Erste Eindrücke von der Daguerreotype Achromat Art Lens: Adam Goldberg

LomoAmigo Adam Goldberg nahm die Daguerreotype Achromat Art Lens mit auf eine Tour durch New York City um das “beeindruckende, einzigartige Bokeh dieses Objektivs” zu testen. Erfahre mehr über die Entstehung dieser surrealen Doppelbelichtungen.

Adam Goldberg ist unter anderem Fotograf, Schauspieler, Musiker, Filmemacher und Schriftsteller.

Erzähle uns über deine Fotografie. Wie lange machst du das schon? Was ist für dich das Besondere an der Fotografie?

Ich mache seit meiner Kindheit Fotos. Ich Mit 14 bekam ich von meiner Mutter eine Bell and Howell “Point-and-Shoot”-Kamera. Ich habe noch immer die Fotos aus der High School. Dort habe ich auch einen Foto-Kurs gemacht und fast die Dunkelkammer abgebrannt. Es sind Jahre – genauer gesagt 30 Jahre – seit diesem Vorfall vergangen bevor ich wieder meinen ersten Film entwickelt habe. Ich machte einige Schnappschüsse, war aber auch sehr an der Architektur von Los Angeles sowie an der Banalität der Landschaft meines damaligen Wohnohrts Melrose interessiert. Ich weiß noch, dass ich einen Beitrag für unser Kunst- und Literaturmagazin gemacht habe in dem ich das Neue und das Alte in Melrose verglich. Zu dieser Zeit – Mitte der 80er-Jahre – bestand eine Art Koexistenz: auf der einen Seite der Straße war ein Punk-Store mit Neonschild und gegenüber befand sich ein Seniorenheim aus den 1950er-Jahren. Leider sind diese schrägen, klassischen Angeleneo-Altersheime schon längst wieder verschwunden. Nur eines der größten wurde in ein The Standard Hotel am Sunset Strip umgewandelt. Ich bevorzugte jedoch die Seniorenheime.

Das Faszinierende an der Fotografie war und ist auch heute noch der Aspekt die Zeit stoppen zu können. Außerdem bin ich weniger gut darin, im Moment leben als diesen wahrzunehmen. Ich erkannte, dass die Fotografie diesen Umstand erleichtert — bzw. manchmal aber auch erschwert.

Das Objektiv hat eine faszinierende Geschichte. Was ist dir in den Kopf gekommen, als du die Daguerreotype Achromat 2.9/64 Art Lens zum ersten mal gesehen hast? Was ist das Besondere an diesem Objektiv?

Das Objektiv fühlt sich definitiv wie ein Gerät aus einer anderen Zeit an. Ich habe noch nie zuvor so ein Objektiv mit einem Steckblenden-System verwendet. Damit wird die Blende so ziemlich auf ihre Essenz reduziert — große Öffnungen und kleine Öffnungen. Ich fotografierte jedoch fast immer bei offener Blende. Hier glänzt das Objektiv meiner Meinung nach besonders. Es liegt gut in der Hand und ist einfach zu fokussieren. Es fühlt sich solide an und man wird alleine durch sein Design und dem was man im Sucher sieht dazu inspiriert, Neues auszuprobieren (vorausgesetzt man verwendet eine Spiegelreflexkamera).

Was hast du mit dem Objektiv fotografiert und welche Kamera hast du verwendet?

Ich wollte eigentlich meine Nikon F3 verwenden. Es war jedoch nur ein Test-Objektiv mit Canon-Mount verfügbar also borgte ich mir eine Canon Rebel K2 aus. Das war eine lustige Kombinaton — diese sehr automatische späte analoge Spiegelreflex-Kamera mit diesem Retro-Objektiv.. Aber die Kombination war toll. Wenn man die Fotos das erste mal betrachtet, errät keiner mit welcher Kamera ich diese gemacht habe. Das Objektiv machte in diesem Fall die Fotos und die Kamera ermöglichte mir - bei einem Objektiv mit dem man sehr behutsam umgehen muss schnell zu fotografieren. Zum Beispiel machte ich einige Doppelbelichtungen, bei denen ich den Fokus hin und her drehte während ich die Position behielt. Die Automatik dieser Kamera ließ das ohne weiteres zu. Dazu kam die geringe Tiefenschärfe des Objektivs und die bemerkenswerten unfokussierten Bereiche. Diese Mehrfachbelichtungen gehören zu meinen absoluten Favoriten.

Verlieh die Daguerreotype Art Lens deinen Fotos einen speziellen Look? Erzähle uns mehr von deiner ersten Foto-Session.

Okay da hole ich etwas weiter aus… Ich war in der Stimmung zu fotografieren. Das ist eigentlich sehr oft der Fall. Ich empfinde es oft als Last, aber auch als Notwendigkeit oder inneren Drang.. besonders in New York, wo ich für vier Monate arbeitete. Ich schleppte einige schwere Teile durch New York, denn die Inspiration hört dort nie auf — egal ob du in der Stimmung dazu bist oder nicht. An diesem Tag kam ich gerade von einem Heiler. Ja genau ein Heiler. Ich möchte hier zu sehr ins Detail zu gehen, ich hatte einfach eine Menge körperliche Probleme, die genau im Zeitraum des stressigen Umzugs nach New York besonders akut wurden. Jedenfalls kam ich gerade vom Heiler und fühlte mich leichter, entspannter aber trotzdem ziemlich erschöpft. Und eigentlich hätte ich in dieser Verfassung nichts weniger machen sollen als Test-Fotos zu machen. ABER ich bin sehr froh, dass ich es tat.

