Alternative Verfahren: Cyanotypie

Ein Teil meiner Foto-Welt ist blau. Diesen Zustand verdanke ich einem fotografischen Verfahren, welches 1842 von Herschel entwickelt wurde: Cyanotypie, oder auch Blaudruck. Dieses Edeldruckverfahren hatte mich seit dem ersten Versuch fest im Griff.

Im Grunde genommen ist es wirklich einfach: Chemie anrühren – Papier einpinseln – Negativ aufs Papier legen – UV-Licht dazu – Wasser drüber – trocknen. Aber doch gilt es einiges zu beachten. Seht selbst:

Chemie und Papier:

Bei diesem Verfahren wird zuerst ein fotoempfindliches Papier erstellt. Um dies zu erreichen, werden aus den pulverigen Chemikalien Ammoniumeisen- III- Citrat und Blutlaugensalz mit destilliertem Wasser zwei Lösungen angerührt. Das prozentuale Mischungsverhältnis der jeweilig zugegebenen Chemikalien ist unterschiedlich, abhängig vom gewünschten Blauton. Ich habe zwischen 20-25g bei dem Ammoniumeisen und 8-16g bei dem Blutlaugensalz auf jeweils 100 ml Wasser experimentiert, bis ich meine “eigene” Mischung hatte.

Mischung? Ja, um nun weiter fortfahren zu können, werden beide Lösungen im Verhältnis 1 zu 1 vermischt – ACHTUNG! Sobald beide Lösungen vermischt werden, ist die fertige Lösung lichtempfindlich!! Also Licht aus und Rotlicht an, oder die Tür einen kleinen Spalt auflassen, dass man gerade eben noch sehen kann, was man tut. Denn nun kommt der wirklich wichtige Teil: das Material der Wahl (Papier, Stoff, Holz, Stein) kann mit der Lösung eingepinselt werden. Um Korrosion zu verhindern, nutzt dafür einen Pinsel OHNE Metalleinfassung. Euer nun eingepinseltes Material wird nun getrocknet, entweder per Luft oder Haartrockner. Der Haartrockner frisst zwar Energie und macht den Raum sehr warm, erspart aber hässliche Trocknungspfützen (auf die solltet ihr immer Acht geben – daraus ergeben sich unschöne Flecken im fertigen Bild). Ihr könnt die eingepinselten Papierbögen auch auf einer Leine trocknen, wobei es Laufspuren in der aufgetragenen Flüssigkeit geben kann. Einfach testen, was für euch am besten ist.

Negativ und Licht:

So, das Papier ist fertig. Und nun? Macht euch ein Negativ bereit und druckt endlich ein Bild! Ein Negativ? Jawohl. Bei der Cyanotypie handelt es sich um ein Negativ-/ Positiv- Verfahren. Dies bedeutet, dass ihr euch ein Negativ anfertigt, dies auf das Papier legt und nach der Belichtung mit UV-Licht (Sonne, Gesichtsbräuner) ein Positiv erhaltet. Das Negativ muss also so groß sein, wie ihr euer fertiges Bild haben möchtet! Dafür bastelt ihr euch am besten am PC mit einem Fotobearbeitungsprogramm ein Negativ (wichtig hierbei, dass ihr das Bild wirklich invertiert/ umkehrt!) und druckt es auf Diaprojektor-Folien aus. Das geht sowohl mit Tintenstrahl – als auch mit Laserdruckern, und mehr als einen Schwarz-Weiß-Druck benötigt ihr nicht.

Jetzt also das große Negativ im Dunklen auf das Papier legen, nur noch mit UV-Licht beleuchten und schlussendlich mit Wasser abspülen und somit fixieren. Die Belichtungszeit könnt ihr mithilfe von schmalen Papierstreifen testen, bevor ihr ein komplettes Papier “verhunzt”, weil die Zeit nicht ausreichte oder viel zu lange war. Einfach mehrere Streifen nach und nach immer eine Minute länger als den vorherigen belichten und schauen, wie viel von dem aufgelegten Negativ zu sehen ist. Das Wasser unterbricht den Entwicklungsprozess, spült die nicht entwickelte Chemie herunter und zaubert so das entstandene Blau in euer Bild. Fast schon etwas magisch! Während euer Druck nun zwischen ein paar Lagen Zeitungspapier, und mit Büchern beschwert, trocknet, könnt ihr euch einen hübschen Rahmen kaufen gehen. Wenn ihr schon einen Rahmen habt, könnt ihr euch ja noch die Bilder anschauen, die ich im Cyano-Verfahren entwickelt habe.

Viel Spaß nun mit euren eigenen blauen Wundern!

Ihr habt Fragen? Dann könnt ihr mir gern jederzeit eine Mail schreiben!

Danke @blitzlichtmomente, dass du dein Wissen mit uns geteilt hast! Wenn ihr noch mehr über Tina erfahren wollt, dann schaut mal auf ihrer Website vorbei!

geschrieben von blitzlichtmomente am 2015-11-12 in #Ausrüstung #Anleitungen #tipster #darkroom #handmade #dunkelkammer #cyanotypie #blaudruck #doityourself