LomoAmigo Osman Demir über die 3D-Fotografie

Wir haben mit Osman Demir über seine aktuelle Ausstellung von 3D-Pinhole-Fotos im Lomography Embassy Store Istanbul geplaudert. Kramt eure 3D-Brillen heraus und lest weiter!

Hallo Osman, bitte erzähl uns etwas von dir.

Ich bin Absolvent der Mimar Sinan-Universität, Abteilung für Fotografie. Ich mache gerade meine Master an derselben Uni. In den vergangenen anderthalb Jahren habe ich Kontaktabzüge von Ara Gülers gescannt und meine Masterarbeit wird sich mit ihnen befassen. Meine Werke wurden zweimal auf der Tüyap Art Fair gezeigt; Zuerst 2014-15 als Teil der Sammlung "Digital Obscura", kuratiert von Ozan Bilgeseren, und im vergangenen Jahr, 2016, als Teil der Künstlergruppe "Taşeron Independent Art Initiative", kuratiert von Şahin Domin und Osman Nuri İyem. Ich war einer von zehn Künstlern, die an der Ausstellung Günümüz Sanatçıları 2016, kuratiert von Akbank Sanat, teilnahmen. Im vergangenen Jahr war ich einer der Künstler des Projektes "EXILE", das auf der Photokina den Hauptpreis des von Leica gesponserten Wettbewerbs "Kommende Meister der Fotografie" gewann.

Wie begann dein Interesse an der Fotografie? Erinnerst du dich an deine erste Kamera?

Mein Vater hatte ein Eis-Café in Üsküdar und ich war Schüler an der weiterführenden Mimar Sinan-Schule. In den Ferien habe ich ihm immer geholfen. Eines Tages kam ein Hafenarbeiter, der mit meinem Bruder befreundet war, mit einer Canon Canonet 28 vorbei und mein Bruder kaufte sie ihm ab. Das erste an das ich mich erinnere, sind die Reflektionen an ihrem glänzenden Metallgehäuse. Ich weiß noch, wie beeindruckt ich war und so hat alles angefangen.

Du interessierst dich besonders für die Pinhole-Fotografie. Was interessiert dich daran besonders?

Mit das Beste an der Mimar Sinan-Universität ist dieses Atelier-Gefühl, das über die Meister-Lehrling-Beziehung hinaus geht. Die Ausbildung, die mit der Dunkelkammer beginnt, hat mich inhärent beeinflusst, meine Aufmerksamkeit auf die Camera Obscura zu lenken. Auch, wenn das heute alles als ein alternativer Prozess gilt, bleibt es einflussreich, wie die Wurzel der Fotografie, auch noch im heutigen, digitalen Umfeld. In Bezug auf die technische Umsetzung und die Ergebnisse, sind Lochkameras sehr künstlerisch und ich liebe ihre Ästhetik. Ich glaube, was mir am meisten an der Fotografie gefällt, ist, dass ich mich ganz auf Pinholes konzentrieren kann, um die Ästhetik in Frage zu stellen. Und doch habe ich das Gefühl, als hätte ich gerade erst begonnen. Wie es in einem alten Sprichwort heißt: "Man kann sich nicht verirren, wenn es egal ist, wohin man geht.” Ich denke, das ist, was die Fotografie ausmacht.

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Deine Ausstellung, Untitled, wird gerade im Lomography Embassy Store İstanbul gezeigt. Wie hat sich dieses Projekt entwickelt?

Ich hatte eine Holga Panorama-Lochkamera. Ich habe Doppelbelichtungen damit gemacht. Sie produziert 6x12 cm Negative.Beim Fotografieren damit, entdeckte ich zum einen die Pinhole-Ästhetik und genoss zum anderen die Perspektive in der sie die Realität aufnimmt. Ohne Objektiv und Sucher Mittelformat-Negative zu machen, ist als blicke man in eine andere Welt. Außerdem führt Lomography die analoge Tradition fort. In dem heutigen fotografischen Umfeld, traf dieses Projekt auf Lomography und diese Kombination schuf so eine Anziehungskraft, die dann zum Auslöser der Untitled -Ausstellung wurde.

Die Fotos der Ausstellung wurden alle in der antiken griechischen Stadt Salamis aufgenommen. Wie hat die Wahl des Standortes die Ergebnisse beeinflusst?

