Von Experimentell bis Gewöhnlich: LomoAmigo Martin Dietrich Testete die Minitar-1 Art Lens

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Um einer Welt von Zahlen und Formeln entfliehen zu können, entdeckte der Wirtschaftsprüfer Martin Dietrich vor sieben Jahren die Fotografie als kreativen Ausgleich für sich. Auf einer Reise nach Paris verliebte er sich sofort in analoge Fotografie – seitdem ist er fasziniert von der Magie des Films. Nichtsdestotrotz schätzt er die Vorteile digitaler Fotografie. Für Lomography testete er die LC-A Minitar-1 Art Lens auf seiner Fuji X-Pro 1 Kamera. Sieh dir Martin’s Fotos an und erfahre mehr über den Gründer des beliebten Neoprime Magazins.

Name: Martin Dietrich
Beruf: Wirtschaftsprüfer & Entrepreneur
Stadt: Frankfurt am Main, Deutschland
Kamera: Fuji X-Pro 1

© Martin Dietrich

Hi Martin, stelle dich doch kurz der Lomography Community vor.

Mein Name ist Martin, ich bin 31 Jahre alt und Fotograf aus Frankfurt am Main, Deutschland. Beruflich bin ich gefangen in einer Welt voll mit Zahlen und Formeln. Für mich ist die Fotografie sozusagen ein kreativer Ausgleich. Über die Jahre wurde es zu einem fixen Bestandteil meines Lebens, der immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Im Februar 2014 realisierte ich einen Lebenstraum und gründete ich zusammen mit meinem guten Freund Marius Vieth das Neoprime International Fine Arts Label. Wir verkaufen dabei unsere Fotografie als limitierte Kunstdrucke und versuchen dabei jungen & aufstrebenden Künstlern eine Platform zu bieten, wo sie ihre Arbeiten verkaufen können. Die Website ging im März 2014 online und wir waren sehr neugierig wohin sie uns bringen würde. Vor kurzem im November 2015 veröffentlichte ich mein eigenes Fine Art Photography Magazine. Veröffentlicht von Neoprime und ich bin der Designer, Redakteur & Kurator.

Wenn ich gerade keine Kamera in meinen Händen habe, höre ich gerne Musik, lese gerne und unterstütze meinen Lieblings-Fußballclub bei Heim- oder Auswärtsspielen in ganz Deutschland und Europa. Aber die meiste Zeit genieße ich es, mit meiner wunderbaren Frau zusammen zu sein.

Wodurch wurdest du zum Fotografen und wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Irgendwie hat mich die Fotografie angefangen zu begeistern, als ich 2009 begann Fotos zu machen, um den Zahlen und Fakten in meiner Arbeit für einen Moment zu entrinnen. So entdeckte ich mein kreatives Ich indem ich 2009 eine einfache Pentax ME und 10 Rollen Film mit auf eine Reise nach Paris mitnahm. Diese 10 Rollen waren sozusagen der Auslöser. Ich schätze die Vorteile digitaler Fotografie, bin gleichzeitig jedoch genauso fasziniert von analoger Fotografie.

Meine Arbeit ist meist zu einem gewissen Grad minimalistisch, von geometrischer Natur und beinhaltet starke Linien und Formen. Meine Arbeit handelt größtenteils von urbanen Themen, wie Architektur und Street-Photography.

© Martin Dietrich

Ich bin gefesselt vom Konzept des Minimalismus und der Abstraktion. Was mich an der Abstraktion fasziniert ist die Möglichkeit, Visionen umzusetzen, für die meine Umgebung auf den ersten Blick nicht passend erscheinen, wenn nicht sogar ungeeignet. Das macht einen unabhängig von bestimmten Umständen, wie zum Beispiel Wetter, Uhrzeit Ort oder Situation. Das ist der Grund warum die Abstraktion mit wenig Aufwand oder Kosten eine Vielzahl an Motiven hervorbringen kann. Du musst dafür nicht unbedingt an bestimmte Orte reisen oder auf die richtigen Umstände warten. Abstraktion schafft es, die Motive aus ihrem Kontext zu reißen. Der eigentliche Kontext eines Motivs mag — zum Beispiel — der Ort, die Zeit oder der historischer, kultureller oder idealistischer Hintergrund sein. Oder genau gesagt: all die Dinge, die man mit dem Motiv assoziiert, können entfernt oder versteckt werden. So kann man sie komplett neu interpretieren oder sie den Betrachter auf seine eigene Weise interpretieren lassen. Abstrakte Arbeiten funktionieren auch ganz ohne greifbare Referenz an ein Motiv. Darum ermöglicht Abstraktion eine unendliche Zahl an Interpretationen. Sie kann Fragen aufkommen lassen oder die Fantasie anregen. Meiner Meinung nach ist die Abstraktion meistens automatisch mit dem Minimalismus verbunden. Minimalismus ist für mich — um es kurz und halbwegs präzise zu halten — die Reduktion auf das Wesentliche oder auf bestimmte, aufregende Aspekte. Was die Essenz des Motivs ist, ist einerseits von der Kreativität des Künstlers abhängig und auf der anderen Seite von der Wahrnehmung des Betrachters. Diese Wechselwirkung ist ziemlich aufregend.

