LomoAmigo Hamish Gill über die Jupiter 3+ Art Lens

1

Hamish Gill ist ein in Großbritannien lebender Fotograf, der auf seinem Blog Reviews zu den Themenbereichen 35mm Kleinbild, Messsucher und Objektive schreibt. Wir haben ihm eine Jupiter 3+ Art Lens geliehen und im Gegenzug schenkte er uns eines der umfassendsten Reviews, die wir je gelesen haben!

Fotos:Hamish Gill

Erzähle uns ein wenig über dich selbst.

Mein Name ist Hamish Gill und ich bin Profi- und gleichzeitig Hobbyfotograf mit einer besonderen Vorliebe für 35mm Kleinbild- und Messsucher Kameras. Ich fotografiere nun schon seit 24 Jahren; seit 10 Jahren für Geld. Am Anfang fotografierte ich auf Film (natürlich), dann eine Weile digital und analog aber heute fast nur noch auf Film – zumindest wenn es sich einrichten lässt. Gerade bin ich einer kommerziellen Filmfotografie-Firma beigetreten, die sich Shoot Rewind nennt und so beginne ich gerade damit die Wunder der Filmfotografie zu genießen und gleichzeitig Geld dabei zu verdienen – etwas, was ich mir vor ein paar Jahren nicht im Traum hätte vorstellen können. Abgesehen davon schreibe ich gerne, was mit der Zeit etwas wie ein zweites Hobby geworden ist. Ich schreibe oft ausschweifende Reviews über Filmkameras und Objektive für meinen Blog 35mmc.com .

Fotos:Hamish Gill

Wie war es für dich mit der Jupiter 3+ Art Lens zu fotografieren?

Ich habe es wirklich genossen! Es ist ein faszinierendes Konzept, dass ein Objektiv, das ursprünglich in den 1920ern entworfen und von den Russen in den 40ern kopiert wurde nun mit ein paar Verbesserungen im Jahr 2016 wieder erhältlich ist. Als großer Fan des modernen 50mm f/1.5 ZM Sonnar — Zeiss’ moderne Inkarnation des früheren Designs — war ich ganz wild darauf, eine noch originalgetreuere Version der alten Linse in ihrem heutigen Auftritt zu sehen.

Was ich am interessantesten fand war nicht die Ähnlichkeit beider Objektive, sondern ihre Unterschiede. Das Zeiss Objektiv hat seine Objektiv-Fehler und einen starken Charakter, aber wenn du es erst einmal beherrschst ist es relativ einfach, zuverlässige Resultate zu erlangen, die sich nicht großartig voneinander unterscheiden. Von seiner Leistung her unterscheidet es sich nicht großartig von moderneren Objektiven.

Im Vergleich kreiert die Jupiter 3+ Art Lens viel mehr eine Vintage-Optik. Unterschiede in der Perspektive, in der Helligkeit und der Blende wirken sich viel stärker auf das fotografische Ergebnis aus. Der Fairness halber muss man sagen, dass das neue Jupiter 3+ Objektiv im Vergleich mit vielen modernen Objektiven makelhaft erscheint. Aber natürlich ist das auch gerade seine Stärke. Jeder, der von diesem Objektiv ähnliche Resultate wie von herkömmlichen Objektiven erwartet setzt dabei aufs falsche Pferd. Bei diesem Objektiv geht es um Unvollkommenheit. Arbeite damit, lass es deine Arbeit beeinflussen, lass es dein Verlangen und dein glücklicher Zufall sein und lass es einfach zum teil des Stils deiner Arbeit werden. Ich denke, das lässt sich für alles formulieren, was Lomography produziert, also was soll ich dazu noch erzählen?!

Mir hat es eine Menge Spaß gemacht zu lernen wie das Objektiv funktioniert und zu entdecken, wie es meine Fotografie beeinflusst – ich kann definitiv sagen, dass die Zeit, in der ich mit ihm fotografierte einige Bilder hervorbrachte, über die ich sehr glücklich bin!

Irgendwelche Tipps zum Fotografieren mit dem Objektiv?

Natürlich muss man die Unvollkommenheit lieben, um dieses Objektiv zu genießen — aber das muss ich hier ja sicher auch nicht erklären… Meiner Ansicht nach muss man diese Unvollkommenheit bei jeden Objektiv zunächst aber auch lernen.

Das Fotografieren mit dem neuen Jupiter 3+ Art Lens mit weit geöffneter Blende ist eine der heikelsten Charaktereigenschaften des Objektivs. Hierbei gibt es ein viel größeres Potenzial für Linsenflecken. Darüber hinaus ist das Bild viel weicher, wenn die Blende weit offen ist. Abgesehen davon wird alles zu den Ecken hin eh viel weicher gezeichnet. Und du bekommst bei offener Blende ein unglaubliches Bokeh mit getupften Highlights hinter deinem Motiv. Das Bokeh ist wirklich außergewöhnlich.

Mit all dem kannst du natürlich herumspielen indem du die Linse anders einstellst oder die Umgebung wechselst. Abblenden reduziert jedoch all die genannten Effekte. Gleichzeitig erhältst du dadurch unglaublich scharfe Ergebnisse im Zentrum deines Frames. Wenn die Sonne über deine Schultern scheint reduziert das die Flecken ein wenig und ein aufgeräumterer Hintergrund kann ein wundervoll weiches Bokeh zaubern anstelle von wahnsinnigen Blasen.

Meines Erachtens zeichnet sich diese Linse zum einen durch ihre inhärenten Fähigkeit zur Unvollkommenheit aus und durch die 3D-artige Bilder zu kreieren. Oder beides gleichzeitig. All seine Effekte können einfach erlernt und genutzt werden, wenn man lernt, wie das Licht und unterschiedliche Blenden die Ergebnisse beeinflussen. In meinem Review werde ich diesbezüglich noch mehr ins Detail gehen. Am meisten Freude habt ihr allerdings, wenn ihr das Objektiv im Bereich eurer eigenen Fotografie ausprobiert!

Was wird das Jahr 2016 noch bringen?

Mehr Fotografie, mehr Kameras, mehr Objektive, mehr Blogging… Und wenn alles klappt plane ich ein sehr interessantes Projekt für den Spätsommer.

Besuche sein 35mmc.com Blog, um das ganze Review des Jupiter 3+ zu lesen.

2016-06-21
übersetzt von annelena1108

Ein Kommentar

  1. steamtug1959
    steamtug1959 ·

    ....sehr gut geschrieben & super Jupiter-Fotos !!!!!

Mehr interessante Artikel