Ich habe eine zweite Holga 3D-Pinhole gekauft, nachdem ich an der Mimar Sinan-Universität einen Kurs bei Seçkin Tercan belegt hatte. Ich habe sie mitgenommen, als ich während der internationalen Fototage Nordzypern zweimal besuchte. Salamis war für diese Aufnahmetechnik günstig gelegen. Es gab viele vertikale und horizontale Objekte, die das Projekt verstärkten. Salamis ist der eigentliche Protagonist und in der Tat hat es noch viel mehr zu erzählen.

Welches deiner Fotos aus der Ausstellung ist dein Favorit? Teilst du dessen Geschichte mit uns?

Ich interessierte mich immer schon für alte Städte. Eine Zeit lang wurde Salamis von Alexander dem Großen regiert. Und ich war immer davon fasziniert, wie die Insel trotz ihrer Isolation zu einem Zentrum der Macht werden konnte. Ich wählte absichtlich die frühe Stunden des Tages, an denen das Licht noch nicht so diffuse war. Auf diese Weise war der Kontrast kein Problem mehr und ich begann, eine Beziehung zwischen dem Ort und den Ruinen herzustellen, bei der die Stadt im Mittelpunkt stehen sollte. Es gibt ein Foto von einem Steinhaufen, der aussah, als käme er gerade aus einem Bild von Jeff Wall. In dem Moment, in dem ich ihn gesehen habe, gab es nur eine Sache, die ich machen wollte: meine Kamera darauf auszurichten und eine Geschichte heraus zu quetschen.
Der Steinhaufen sollte mir seine eigene Geschichte erzählen. Und es hat geklappt.

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Wie würdest du den Effekt der Bilder von 3D-Lochkameras beschreiben?

Eine sehr gute Frage. Das wichtigste Merkmal von 3D-Lochkameras ist, dass sie für das Publikum die Illusion einer Beziehung zwischen Objekt und Raum schaffen. Es gibt einige Regeln, die man beim Fotografieren beachten muss, um den Anaglyph-Effekt zu erzielen. Bilder, die mit 3D-Brillen betrachtet werden, hinterlassen einen völlig anderen Eindruck bei den Leuten. Übrigens ist die 3D-Pinhole-Fotoausstellung in dem Lomography Embassy Store İstanbul die ersten ihrer Art in der Türkei.

Hast du irgendwelche Tipps für Leute, die sich für die Pinhole-Fotografie interessieren?

Die Pinhole-Fotografie ist eine experimentelle Technik, doch auch wenn sie nicht oft betrieben oder ausgestellt wird, ist sie immer noch ein sehr wichtiges Element der analogen Fotografie. Sie hat viel zu erzählen. Glaub mir, ihr schöpferische Kraft ist sehr stark! Egal ob in Farbe oder in Schwarz-/Weiß, die Ergebnisse sind faszinierend. Man hat kein Objektiv oder Sucher und das ist der Grund, warum sie so besonders ist. Ich empfehle sie sehr. Versucht es und verliert den Verstand!

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Hast du irgendwelche anstehenden Projekte?

Im Mai werde ich, als Teil der Künstlergruppe Taşeron Independent Art Initiative, eine Installation namens "The Telephone" auf dem Santal Campus der Bilgi Universität, ausstellen. Die Ausstellung wird von verschiedene Initiativen veranstaltet. Ich mag multidisziplinäre Produktion. Ich habe immer auch mit Acryl, Metall, Glas und anderen Materialien gearbeitet. So zeigt die wirkliche Kunst ihren Einfluss. Es ist wichtig, dass der Künstler die Freiheit hat, die Beziehung zwischen dem Objekt und dem Bild zu erforschen. Der heutige Diskurs ist auch mächtig. Ich werde auch auf dem International Bursa Photography Festival ausstellen und mache meine Atelierarbeit weiter. Ich unterrichte an der Kocaeli Universität. Meine Studenten und ich arbeiten derzeit an einem Projekt für die Tüyap Art Fair. Die Termine sind noch nicht sicher, aber wir werden eine weitere Ausstellung im Lomography Embassy Store Istanbul haben und ich möchte mich aus tiefstem Herzen bei Nural und dem Team von Lomography Turkey bedanken.


Vor der Übersetzung ins Deutsche, wurde das Interview von Bengisu Kiraz aus dem Türkischen ins Englische übersetzt.

geschrieben von nural am 2017-05-20 in
übersetzt von dopa

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