Pilderweg - Eine analoge Fotoinstallation

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Seit Anfang 2016 hat das SLAK Kollektiv – bestehend aus uso und Frau Edixa – kontinuierlich am Projekt Pilderweg gearbeitet. Mit der Fotoinstallation bringt das Künstlerkollektiv die (Dr)aussenwelt nach (dr)innen. Die 1'111 Motive sind von der eigenen Haustüre ausgehend und anhand der 7 Themen Steine, Wege, Zäune/Grenzen, Abfall, Wasser, Bäume und Wolken aufgenommen worden.

Von: uso & frau_edixa

Wider das Tempo der Zeit

Alle Fotografien sind mit analogen Kameras, keine jünger als 30, aber einige älter als 50, geschossen worden. Analoge Fotografie ist eine „Schritt für Schritt“-, eine langsame Annäherung an die Abbildung des eingefangenen Augen-Blicks. Schnelle Resultate gibt es keine. Und längst nicht jedes Fokussieren, jedes Scharfstellen heisst auch auslösen.

SLAK on Tour

Die Schönheit des Makels

Abgelaufene Filme, uraltes Fotopapier und längst abgelaufene Chemikalien - nichts wurde weggeworfen, sondern seinem ursprünglichen Zweck zugeführt und verarbeitet. Dass eine solche Vorgehensweise zwingend zu Fehlern führen muss, war klar: Filme hingen in der Kamera fest, wurden mit viel Feingefühl zurück gespult und wieder eingelegt. Der Verschlussvorhang blieb hängen, wodurch zu viel Licht auf den Film fiel. Ob das Trägermaterial an sich noch einwandfrei war, zeigte sich ohnehin erst nach der Entwicklung. Viele dieser sogenannten Fehler jedoch zeichnen ein Bild aus. Es wird „anders“, hebt sich ab. Dieses Abweichen von der Norm ist vom SLAK Kollektiv auch sorgsam als Gestaltungsmittel aufgegriffen worden – gewisse Motive hat es bewusst aus dem Rahmen fallen lassen.

Bilder, die aus dem Rahmen fallen

Die Umkehrung wird zu Umwertung

Bei der Arbeit in der Dunkelkammer taucht die durch das Abdrücken entstandene Aufnahme nach dem Entwicklerbad auf dem Fotopapier auf. Ist die Fotografie trocken, endet der analoge Prozess üblicherweise.

Im Projekt Pilderweg aber ist das SLAK Kollektiv einen Schritt weiter gegangen und hat von jeder einzelnen Fotografie eine „Umkehrung“ – einen Kontaktnegativabzug – erschaffen, womit insgesamt 2'222 Vergrößerungen angefertigt worden sind.

Papierabzüge mit Rahmen, installiert in Raum 2
Papierabzüge ohne Rahmen, installiert in Raum 1

Realisierung

Der Ort der Realisierung, die Galerie Fafou in Oberuzwil (Schweiz) mit ihren zwei Räumen, bietet den idealen Rahmen für die Verwirklichung des Projekts. Bevor sich das Publikum von der Fülle des Pilderwegs in Raum 2 ver-leiten lässt, erlebt es in Raum 1 schlichte Reduktion. Dort sind nur 7 Paare (pro Thema gerade eines) knapp über dem Boden schwebend und als Spiegel des eigentlichen Pilderwegs aufgebaut.

In Raum 2 sind dann 1'111 Motive mit ihrer Umkehrung zu einem Ganzen vereint und an Schnüren von der Decke gaukelnd installiert. Diese schier überwältigende Anzahl an Fotografien steht ganz im Gegensatz zur Beschränkung im ersten Raum. Fülle und Reduktion, Positiv und Negativ, Licht und Schatten, Aussen und Innen – Polarität ist das charakterisierende Thema der Installation.

Mit der Installation Pilderweg bricht das SLAK Kollektiv mit der konventionellen Art, Fotografien zu präsentieren. Das Publikum wird Teil der Installation, ist eingeladen, durch den Pilderweg zu bummeln, stehen zu bleiben, zu fokussieren, auszuwählen, oder einfach weiter zu gehen. Sie sind eingeladen, die Bilder auch mal zu drehen, um sich dann unerwartet von der Schönheit im Negativ überraschen zu lassen.

Die Fotoinstallation Pilderweg in der Galerie Fafou, Oberuzwil, ist ab 19. Januar bis 12. Februar 2017 jeweils Donnerstags, 19 bis 21 Uhr und Sonntags, 14 bis 17 Uhr wieder beschau- und begehbar. Das SLAK Kollektiv ist anwesend und freut sich auf interessiertes Publikum. Für individuelle Besichtigungen wird die Galerie gerne auch geöffnet. Anfragen an: info@fafou.ch.

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Folge den Künstlern auf der Website ihres Kollektivs, auf der Website von Sohmer Foto Art und auf der Website von Frau Edixa.

geschrieben von jennifer_pos am 2017-01-17 in #Kultur #News #analog #slak #pilderweg

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