein Lieblingsbild aus deiner Serie für OTAMP auswählen und erzählen weshalb?
Das ist echt schwierig. Ich glaub ich muss drei nehmen, haha.
Ich mag die Bilder sehr gern, weil sie sich für mich so real anfühlen.
Auf dem Foto mit Roshi beim Kuchen essen und Feiern kommt für mich so viel Herzlichkeit und Coolness rüber, und das fühle ich bei dem Foto von Meydo auch. Der zieht einfach sein Ding durch. Die Pose ist so US-Rap Star like, man glaubt, es funktioniert nur, wenn das Drake umringt von Fotografen macht, aber für Meydo ist es völlig egal, dass da nur ein waach ausschauender Typ im Hintergrund da ist, haha. Und last but not least Maxi — er ist in all den Jahren die Person, die am öftesten auf meinen Fotos zu sehen ist.
Folgt David und seinen Freunden auf Parties und durch den Alltag über Instagram
geschrieben von birgitbuchart am 2017-11-17 in #News #Menschen
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