© Martin Dietrich

Nachdem ich nun schon so lange in einer Stadt wie Frankfurt lebe ist die Urbanität etwas, das mich sehr fasziniert. Urbane Themen fühlen sich einfach sehr vertraut und vielfältig für mich an. Darum ist die Street-Photography ein Genre, in das ich sehr interessiert bin. Mich fasziniert die Tiefe einer guten Straßen-Aufnahme. Sie ist ein Abbild der Realität, ein echter Moment, eingefroren in der Zeit und schafft trotzdem so viel Raum für verschiedene Interpretationen, Geschichten und Bedeutungen. Street-Photography ist nicht künstlich, es ist die echte Welt mit echten Charakteren und echten Momenten.

Manchmal nehme ich mir auch mal eine Pause, ändere meine Meinung und meinen Fokus, um das zu machen nachdem mir gerade ist ohne mir Gedanken über ein bestimmtes Thema oder einen Stil zu machen.

Du hattest vor Kurzem die Möglichkeit, die Lomo LC-A Minitar-1 Art Lens zu testen. Welche Kamera hast du dazu verwendet und wie hat dir die Linse gefallen?

Zuerst möchte ich euch für diese Möglichkeit danken. Ich mochte die Linse sehr und ich hatte viel Spaß damit. Ich verwendete sie mit meiner Fuji X-Pro 1. Mit dem M-Mount-Adapter hatte ich keine Probleme, sie zu montieren und meine Kamera darauf einzustellen war ebenfalls sehr einfach. Das erste, was ich mochte war, dass meine Kamera auf einmal in meine Jackentasche passte. Die Linse ist so viel kleiner als die normale Fuji Linse, dass ich den Gurt entfernte und die Kamera in meiner Tasche mitnahm — das ist einfach genial.

Die Linse selber ist nicht sehr kompliziert: die Blende und der Zonen-Fokus sind die einzigen Dinge, die man einstellen muss. Der Belichtungsmesser funktionierte gut also war es kein Problem, mit der automatischen Belichtung zu fotografieren. Aufgrund eines Kamera-Features beim manuellen Fokus konnte ich sogar die fokussierten Bereiche im EVF sehen. Ich verwende normalerweise den OVF da er heller und schneller ist bzw. mehr als den gewöhnlichen Rahmen aufnimmt. Aber für die Minitar war der EVF die perfekte Lösung.

© Martin Dietrich

Ich muss zugeben, dass es mich einiges an Zeit und viele Versuche kostete bis ich den Fokus verstand. In der Fotografie bin ich kein Perfektionist, was technische Belangen betrifft. Ich zähle nicht die Pixel oder fühle mich vom Rauschen verfolgt wie manch andere Fotografen. Aber wenn es um den Fokus geht muss ich zugeben, dass mir das schon sehr wichtig ist. Darum enttäuschten mich die ersten Importe in Lightroom eher. Auf der Kamera sah alles okay aus. Aber am größeren Bildschirm stellte sich heraus: ich schaffte es nicht ganz. Die meisten meiner Bilder waren nicht wirklich 100% scharf. Was ich jedoch herausfand, kann man auch auf jede andere Linse auch anwenden: umso größer man die Blende öffnet, umso kleiner sind die fokussierten Bereiche. Dieses Prinzip verfestigte sich irgendwie durch die Minitar lens und dem Zonenfokus. Anfangs verwendete ich die Zonen, wie sie auf der Linse beschrieben waren. Später fand ich heraus, es ist besser, jedes Foto einzeln zu fokussieren. Der Fokus ist eigentlich einwandfrei, also muss man sich nicht unbedingt an die vorgegebenen Zonen halten. Das ist eine wichtige Sache, wenn man eine große Blende verwendet und einen guten Fokus erreichen will. Von nun an konzentrierte ich mich auf die betonten Stellen im EVF und schaffte es dan schließlich. Und wenn du das beherrscht, bringt die Linse eigentlich ziemlich scharfe Ergebnisse. Wenn du an Zonenfokus gewöhnt bist sollte es auch kein Problem sein. Ich war das nicht also musste ich mich daran gewöhnen.

