Günstige Objektive: Industar 50-2 3.5/50 (M42)

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Industar 50-2 3.5/50

1959 brachte die sowjetische KMZ-Manufaktur, die Macher der Zorki- und der Zenit-Kameras, eine etwas weniger lichtstarke Kopie des Zeiss Tessar 50mm f/2.8 mit 4 Linsen in 3 Gruppen heraus: Das Industar 50-2 3.5/50. Die Zorki 1 nutzt eine zusammenschiebbare Version dieses Aufbaus mit M39-Gewinde, das Industar 50-2 mit M42-Gewinde entdeckt man indes meist an der Zenit B.

Industar 50-2 an Minolta Dynax 5 (adaptiert)

Sieht man sich dieses Standard-Objektiv an, wirkt es alles andere als Standard, denn es ist ungewöhnlich klein. Mit grade mal 19mm (minimale Größe) so klein, dass es an deiner Kamera wie ein kleines Stupsnäschen wirkt. Der Fokus erfolgt über einen Ring am Objektivzylinder, die 7 Lamellen der Blende stellt man jedoch über einen Drehring direkt an der vordersten Linse ein. Dies jedoch durchgehend, ohne “Klicks”. Leider kann es hin und wieder vorkommen, dass die Blendeneinstellung versehentlich verändert wird. Am besten nutzt man also eine Kamera, die eine Zeitautomatik mit Blendenvorwahl nutzt, auf eine Springblende wird man aber auch da verzichten müssen.

Größenvergleich mit AF-Nikkor 50mm f/1.8

An das Vorbild aus Jena kommt es natürlich nicht heran, die berüchtigten Fertigungstoleranzen sowjetischer Planerfüllung und die ganzen Jahre, die das Industar 50-2 auf dem Buckel haben wird, bevor es einem in die Hände fällt, tragen auch nicht zur Qualität bei. Dennoch war ich angenehm überrascht, als ich es (mit Adapter) an meiner Minolta Dynax 5 ausprobiert habe.

Industar 50-2 an Minolta Dynax 5 (adaptiert), auf Foma Retropan 320

Wie zu erwarten, ist das Industar in der Mitte am schärfsten, nimmt zum Rand hin jedoch nur wenig an Schärfe ab, wenn man etwas abblendet. Bei f/3.5 tritt dann aber auch leichtes Vignetting und ein leichter Wirbel auf. Abberation oder Verzerrungen konnte ich keine feststellen, was bei der Brennweite von 50mm ebenfalls zu erwarten war. Die minimale Fokusabstand liegt mit 65cm noch im untersten Normalbereich, Nahaufnahmen von Muttis Blümchen gelingen damit aber nicht. Bei der Fotografie im Freien sei jedoch folgende Warnung ausgesprochen: Das Industar 50-2 ist nicht vergütet, das heißt, je nach Lichtverhältnissen kann das Bild stark an Kontrast verlieren, aber schon leichtes Abblenden kann dem effektiv vorbeugen und zudem auftretendes Vignetting reduzieren.

Industar 50-2 an Zenit EM (M42), auf Lomography CN 100

Das Industar ist unterm Strich ein interessantes Objektiv, wenn man mal was anderes ausprobieren möchte. Zudem ist es, wenn schon kein sowjetrussisches Qualitätsprodukt, dann doch zumindest ein Stück Kamerageschichte, oder vielmehr ein Stückchen. Tatsächlich scheint es recht brauchbar für Portraitaufnahmen. Das Bokeh ist für f/3.5 relativ schön und ermöglicht eine gelungenes Freistellen des Motivs. Kauft man es einzeln, kann man es auf Flohmärkten und Internetauktionshäusern für unter 20€ bekommen. Wenn du Interesse Industar 50-2 hast, dann schau doch auch mal nach der Zenit B bzw. der baugleichen Revueflex B. Die sind oft noch günstiger als das Objektiv allein und du hast direkt eine passende Kamera, um es zu benutzen ;)

geschrieben von dopa am 2016-08-07 in #Ausrüstung #review #industar #kmz

2 Kommentare

  1. rik041
    rik041 ·

    informativer artikel

  2. marcel2cv
    marcel2cv ·

    Eins meiner Lieblingsobjektive. :)

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