Meine Assistentin Melissa Fink und ich gingen zum Tomkins Square Park. Dort mache ich öfters Testfotos mit neuen Kameras oder Objektiven, denn genau gegenüber — in der Avenue A and St. Marks — befindet sich mein liebstes Foto-Labor — Luster Photo. Irgendwas an diesem Park hat mich schon immer inspiriert. Und obwohl ich nicht sonderlich in der Stimmung war, war es aufregend das Objektiv zu testen. Ich rannte durch den ganzen Park und fotografierte alles: von Nieten im Geländer bis hin zu Passanten und viel von Melissa. Es regnete auch ein bisschen — wie immer wenn ich dort bin. Vielleicht regnet es auch einfach nur immer im East Village. Jedenfalls, nachdem ich einen Film verknipst und ihn zu Luster gebracht hatte, gingen wir zurück nach Brooklyn, wo ich wohnte. Davor waren wir noch in Williamsburg, weil ich dort einen Friseurtermin hatte. Wenn man sich dabei in etwas abgelegenere Gebiete wagt, findet man im Gegensatz zum amerikanischen Stil Dinge, die noch aus alten Zeiten stammen. Das Objektiv erzeugt genau diese Ästhetik und erwies sich tatsächlich als Zeitmaschine. Ich wechselte dann zusätzlich zu einem Schwarz-Weiß-Film mit niedrigem ISO (Efke 50), welcher positiv zu dieser Zeitlosigkeit beitrug. Ich fotografierte meinen Friseur, Russell Manley, seinen wunderbar fotogenen Laden und ging dann nach Hause nach Fort Green, wo ich ein paar Dinge rundum dem Haus und meine Muse und Frau Roxanne fotografierte. Später an diesem Wochenende machte ich noch Fotos von Roxanne und meinem kleinen Sohn Bud im Park. Die Kombination aus dem Kono! Rekorder mit dem einzigartigen Bokeh des Objektivs machte sogar die mehr Schnappschuss-artigen Bilder zu Meisterwerken.

Die Linse entspricht ganz der experimentellen Tradition von Lomography. Welche Effekte hast du verwendet, als du mit der Linse fotografiert hast?

Zusätzlich zu den gewöhnlichen Steckblenden gibt es auch noch welche, die sehr interessante Artefakte erzeugen. Diese erscheinen besonders bei mehreren Lichtquellen in den unfokussierten Bereichen. Ich verwendete das Objektiv jedoch am liebsten in seiner einfachsten Form: ohne Steckblende. Das Bokeh war so einzigartig, so greifbar wie ein Bild im Bild und mindestens genau so interessant, wie der Vordergrund. Daher war mir die Daguerreotype Achromat in der “Unplugged”-Version am liebsten.

Auf deine fotografischen Vorlieben bezogen – was ist das beste an der Daguerreotype Achromat Art Lens?

Der lange Anschlag beim Fokus und das einzigartige Bokeh, das perfekt mit meiner Doppelbelichtungs-Technik harmonierte.

Was unterscheidet die Daguerreotype Art Lens von anderen Lomography Art Lenses?

Wenn man die Bilder der Petzval sieht würde ich sagen, dass der Hauptunterschied zwischen den beiden Art Lenses das Bokehs ist — das der Daguerreotype Achromat ist eher cremig/durchgängig und das der Petzval ist dieser klassische “Swirl”.

Warum überhaupt ein Objektiv mit besonderen Effekten verwenden?

Ich denke, dass dich verschiedene Kameras oder Objektive inspirieren können und du somit zu neuen Ergebnissen kommst. Dieses Objektiv passt gut zu den “träumerischen”, oft surrealen Bildern, die ich so gerne mache. Es geht nicht nur um die Signatur des Objektivs oder der Kamera, sondern auch darum diese Bildsprache in deinen eigenen Stil einzuflechten.

Was würdest du denjenigen raten, die die Linse das erste mal verwenden?

Das ist jetzt sehr persönlich und für manche vielleicht nicht relevant aber ich würde mit dem Objektiv ohne Steckblenden fotografieren. Das erzeugt einen weicheren Fokus. Wenn dir das nicht gefällt, verwende einfach die Steckblenden, um abzublenden. Um aber alle einzigartigen Effekte dieses Objektivs auszunutzen empfehle ich mit ihrem träumerischen Look so weit zu gehen, wie du kannst. Suche interessante Hintergründe — besonders jene mit Lichtquellen wie etwa Lichterketten, Straßenlampen usw.
Ach ja, verliere keine der Steckblenden!


Bestelle die Daguerreotype Achromat Art Lens im Lomography Online Shop vor oder erfahre mehr über Adam’s Arbeiten auf seiner Website, auf Instagram und Tumblr.

geschrieben von Katherine Phipps am 2016-07-26 in #Ausrüstung #Menschen #Anleitungen

Daguerreotype Achromat 2.9/64 Art Lens

Die Daguerreotype Achromat 2.9/64 Art Lens ist mit Canon EF, Nikon F, oder Pentax K Bajonetten sowohl für digitale, als auch analoge Kameras erhältlich. Mit einem passenden Adapter, kannst du sie auf viele weitere Kameras montieren.

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