© Martin Dietrich

Kannst du uns etwas über die Bilder erzählen, die du gemacht hast?

Eigentlich wollte ich eine ganze Serie mit der Linse machen, etwas, was ich schon lange machen wollte. Ich hatte jede Menge Ideen und Pläne. Leider war ich zu dem Zeitpunkt sehr beschäftigt mit Neoprime und ich hatte nicht so viel Zeit zu fotografieren, wie ich mir erhofft hatte. Aufgrund des Zeitmangels musste ich meine Pläne überarbeiten. Statt einer durchgängigen Serie wollte ich die Dinge etwas durchmischen und verschiedene Stile und Genres mit einbringen. Ich bin mir sicher es tat der Tatsache gut, dass ich die Linse eigentlich testete. Ich mag es, auszuprobieren was möglich ist und das Potential zu entfalten. Darum variieren meine Bilder von experimentell und abstrakt bis eher gewöhnlich und schlicht. Ich entdeckte damit verschiedene Genres und Techniken und entschied mich, manche mehr, manche weniger nachzubearbeiten. Ich erkundete damit die Natur, ländliche Gegenden und Frankfurt. Ich rekonstruierte auch ein paar Bilder, die ich schon mal mit einer anderen Kamera oder Linse gemacht habe um zu sehen, wie das mit der LC-A Minitar funktioniert. Ich hoffe, dass ich es geschafft habe, ein weites Spektrum zu zeigen.

Zeig uns bitte dein liebstes Minitar-Bild und erzähle ein bisschen was darüber.

Das ist schwierig. Ich mag wirklich einige dieser Fotos sehr aber wenn ich eines auswählen müsste wäre es jenes, dass ich “Out There” nenne. Es wurde in einem kleinen Dorf in Deutschland aufgenommen, in dem ich ein paar Tage Urlaub mit meiner Frau nahm. Da gibt es dieses wunderschöne, kleine Hotel mit genialem Essen und jede Menge Ruhe und Frieden. Ich hatte schon mal ein ähnliches Foto ungefähr vor zwei Jahren gemacht als ich das erste mal dort war. Ich hoffte, dass wir wieder das selbe Zimmer bekommen würden und nahm diesmal meine Kamera mit denn, damals hatte ich nur mein iPhone dabei. Ich liebe den Bildausschnitt des Bildes. Der Raum selbst ist dunkel aber man kann das schöne Wetter draußen erkennen. Diese Aufnahme spiegelt wunderbar die Ruhe wieder, die wir erfuhren als wir dort waren. .

© Martin Dietrich

Kannst du uns erklären, wie du diese wunderbaren Langzeitbelichtungen gemacht hast?

