Kultkamera für kleines Geld: Die Zorki 1
5 13 Share TweetIn der Geschichte der Fotografie gab es schon viele Kamera-Ikonen und ebenso viele Imitationen von Nachahmern. Und dann gibt es noch Kameras wie die Zorki 1, die irgendwie beides ist.
Die Zorki, zu deutsch “scharfsinnig”, des sowjetrussischen Herstellers KMZ wurde ab 1948 als Kopie der deutschen Leica II produziert. Damit war sie baugleich mit der FED 1, die bereits in den 1930ern die Leica kopierte. Wie das Vorbild besitzt die Zorki ein sehr flaches Gehäuse.
Diese Kompaktheit wird von dem Versenkbaren Serienobjektiv, dem Industar-22 1:3,5/50 mm noch betont. Das Objektiv nutzt den für Scharaubleicas typischen M39-Anschluss. Somit sind zumindest theoretisch Leica-Objektive mit der Zorki nutzbar, oder eben andersherum. Der Schlitzverschluss der Kamera erlaubst Verschlusszeiten von 1/20s bis 1/500s und Bulb. Der Fokus erfolgt wie beim berühmten Vorbild auch über einen Messsucher und natürlich nutzt man das von Leica erfundene Format von 24×36mm auf 35mm-Film.
Warum das zum Produktionsstart bereits veraltete Modell der Leica II kopiert wurde und nicht ein neueres Modell, wird wohl im Nebel der Zeit verborgen bleiben. Klar ist aber, dass auch vermeintliche Designfehler des Vorbilds übernommen wurden. So sind sind beispielsweise Entfernungsmesser und Sucher recht weit auseinander und haben einen Metallring, der schon das eine oder andere Brillenglas verkratz hat, wobei Sucher und Entfernungsmesser wegen ihrer geringen Größe kaum für Brillenträger geeignet sind. Auch das Einlegen des Films kann, wie auch beim Original aus Wetzlar, zur schieren Geduldsprobe werden.
Und doch ist das Fotografieren mit der Zorki irgendwie schön. Irgendwie ist die Zorki doch wie eine Leica für den kleinen Mann, kostet sie doch nur einen Bruchteil des Vorbildes. Auch wenn man den Geringeren Preis mit geringerer Qualität (insbesondere des Objektivs) bezahlt. Hat doch jedes “Klack!” des Verschlusses etwas befriedigendes, fast so als hätte man eine Kultkamera für kleines Geld in der Hand.
geschrieben von dopa am 2016-11-05 in #Ausrüstung
5 Kommentare