Natürlich, liebend gerne. Fotografische Techniken zu verwenden, um abstrakte Arbeiten zu kreieren, die wie Zeichnungen aussehen ist ein Konzept, das ich schon lange im Hinterkopf habe. Das Ziel war es, mit Abstraktion futuristische Visionen zu schaffen und die simple Schönheit architektonischer Linien und Formen hervorzuheben. Diese Vision umzusetzen war was ich zu erreichen versuchte. Ich bekam die Idee, als ich auf den Messeturm in Frankfurt blickte. Wir Einheimischen nennen das Gebäude den “Bleistift” weil er so einem sehr ähnlich sieht. Daraus eine Bleistiftskizze zu machen war der Anstoß für meine Idee. Eine neue Herangehensweise an Langzeitbelichtungen erlaubte es mir schließlich diesen aufregenden Teil zu entwickeln. Belichtung ist ein mächtiges Werkzeug, das ich sehr oft verwende. Damit kann man jede Menge außergewöhnliche Dinge machen. Neben Mehrfachbelichtungen, Bewegungsunschärfe und Lichtspuren denke ich da besonders an die absichtliche Unter- oder Überbelichtung. Eigentlich ist Fotografie das Malen mit Licht auf einem lichtempfindlichen Medium, egal ob Film oder Sensor. Die Fotos, die du meinst wurden mit Überbelichtung gemacht, die durch längere Verschlusszeiten (1/25, 1/15 bis 1/2 Sek.) zusammen mit einem sanften Schütteln und Bewegen meiner Kamera zu Fotos wurden, die wie abstrakte Zeichnungen aussehen. Wie ich schon sage, ich habe das schon mal mit Architektur gemacht und plante schon länger dieses Prinzip auch auf Street-Photography anzuwenden. Leider hatte ich nicht die Zeit, sie zur Perfektion zu treiben oder annähernd an das Level das ich dafür vorgesehen hatte. Aber ich werde mich weiterhin damit beschäftigen und hoffe, dass daraus bald eine ganze Serie wird.

© Martin Dietrich

Hast du irgendwelche Tipps oder Ratschläge an jene, die die Minitar-1 zum ersten mal verwenden?

Der Grund mit dieser Linse zu fotografieren ist, damit Spaß zu haben. Du solltest immer Spaß haben und alles nicht zu ernst nehmen. Nimm sie überall mit wohin du auch gehst. Aber wenn du sie in deine Tasche gibst sei vorsichtig, denn der Blenden-“Ring” kann ziemlich leicht gedreht werden und stoppt in keiner Richtung. Also wenn du deine Kamera aus deiner Tasche nimmst solltest du die Blende kontrollieren denn sie verstellt sich ziemlich einfach. Wenn du schnell Fotos machen möchtest, gib den Objektivdeckel weg, denn er ist sehr klein und muss aufgeschraubt werden. Das nimmt etwas Zeit in Anspruch beim Herunternehmen.

Am Anfang sollte man sich auch etwas Zeit nehmen, sich an den Fokus zu gewöhnen. Die Linse kann echt tolle, scharfe Bilder machen, wenn man den Fokus beherrscht.

© Martin Dietrich

Wofür möchtest du die Linse in Zukunft verwenden? Möchtest du sie auch analog ausprobieren? Wenn ja, mit welcher Kamera?

Ich plane wirklich, die schon genannte Langzeitbelichtungs-Serie in der Street-Photography zu vervollständigen. Die Linse eignet sich perfekt dafür, denn sie ist kompakt, komplett manuell und jederzeit bereit (solange der Objektivdeckel nicht oben ist).

Ich denke schon lange an die Contax G2 und würde liebend gerne die Linse damit ausprobieren. Falls jemand ein gutes Angebot für eine G2 hat, kann mich gerne kontaktieren :-)

Danke für das Interview!

Danke für diese tolle Gelegenheit!


Erfahre mehr über Martin und seine Arbeiten auf seiner Website und auf Instagram. Mehr über Neoprime und das Fine Art Magazin gibt es hier.


Die größte Herausforderung jedes Street-Fotografen ist es, diesen einen Moment einzufangen, der ein Bild unvergesslich macht und es Geschichten erzählen lässt. Nimm die Lomo LC-A Minitar-1 Art Lens mit dir in die Straßen und fange genau diese Augenblicke in einem unverkennbar charmanten Vintage-Look ein. Sichere dir jetzt dein Exemplar.

2016-02-02 #Menschen #lomoamigo

2 Kommentare

  1. baxx
    baxx ·

    Wirklich schöne Fotos, die aber leider nur teilweise den Charakter der Linse zeigen (können). So wird der Meiner Meinung nach für den Charakter der Linse wichtige Randbereich an der APS-C Kamera "abgeschnitten". Die Fotos gefallen mir allerdings sehr.

  2. vintaprint
    vintaprint ·

    Das schönen an den Spiegellosen ist das kurze Auflagemaß das allerlei Bastellösungen zuläßt. Es gibt eine Reihe interessanter Linsen die sich für so etwas hervorragend eignen. Siehe auch meinen alten Artikel zum Zeiss Pantar.(www.lomography.com/magazine/302547-bilder-mit-dem-pantar-ni…)

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